Egal ob Rollenbilder, Gewalt oder Geburtsvorbereitung: „Für mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen braucht es gemeinsame Kampagnen und Workshops“, erklärt Bockhorni. Beginnen müsse man damit schon in den Kindergärten und in den Schulen. Und in der elterlichen Erziehung. <BR /><BR />„Wenn eine Mama oder ein Papa zum Beispiel sagen, ein Junge weint nicht, werden schon die Grundsteine dafür gelegt, dass ein Mann später vielleicht nicht Hilfe bei einer Beratung sucht“, sagt Bockhorni. Um noch mehr Bewusstsein zu schaffen – auch bei Eltern – brauche es Kampagnen. „Und dafür ein jährliches Budget. Eine Aktion alle 5 Jahre reicht nicht. Das muss auch der Politik klar sein.“ Die Organisation „väter aktiv“ habe mit seiner Sensibilisierungsarbeit einen wichtigen Beitrag zu dieser Veränderung von Rollenbildern geleistet. <h3> „Viel weniger Spannung in der Partnerschaft“</h3>Außerdem sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehr wichtig. Fürsorgliches Verhalten von Vätern senke ihren Testosteronspiegel. „Wenn die Männer daheim mithelfen, dann ist auch da ein gewisser Druck weg.“ Studien hätten gezeigt, dass sie dann auch mehr Verständnis für die Hausarbeit und Kinderbetreuung hätten, berichtet Michael Bockhorni. „Dann ist in der Partnerschaft viel weniger Spannung.“<BR /><BR /> Vorbild dafür seien die skandinavischen Länder. „In den ersten beiden Lebensjahren gehen dort oft beide Elternteile in Karenz bzw. Teilzeit“. So hätten beide keinen Nachteil in der Karriere. Es gebe auch Modelle, bei denen z. B. 2 Tage der Mann zu Hause bleibe, 2 Tage die Frau, und 2 Tage die Großeltern oder Kita. „Das ist auch für die Unternehmen besser, weil Eltern so die Arbeit nicht lange unterbrechen.“ <BR /><BR />Nach dem zweiten oder dritten Lebensjahr besuche das Kind dann die Kita oder den Kindergarten mit langen Öffnungszeiten. Folglich, so Bockhorni, ändere sich auch der Equal Pay Gap, der Pension Gap verringere sich. Hierzulande habe „väter.aktiv“ versucht bei den Unternehmen das Bewusstsein zu schaffen, dass Vereinbarkeit nicht nur ein Frauenthema sei.<BR /><BR /><embed id="dtext86-61275044_quote" /><BR /><BR />Eins hat der Präsident von „väter.aktiv“ aber auch beobachtet: „Wo von Frauen der Gegenwind kommt, ist, dass sie letztlich oft bevorzugen, Dinge selbst in die Hand zu nehmen.“ Für manche Frauen sei es eine Herausforderung, Männer in „ihr“ Revier hereinzulassen und Diskussionen entstehen, weil der Mann es anders machen möchte. <BR /><BR /><BR />Laut Michael Bockhorni steige das Risiko von Gewalt bei einer Trennung oder Scheidung. Die physische Gewalt gehe dabei hauptsächlich auf Männerkappe, stellt Bockhorni klar. „Aber die psychische Gewalt, etwa Abwertung, Nörgeln oder Erpressung, ist zwischen Männern und Frauen gleich verteilt.“ <h3> „The winner takes it all“</h3>Und gerade bei Trennungen gebe es auf beiden Seiten den Aspekt „The winner takes it all“, also der Gewinner bekommt alles. Wenn man hingegen eine Lösung suche, mit der beide einverstanden seien, würde die Gewaltschwelle bei vielen Männern, die nicht äußerst patriarchal erzogen worden seien, sinken. Davon ist Bockhorni überzeugt. In der Beratung von Vätern in Trennungskrisen habe „väter.aktiv“ zur Deeskalation beigetragen und zur Mediation motiviert.<BR /><BR />Kleines Detail am Rande: Wie Bockhorni weiß, haben Männer die höchste Suizidrate. „Auch im Zusammenhang mit Trennungen.“ Neben der steigenden Anzahl an Femizide gebe es nämlich auch eine hohe Anzahl an Männern, die sich im Zuge von Trennungskonflikten das Leben nehmen. <h3> „Kultur immer noch stark patriarchal geprägt“</h3>Rollenbilder kann man aufbrechen. Aber das braucht Zeit. Über Generationen. „In den skandinavischen Ländern begann die partnerschaftliche Arbeitsteilung in den 70er Jahren. Da, wo sie heute sind – das hat 20 bis 40 Jahre gebraucht. Bis es spürbar wurde“, sagt Michael Bockhorni. Wir leben noch immer im Patriarchat. <BR /><BR />„In Österreich war die Vergewaltigung in der Ehe bis in die 1990er Jahre straffrei“. Von ähnlichen Gesetzen in Deutschland und Italien berichtet Guido Osthoff, Leiter der Caritas Männerberatung. „Die Gesetze gibt es jetzt zwar nicht mehr, aber unsere Kultur ist noch stark patriarchal geprägt“, erklärt Osthoff. Ebenso wie bestimmte Rollenaufteilungen. Auch das sei ein Nährboden für bestimmte Muster von Gewalt. <BR /><BR />Die Organisation <Fett>„väter.aktiv“</Fett> wurde im Jahr 2013 gegründet. Sie trat für die Veränderung von Rollenbildern ein, für die Verbesserung der Vereinbarung von Familie und Beruf, und für die Stärkung der Familien und der Vaterrolle. Aufgrund der nachträglichen Streichung von Beiträgen kam die Organisation allerdings in finanzielle Schwierigkeiten und wird nun aufgelöst. <BR /><BR />Die Marke bleibt aber erhalten. Die Katholische Männerbewegung (kmb) wird die Vater-Kind-Angebote fortführen, die Caritas Männerberatung die Beratung. Ein paar Tätigkeiten im Rückblick: Von Trennungsväter-Treffs über Fachtagungen, von Theaterproduktionen bis zum Familienfest, von Ausstellungen bis hin zu Calcetto-Turnieren – die Bandbreite war groß. <BR />