Um 10.40 Uhr betraten gestern zwei vermummte Männer - einer trug eine Sturmhaube, der andere hatte sich mit einem Tuch das Gesicht verhüllt - die Brezer Filiale der Raiffeisenkasse „Novella Alta Anaunia". Zum Zeitpunkt des Überfalls befanden sich Kassierin Patrizia Magagna und eine Kundin mit einem zweijährigen Kind in der Bank.Einer der beiden Bankräuber bedrohte Magagna mit einer Maschinenpistole. Sie hätte den Tresor noch öffnen sollen, weil dieser sich aber nur zeitverzögert öffnen lässt, sahen die zwei Männer davon ab. Filialleiter Piero Marches hörte den Lärm und ging in den Schalterraum. Während einer der beiden Täter alles Geld aus der Kasse zusammenraffte, hielt der andere Marches in Schach. Dieser musste sich auf den Boden setzen. Laut den Carabinieri haben die Bankräuber 10.000 bis 12.000 Euro erbeutet. Sofort wurden die Carabinieri alarmiert und die routinemäßigen Überfallsermittlungen begannen: Spurensicherung und Beamte in der Bank, Straßensperren rundum, Fußstreifen. Die beiden Täter flohen in einem bordeauxfarbenen Auto des Typs Lancia Y10, gestohlen vor wenigen Tagen in Venedig. „Gut drei Kilometer außerhalb des Dorfes in Richtung Fondo haben sie das Auto stehen gelassen und wahrscheinlich mit Hilfe eines Brandbeschleunigers in Brand gesetzt", sagte Major Paolo Puntel, Fahndungsleiter der Carabinieri des Trentino, am Freitag. Damit haben sie einen Großteil der Spuren vernichtet. Noch steht nicht fest, in welche Richtung die Täter ihre Flucht fortsetzten und ob sie dafür ein Fahrzeug zur Verfügung hatten In der Bank wurde nach Fingerabdrücken gesucht. Laut Puntel wurden in der Bank bzw. auf der Flucht Spuren hinterlassen, die Ermittler würden auch eine vielversprechende Spur verfolgen. Ins Detail gehen will der Major allerdings nicht. Analysiert werden auch die Aufzeichnungen der Videokamera. Die Bilder werden nicht zur Veröffentlichung freigegeben. „Gesprochen hat nur einer der beiden Räuber, und zwar in akzentfreiem Italienisch", sagte der Bankdirektor später.Einer der beiden Täter ist laut den Beschreibungen groß, der andere kleiner. Im kleineren Mann wird Florian Egger vermutet. Gestern gab es allerdings noch keine stichhaltigen Beweise dafür. Aber: Inoffizielle Quellen sprechen davon, dass einer der Männer, der von einer Überwachungskamera vor der Bank aufgenommen worden war, Egger sein könnte.Ein Wanderer meldete vor einigen Tagen, er habe im Wald ein Zelt gesehen, das offensichtlich fluchtartig verlassen worden sei. Ob Egger der Camper war, ist nicht gesichert. Egger ist seit 176 Tagen auf der Flucht; von allem Anfang an hatten die Ermittler befürchtet, er könne versuchen, sich durch Straftaten Geld zum Überleben zu besorgen. Möglicherweise hat er bereits den Überfall auf die Bank in Vervó vor über einem Monat verübt. Die Carabinieri überprüfen Parallelen, auch wenn damals nur ein Einzeltäter am Werk war.