Südtirol entwickelt gerade eine neue Gästekarte. Generaldirektor Dejaco erklärt, wie das System mit 3 verschiedenen Ebenen funktionieren soll. <BR /><BR /><BR /><b>Es ist unübersehbar, dass immer mehr Urlaubsgäste in den Öffis unterwegs sind. Wer bezahlt diese Bus-, Bahn- und Seilbahnfahrten?</b><BR />Joachim Dejaco: Die Hotels bezahlen für jede (!) Übernachtung 60,5 Cent an das Land. Dadurch ergeben sich Netto-Einnahmen von rund 13 Mio. Euro im Jahr. Wichtig ist, dass für jede Übernachtung in einem der teilnehmenden Betriebe gezahlt wird, unabhängig davon, ob jemand mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt oder nicht. Es zahlt also die Urlauberfamilie genauso wie der Geschäftsmann, auch wenn dieser schlussendlich nie in einen Bus einsteigt.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="937201_image" /></div> <BR /><BR /><b>Das bedeutet aber auch, dass ein Urlauber mit – sagen wir - 7 Übernachtungen persönlich etwas mehr als 4 Euro in diese touristische Reisekasse einzahlt und damit tagelang mit den Öffis durch das Land fahren kann. Ist das tatsächlich eine so gute Lösung?</b><BR />Dejaco: Ein Umlage-finanziertes System bedeutet immer, dass eben wirklich alle einen gewissen Anteil zahlen, egal ob sie die Leistung nutzen oder nicht. Tatsache ist, dass die Gäste im Schnitt pro Fahrt 1,44 Euro bezahlen, während die Südtirolpass-Fahrgäste im Schnitt 1,15 Euro bezahlen. Der Gast zahlt also 25% mehr !<BR /><BR /><embed id="dtext86-61167020_quote" /><BR /><BR /><b>Nun gibt es verschiedene Gästekarten, zum Beispiel in Meran und im Vinschgau. Sollte hier nicht eine einheitliche Lösung her, auch damit sich Urlaubsregionen nicht gegenseitig Gäste abwerben?</b><BR />Dejaco: Die neue Gästekarte, die derzeit von IDM gemeinsam mit dem Mobilitätskonsortium entwickelt wird, sieht ein Modell auf 3 Ebenen vor: Die erste Ebene sind die Basisleistungen, im Wesentlichen also die Mobilität, die in ganz Südtirol einheitlich sind. Ebene 2 sind zonenspezifische Leistungen, wie z.B. ein Hallenbad oder eine lokale Seilbahn. Ebene 3 werden dann zahlungspflichtige Premium-Leistungen wie ein Skipass oder Ähnliches sein.<BR />Daher: ja - es gibt Unterschiede in der Ausprägung zwischen den einzelnen Zonen, die Basisleistung Mobilität ist aber überall die Gleiche. Wichtig ist schließlich, dass die Gäste nach Südtirol kommen - idealerweise mit dem Zug, zumindest aber das Auto vor Ort stehen lassen.<BR /><BR /><b>Vor allem bei der Rittner Bahn gibt es Unmut über lange Warteschlangen, in denen sich zum Beispiel Pendler anstellen müssen und so Zeit verlieren. Sehen Sie hier Handlungsbedarf?</b><BR />Dejaco: Es ist grundsätzlich super, dass so viele Menschen die Rittner Seilbahn nutzen. Wenn all diese Fahrten mit dem Auto erfolgten, hätten wir am Ritten ein großes Verkehrsproblem. Die Bahn hat eine Kapazität von bis zu 700 Personen pro Stunde. Diese Kapazität reicht an 90 % der Betriebsstunden aus. Morgens und abends kommen sich Pendler und Gäste nicht wirklich in die Quere, nur über die Mittagszeit wird es voll. Man kann das mal durchdenken, wie man den Südtirolerinnen und Südtirolern, also unseren treuesten Kunden, entgegenkommt. Wichtig ist: jede Lösung muss bis zum Ende durchdacht sein: funktional - technisch - organisatorisch.<BR /><BR /><BR /><b>Was könnte aus Ihrer Sicht eine Lösung sein?</b><BR />Dejaco: In den letzten Tagen war immer wieder von einer sogenannten „Vorzugsspur“ die Rede. Diesen Vorschlag könnte man durchdenken, inklusive der Frage der Zugänge, der Kontingente pro Kabine, der Uhrzeiten, der genauen Nutzergruppen usw. Eigentlich eine spannende Frage, sie stellt sich allerdings nur für wenige Wochen im Jahr und das an wenigen Stunden am Tag.<BR />