Mittwoch, 12. Juli 2023

Hagel zerschlägt Stadeldach bei Brixen: „So etwas haben wir noch nie erlebt“

„Es war ein Schock, als ich heute Morgen die Stadeltür aufgemacht habe“, sagt Christian Tschöll vom Feichterhof in Gereuth/Tils oberhalb von Brixen. Der Hagelschlag am gestrigen späten Abend hat das Dach seines Heustadels durchlöchert. Die Betonziegel aus den 60er Jahren wurden von den mehrere Zentimeter großen Eiskugeln zertrümmert. „Es waren gewaltige Steine“, sagt er. „Noch um 15 Uhr habe ich heute 4 bis 5 Zentimeter große Hagelkörner gefunden.“

Der Stadel des Feichterhofs: Das Dach ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. - Foto: © Christian Tschöll

Von:
Katrin Niedermair
„Niemand hier kann sich an etwas Ähnliches erinnern, auch mein Vater nicht“, sagt Christian Tschöll.

Der Feichterhof besteht aus einem Wohnhaus, mehreren Chalets für Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Gäste und einem Stadel aus den 60er Jahren. „Auch am Wohnhaus und bei den Chalets sind mehr als die Hälfte der Dachplatten zerstört, aber die Isolierung hat gehalten“, berichtet Tschöll. „Wir hatten glücklicherweise noch Ziegel da, so konnten wir die zerstörten am Wohnhaus ersetzen.“

Christian Tschöll und sein Vater Josef, bekannt als Feichter Sepp, auf einem Foto, das sie bei der Arbeit in dem Stadel zeigt.


„Der Stadel ist aber ohne festeren Dachaufbau gemacht – auf den Dachlatten liegen die Betonziegel direkt. Es sind ganz normale graue Ziegel, etwas kleiner als die, die man heute verwendet.“ Dem Hagelschlag konnten sie nichts entgegensetzen.

Die Freiwillige Feuerwehr beim Abdecken des Stadels. - Foto: © Landesfeuerwehrverband Südtirol



Als Christian Tschöll heute Morgen die Stadeltür öffnete, konnte er durch das Dach direkt in den Himmel schauen. „Das war schon ein Schock“, sagt er. „Und heute Abend soll es wieder stürmen. Wir haben den Stadel mit einer Plastikplane notdürftig abgedeckt und müssen hoffen, dass kein zu starker Wind aufkommt, der die Plane abdeckt.“

Die Plane soll den Regen fernhalten – das Heu im Stadel ist völlig durchnässt. - Foto: © Landesfeuerwehrverband Südtirol



8 Zentimeter große Hagelkörner – „äußerst selten“

Das Unwetter vom Dienstagabend zog von Frankreich ausgehend über Südtirol hinweg. Meteorologe Dieter Peterlin erklärt im STOL-Interview, die riesigen Hagelkörner – bis zu 8 Zentimeter groß – seien für Südtirol sehr außergewöhnlich und äußerst selten.

Dieses Hagelkorn wurde gestern Abend in Feldthurns gefunden.

Inneralpine Gebiete wie Südtirol seien üblicherweise von Hagelgewittern dieses Ausmaßes geschützt. „Gestern hatte sich aufgrund des Luftmassenwechsels eine sogenannte Superzelle gebildet, das hatte diese intensiven Gewitter über dem Sarntal und dem Eisacktal zur Folge“, weiß Peterlin.

Am Abend: Kampf gegen das Wasser

Christian Tschöll war am gestrigen Abend vor allem mit den Regenmassen beschäftigt. 60 Liter pro Quadratmeter wurden an der Messstation in Brixen/Vahrn gemessen, in nur einer Stunde – ein Rekord: „Die vom Hagel zerschlagenen Zierpflanzen haben die Abflüsse verstopft und wir mussten gegen das viele Wasser kämpfen. Auch den Garten gibt es nicht mehr“, sagt der Bauer.

Auch im Sarntal sind am Dienstagabend Dachziegel und -fenster zu Bruch gegangen.

Stellenanzeigen


Teilzeit






Teilzeit





powered by
Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden