Der Kampf gegen das Glücksspiel scheint einem Kampf gegen Windmühlen gleichzukommen: Die Präventionsarbeit hat zweifellos Erfolge, aber die Glücksspielindustrie rüstet gleichzeitig enorm auf. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="949438_image" /></div> <BR /><BR /><b>Herr Koler, die aktuellsten Daten besagen, dass das Online-Glücksspiel in Südtirol auf dem Vormarsch ist. So wurden hierzulande im Jahr 2022 um 15 Millionen Euro bzw. 4,4 Prozent mehr gespielt als im Jahr zuvor. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?</b><BR />Peter Koler: Zunächst einmal sind die Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Pauschale Beträge pro Kopf zu nennen, kann das Phänomen nicht in seiner Komplexität erklären, außerdem zeigt ein neuer Bericht, wie sehr das Glücksspiel zum Reinwaschen von Schwarzgeld dient. Das ist eine Erklärung für diese ungeheuerlichen Zahlen. Davon einmal abgesehen besteht die Problematik, keine Frage. Nicht zuletzt wird das auch durch die steigenden Zahlen von Hilfesuchenden und Betroffenen in Therapieeinrichtungen deutlich. <BR /><BR /><b>Das Forum P leistet seit vielen Jahren Präventionsarbeit. Mit welchen Erfolgen?</b><BR />Koler: Wenn sich mehr Menschen der Gefahren bewusst sind und sich somit an die spezifischen Beratungsstellen wenden, so ist das durchaus als Erfolg für die Präventionsarbeit zu werten. Es ist ein Indiz dafür, dass die Kampagnen wahrgenommen werden. In den kommenden Wochen wird die neue Kampagne gegen Spielsucht anlaufen, wobei es in erster Linie immer um die Bekanntmachung von Hilfsangeboten geht. Zugleich liegt es in der Natur der Präventionsarbeit, dass man die Ergebnisse nicht so leicht in Zahlen fassen kann.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="949441_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Haben wir es hier mit dem Präventionsparadoxon zu tun?</b><BR />Koler: Ja, genau: Wir beugen einer Verhaltensweise vor, die unerwünscht ist, können danach aber nicht sehen, was wir verhindern konnten. Das ist unser Dilemma. Paradox ist aber zugleich das Verhalten des Staates: Einerseits boomen die Glücksspielangebote und werden vom Staat genehmigt, andererseits braucht es dann Dienste wie den unseren, die sich um die Auswüchse und Probleme kümmern müssen. <BR /><BR /><b>Spielen zählt zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Wann aber gehen die Probleme los?</b><BR />Koler: Besonders problematisch beim Spiel ist der Anreiz, gewinnen zu wollen. Ähnlich wie bei einem guten Essen oder bei einer sportlichen Aktivität wird durch Dopaminausschüttung das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert, das damit verbundene Gefühl kann süchtig und gierig nach Wiederholung machen. Beim Online-Gaming wird dieser Impuls durch visuelle und akustische Reize verstärkt. Dazu kommen die einfachen Bezahlmethoden und die permanente Verfügbarkeiten, am Handy kann man schließlich immer spielen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-61632254_quote" /><BR /><BR /><b><BR /> Wie hat sich in dieser Hinsicht die Präventionsarbeit weiterentwickelt?</b><BR />Koler: Wenn wir die Kompetenz in digitaler Mediennutzung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ansehen, so gibt es mehrere Bausteine. Zum einen bieten wir Kurse für Eltern an („Eltern Medienfit“), mit spezifischen Workshops für Schüler gehen wir mittlerweile tatsächlich auch in die Grundschulen. Diese Workshops zur digitalen Mediennutzung für Schüler werden am stärksten nachgefragt. Neu ist aber auch die interaktive Ausstellung zu den digitalen Lebenswelten mit dem Titel „Log In“. <BR /><BR /><b>Fazit: Wird das verstärkte Angebot im Netz ein immer größeres Problem?</b><BR />Koler: Die bisherige Präventionsarbeit hat sicherlich ihre Früchte getragen, nun ergeben sich neue Problemfelder. Wir haben sehr viel Energie investiert, um das Aufstellen von Slotmaschinen zu reglementieren, dass bestimmte Entfernungen von Schulen und Sozialdiensten gewahrt werden müssen bzw. das Glücksspiel speziellen Spielhallen vorbehalten ist. Nun wachsen die digitalen Angebote, und man muss wieder einmal der Entwicklung hinterherlaufen. <BR /><BR /><BR />TESTEN SIE IHR SPIELVERHALTEN!<BR /><BR />Ist es noch ein Spiel oder schon Sucht?<BR />Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, kann man das eigene Glücksspielverhalten mit einem Selbsttest analysieren, abrufbar ist er auf der Website des Netzwerkes „Aktion Spielsucht“ ( <a href="www.aktion-spielsucht.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.aktion-spielsucht.it</a>). Der Test dient zur Orientierung, ersetzt jedoch keine fachliche Diagnose.<BR />