Wilhelm war früher ein Mann mit vielen Interessen, belesen, informiert und ein guter Gesprächspartner. Er war gesellig und gerne mit Freunden zusammen. Doch mit Fortschreiten seiner Demenzerkrankung gingen all seine Fähigkeiten und Aktivitäten Stück für Stück verloren. <BR /><BR />Heute findet er kaum noch Worte für die einfachsten Dinge, versteht vieles nicht mehr, erkennt nur noch die engsten Familienmitglieder. Er braucht Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen wie sich waschen und ankleiden, essen und auf die Toilette gehen. <BR /><BR />Besonders anstrengend für Maria ist aber die Tatsache, dass man ihn keine zwei Minuten unbeaufsichtigt lassen kann. Und dass er nun nachtaktiv ist. „Ich komme dadurch selber nicht mehr zum Schlafen. Mehr als drei Stunden pro Nacht sind nicht drin und die oftmals nicht am Stück“, klagt Maria. Das zerrt an ihren Kräften. Dabei hat die 80-Jährige mittlerweile selber gesundheitliche Probleme.<h3> „Es ist, als wäre er nicht mehr die gleiche Person“</h3>An ein eigenes Leben ist schon lange nicht mehr zu denken. Werktags kann sie Wilhelm in die Tagespflege bringen und auch ein Hauspflegedienst kommt dreimal die Woche morgens vorbei, um Wilhelm zu duschen. An den anderen Tagen sowie nachts und am Wochenende ist Maria allein mit ihrem Mann. <BR /><BR />An Tagen ohne Hauspflegedienst sorgt Maria selber für Körperhygiene und Ankleiden ihres Mannes. Allein dafür braucht sie in der Regel mehr als eine Stunde Zeit. „Er versteht es oft einfach nicht mehr. Etwa wenn er die Beine hochheben soll. Körperlich wäre er dazu in der Lage, aber er versteht es einfach nicht mehr“, erzählt Maria. <BR /><BR />Und das überfordert Wilhelm erst recht. „Dann kann er auch richtig aggressiv werden. Das war mein Mann früher nie. Es ist, als wäre er nicht mehr die gleiche Person“, sagt seine Frau wehmütig. <BR /><BR />Auch bei den Mahlzeiten muss Maria helfen. „Mit Messer und Gabel essen, das geht gar nicht mehr“, berichtet Maria. Und so ist jede Mahlzeit eine Herausforderung, bei der sie ihn entweder füttern oder alles mundgerecht vorbereiten muss. Und jede Mahlzeit ist wieder ein Geduldsspiel. Eine Stunde kommt auch hierfür schnell zusammen.<BR /><BR /> „Wenn ich aber nebenbei anfange, etwas aufzuräumen, dann ärgert er sich. Er will, dass ich bei ihm sitzen bleibe“, sagt Maria. Und dabei wäre sie ja immer noch im gleichen Zimmer, sprich in der Küche. Denn Wilhelm alleine lassen, das geht gar nicht. <BR /><BR />„Ich habe im Keller eine kleine Speisekammer. Selbst wenn ich von dort etwas brauche und in fünf Minuten unten und wieder heroben wäre, kann ich ihn nicht allein lassen. Ich muss ihn mit in den Keller nehmen – und das dauert“, schildert seine Frau. Und natürlich gilt das auch für Dinge, die aus der Garage zu holen sind, für den Müll, der weggebracht werden muss, für kleine Einkäufe, die zu erledigen sind. Wilhelm muss mit. <h3> Zur körperlichen Belastung kommen Zukunftsängste</h3>So viel wie möglich erledigt sie, wenn Wilhelm in der Tagespflege ist, weswegen sie auch dann kaum zum Ausruhen kommt. Zur täglichen Pflegebelastung kommt auch die soziale Isolation und die Eintönigkeit, denn weder gegenseitige Besuche bei Freunden noch Ausflüge oder auch mal essen gehen lassen sich mit Wilhelm bewerkstelligen. <BR /><BR />An Urlaub ist sowieso seit Jahren nicht mehr zu denken. Nicht einmal mehr längere Spaziergänge traut sich Maria mit ihrem Mann zu unternehmen: „Wenn er unterwegs die Lust verliert, bekomm ich ihn ja nicht mehr heim“, erklärt sie. <BR /><BR />Maria spürt, dass ihr die Kraft ausgeht. Bereits vor einem Jahr hat sie daher um einen Dauerpflegeplatz angesucht. Bislang ohne Erfolg. Und so kommen nun zur körperlichen Belastung vermehrt Sorgen und Zukunftsängste dazu: „Was soll denn passieren, wenn ich es nicht mehr schaffe?“<BR /><BR />* <i>Namen von der Redaktion geändert</i><BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler entdeckt? Geben Sie uns bitte Bescheid.</a>