Die Verhandlung im Prozess gegen Impagnatiello, der des Mordes an seiner Lebensgefährtin angeklagt ist, begann um 10.05 Uhr vor dem Mailänder Gericht. Giulias Mutter und Bruder waren zusammen mit einigen weiteren Verwandten als Erste eingetroffen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033695_image" /></div> <BR />Kurz darauf betrat auch Giulias Schwester Chiara Tramontano in Begleitung ihres Freundes den Gerichtssaal. Es folgte eine lange Umarmung mit ihrer Mutter Loredana, die bereits in den ersten Reihen hinter dem Anwalt Giovanni Cacciapuoti Platz genommen hatte. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033698_image" /></div> <BR />Als Alessandro Impagnatiello schließlich den Gerichtssaal betrat und vernommen werden sollte, verließ Chiara Tramontano den Gerichtssaal. Ihre Mutter hingegen blieb. <BR /><BR />Impagnatiello, der Jeans und ein langärmliges weißes Hemd trug, erklärte sich bereit, die Fragen der Staatsanwältinnen Letizia Mannella und Alessia Menegazzo zu beantworten.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033701_image" /></div> <BR /><BR /> Alessia Menegazzo fragte den Angeklagten, ob er beabsichtige, das zu bestätigen, was er bereits in den beiden Vernehmungen vor der Staatsanwaltschaft außerhalb des Gerichtssaals zugegeben habe. <BR /><BR />„Ja“, sagte er und fügte hinzu: „Dieser Prozess hilft mir, einige verworrene Gedanken in meinem Kopf zu ordnen“, erklärte Impagnatiello. „Ich möchte die ganze Wahrheit sagen. Heute sehe ich viel klarer und bewusster. Ich bestätige die allgemeinen Aussagen, obwohl es sicherlich einige Unstimmigkeiten gab.“<h3> „Ja, ich habe Giulia getötet“</h3>Dann folgten die konkreten Fragen der Staatsanwältin:<BR /><BR />„Haben Sie Giulia getötet und den Abbruch der Schwangerschaft herbeigeführt?“.<BR />„Ja.“<BR />„Haben Sie den Leichnam versteckt?“.<BR />„Ja“.<BR />„Wann haben Sie sie getötet?“<BR />„Am Abend des 27. Mai“<BR /><BR />Alessandro Impagnatiello wirkt ruhig und gefasst, seine Stimme ist fest, sein Gesicht tränenlos. „Ich habe Giulia nie glauben lassen, dass sie verrückt ist, ich habe ein unendliches Lügenschloss gebaut“, sagte Impagnatiello, „ein Meer von Lügen, in dem ich selbst ertrunken bin“, sagte er.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033713_image" /></div> <h3> „Wechselbad der Gefühle“</h3>Dann folgten weitere Details aus seinem Leben mit Giulia und der Zeit, als er parallel eine weitere Freundin hatte. Alessandro Impagnatiello gab an, dass bei ihm, als er von Giulias Schwangerschaft erfuhr, „ein Wechselbad der Gefühle“ begann. „Der Geliebten berichtete ich, dass ich immer noch in Kontakt mit Giulia war, um sie während der Schwangerschaft zu unterstützen, weil sie sie sowohl physisch als auch psychisch belastete. Ich habe ihr aber erzählt, dass ich nicht der Vater des Kindes bin.“ Impagnatiello erzählte auch, wie er den gefälschten DNA-Test erstellte, um ihn seiner Geliebten zu zeigen: „Ich habe ihn aus dem Internet und habe die Überschrift geändert.“<BR /><BR />Loredana, Giulias Mutter, hörte sich die Worte des geständigen Mörders ihrer Tochter von der zweiten Bank des Gerichtssaals aus an. Vor ihr auf der Bank ein Foto von Giulia.<h3> „Wollte nicht gedemütigt werden“</h3>Impagnatiello erläuterte anschließend, dass er am Tag des Mordes, als Giulia ein klärendes Gespräch mit ihm und seiner Geliebten im Armani Caffè (Alessandros Arbeitsplatz, Anm. d. Red.) führen wollte, sie darum bat, das Treffen auf den Sonntag zu verschieben: „Ich wollte nicht gedemütigt werden. Ich hatte bei der Arbeit eine gewisse Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, ich sorgte mich um mein Image und die Wertschätzung, die meine Kollegen mir entgegen brachten. Mein Arbeitsplatz war der Ort, an dem ich die meiste Zeit verbracht habe“.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033725_image" /></div> <h3> „Ich war sehr aufgewühlt“</h3>Danach schilderte er vor Gericht seinen Gemütszustand, in dem er sich befand, bevor die Tat geschah. Er war zu Hause und wartete auf Giulia, die sich mit seiner Geliebten getroffen hatte. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/die-2-frauen-in-inniger-umarmung-kurze-zeit-spaeter-ist-giulia-tot" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(Hier mehr dazu)</a><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033728_image" /></div> <BR /><BR />Er habe Cannabinoide geraucht hatte: „Ich bin im Haus herum gelaufen, habe geraucht, ich glaube, ich habe geduscht. Ich habe versucht zu essen, aber ich konnte nicht. Ich habe alles und nichts getan. Ich war sehr aufgewühlt wegen meines zerstörten Lebens, meines zerstörten Images, meiner Familie...“. <h3> „Das hat jede Lebensader zerstört“</h3>Dann begann Impagnatiello, die einzelnen Phasen des Abends zu schildern: „Giulia betrat die Wohnung und es herrschte eine gelöste Atmosphäre. Wir sprachen eine Viertelstunde lang ohne hitzige Töne. In diesem Moment konnte ich keine Rechtfertigungen für mein Doppelleben mehr finden, keine Wahrheiten mehr. Giulia war mein Leben, sie sagte mir, dass sie mich verlassen und nach Neapel zurückgehen würde und ich nie wieder etwas von diesem Kind hören würde, ich würde nie erfahren, ob es helle oder braune Augen hatte. Sie bestätigte mir, dass unsere Beziehung beendet sei und ich das Kind niemals sehen würde. Damit hat sie definitiv jede Lebensader zerstört, die ich hatte, jeden Halt, an den ich mich klammern konnte“. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033731_image" /></div> <h3> „Und dann stach ich zu“</h3>„Und was haben Sie dann gemacht?“, fragte die Staatsanwältin. <BR /><BR />„Ich bin noch mal unter die Dusche gegangen, es muss so gegen 19.20/19.25 Uhr gewesen sein. Dann habe ich versucht, etwas zu essen, ein Sandwich, irgendetwas Schnelles. Ich hatte keinen Appetit, ich wollte mich nur beschäftigen. Ich habe Giulia Raum in der Küche gelassen, es war 19.35 Uhr. Ich ließ mich im Wohnzimmer nieder. Giulia war dabei, sich etwas zuzubereiten, dann hörte ich einen leisen Schrei, sie hatte sich beim Tomaten Schneiden in den Finger geschnitten. In einer der unteren Schubladen im Wohnzimmer bewahren wir Pflaster auf, und sie ging zu dieser Schublade. Ich frage sie, was passiert sei, aber sie sagt nichts. Sie antwortete mir nicht, als ob ich nicht existierte, so fühlte es sich in diesem Moment an. Ich war in ihren Augen unsichtbar. Während sie sich zur Schublade hinunter beugte, stand ich auf. Ich ging in die Küche und sah, dass dort ein Messer lag. Dann kehrte ich ins Wohnzimmer zurück, stellte mich hinter Giulia und wartete darauf, dass sie aufstand. Und dann stach ich zu.“<BR /><BR />Nach einem kurzen Moment des Innehaltens fuhr Impagnatiello fort: „Ich stach ihr in den Hals. Ich kann nicht sagen, wie oft, das habe erst später aus den Medien erfahren. Ich habe Giulia im Wohnzimmer vor dem Fernsehschrank erstochen. Sie stand mir gegenüber. Alles geschah vor 20 Uhr.“ <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033734_image" /></div> <h3> „Es war, als hoffte ich, entdeckt zu werden“</h3>„Hat Giulia versucht, sich zu wehren?“, so die Frage der Staatsanwältin. „Sie hatte keine Gelegenheit dazu.“ „Nach dem Mord, getrieben von sinnlosem Wahnsinn, wollte ich Giulias Leiche verschwinden lassen, indem ich versucht habe, die Leiche in der Badewanne in Brand zu setzen. Ich habe die Leiche aus dem Wohnzimmer in die Badewanne geschleppt“. Dann erzählte er, wie er die Leiche aus dem Haus in den Keller brachte. <BR /><BR />„Es war, als ob ein Teil von mir nach Hilfe suchte und versuchte, von jemandem gesehen zu werden. Denn ich bewegte ihre Leiche über vier Stockwerke in einem von vielen Menschen bewohnten Gebäude. Es war, als hoffte ich, dass mich jemand sehen würde, ein Nachbar, jemand, der Lebensmittel einkauft, als wollte ich, dass mich jemand anhält, mich entdeckt. Um die Leiche fort zu schaffen, habe er sein Auto benutzt. Er sei an diesem Tag „mit Giulias Leiche im Auto zum Mittagessen mit seiner Mutter gefahren“.<h3> Thema Gift</h3>Wie berichtet, soll Alessandro Giulia Rattengift verabreicht haben. Auch dazu stellte die Staatsanwältin heute einige Fragen.<BR /><BR />„Haben Sie Giulia Tramontano Gift verabreicht?“<BR />„Ja.“ <BR />„Haben Sie dies in immer stärkerer Form getan, wie die Gerichtsmediziner sagten?“ <BR />„Nein.“<BR />„Wann haben Sie damit angefangen?“<BR />„Im Mai.“<BR /><BR />Dann schilderte Impagnatiello dies genauer. „Die Verabreichung des Giftes fand 2 Mal Anfang Mai 2023 statt, und nur 2 Mal“, erklärte er vor Gericht. Die Staatsanwälte und auch Richter Bertoja betonten jedoch, dass die Autopsieergebnisse zeigten, dass die Verabreichung lange vorher begonnen haben muss. <BR /><BR />Impagnatiello bestritt dies und blieb bei folgender Version: „Ich habe jeweils nur ein einziges Körnchen im Schlaf verabreicht, während Giulia schlief. Ich nahm ein kleines Stück von der Größe eines Reiskorns und steckte es Giulia in den Mund. Beide Male. Ich wollte ihr nicht wehtun, ich war wie in Trance, ich wollte nur den Tod des Babys provozieren.“<h3> Die Worte von Giulia Tramontanos Mutter</h3>„Heute ist Giulias Tag, sprechen Sie über Giulia.“ Mit diesen Worten verließ Loredana Femiano, die Mutter von Giulia Tramontano, den Gerichtssaal. Als die Frau und einige Verwandte den Saal verließen, war die Vernehmung von Alessandro Impagnatiello noch im Gange, der Angeklagte beantwortete die Fragen seiner Anwälte Giulia Geradini und Samantha Barbaglia.<BR /><BR /><b><i>Wir halten Sie über den Mordprozess weiter auf dem Laufenden.</i></b>