<h3> Kfz-Branche im Ländervergleich </h3>In Nordtirol kostet eine Kfz -Handwerksstunde im Durchschnitt 137 Euro, womit die Region österreichweit den vorletzten Platz belegt. Spengler- und Lackierarbeiten liegen hingegen bei 167 Euro pro Stunde und nähern sich damit dem österreichweiten Durchschnitt von <b>179 Euro</b> für eine KFZ-Reparaturstunde im Jahr 2024, wie die aktuelle ARBÖ (Auto-,Motor- und Radfahrerbund Österreich) -Studie zeigt. Das ist eine Preissteigerung gegenüber 2023 von 7,9 Prozent. <BR /><BR />Auch in Deutschland kosteten Arbeiten an der Auto Mechanik, Elektrik oder der Karosserie durchschnittlich <b>173 Euro pro Stunde.</b><BR /><BR />Ganz anders in Südtirol. Laut Verbraucherzentrale Südtirol kostet eine Handwerksstunde in einem Südtiroler KFZ-Betrieb für den Endverbraucher zwischen 40 und 60 Euro, im Durchschnitt also <b>50 Euro.</b><h3> Preisunterschiede von knapp 180 Prozent</h3>Wenn man Südtirol mit Nordtirol vergleicht, macht das eine Differenz von 90 Euro und mehr pro Handwerksstunde, also einen Unterschied von fast <b>180 Prozent.</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1106958_image" /></div> <BR /><BR />Ein Hauptgrund für die hohen Stundensätze in Nordtirol sind die österreichischen Lohnkosten, die in den vergangenen Jahren durch Tarifabschlüsse um bis zu 11 Prozent gestiegen sind. Auch die Inflation und gestiegene Energie- sowie Materialkosten tragen zur Preisentwicklung bei. <BR /><BR />In Südtirol sind zwar die Lohnkosten geringer, Inflation und Preissteigerung machen aber auch vor hiesigen Werkstätten nicht Halt. <h3> <b>Wie geht diese Rechnung also auf?</b></h3>Wir haben bei Julia Genetti, Obfrau der KFZ-Mechatroniker in Südtirol, nachgefragt. <BR /><BR /><b>Wieso sind die Stundenpreise in Südtirol so niedrig?</b><b>Einige Mechaniker, mit denen wir gesprochen haben, meinen, dass die Preise oft zu knapp kalkuliert sind und die Betriebe dadurch Schwierigkeiten haben, profitabel zu wirtschaften</b>. <BR />Julia Genetti: Das stimmt. Viele Betriebe unterbieten sich gegenseitig. In Nordtirol und generell in Österreich scheint es sich anders entwickelt zu haben, auch aufgrund der geringeren Steuerbelastung. In Italien, und speziell in Südtirol, sind die Lohn- und Steuerkosten höher. Trotzdem ist der Preisdruck gegenüber der Konkurrenz groß, was es schwierig macht, Preise anzupassen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-67758802_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>In den vergangenen Jahren sind die Kosten wie Strom, Material oder Gehälter deutlich gestiegen. Wie hat sich das auf die Werkstätten ausgewirkt?</b><BR />Genetti: Die Betriebskosten sind durch die Inflation spürbar gestiegen, und viele Werkstätten mussten darauf reagieren. Löhne mussten angehoben werden, um Mitarbeiter zu halten, da es zunehmend schwierig ist, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Auch die Investitionen in Geräte und Software schlagen zu Buche, da viele Automarken spezifische Testgeräte erfordern, die nicht nur teuer in der Anschaffung, sondern auch in der Wartung sind. Entsprechend wurden die Stundensätze angepasst, wenn auch nicht überall in gleichem Maße.<BR /><BR /><BR /><b>Gibt es in Südtirol eine Art Vorgabe für Stundensätze oder sind die Betriebe frei in ihrer Preisgestaltung?</b><BR />Genetti: Jeder Betrieb kann die Preise individuell festlegen. Es gibt keine zentralen Vorgaben. Allerdings wäre es sinnvoll, wenn sich die Betriebe zusammenschließen und gemeinsam eine einheitliche Preisanpassung vornehmen würden. Solange das nicht passiert, bleibt es schwierig, im Wettbewerb bestehen zu können, ohne sich gegenseitig zu unterbieten.<BR /><BR /><h3> „Arbeiten, arbeiten, arbeiten – denken kommt später“</h3><BR /><embed id="dtext86-67758806_quote" /><BR /><BR /><BR />Manfred Huber, Präsident des Südtiroler Autogewerbe (SAG) hat auf diese Problematik reagiert und Kfz- Betriebe zusammengeschlossen, um Preisdumping zu verhindern. Er hat klare Forderungen an die Branche.<BR /><BR /><b>Was macht die SAG genau?</b><BR />Manfred Huber: Die SAG ist eine Genossenschaft, die die Interessen der Arbeiter sowie der Kfz-Branche in Südtirol vertritt. Es ist ein Netzwerk aus Premiumwerkstätten, die sich zusammengeschlossen haben, um gegenseitig Hilfestellung zu leisten und eine Symbiose zu bilden. Daher konnten wir auch die Preise pro Arbeitsstunde etwas erhöhen. <BR /><b><BR /></b><BR /><b>Was kostet eine KFZ-Mechanikerstunde in Südtirol im Durchschnitt?</b><BR />Huber: Realistische Preise liegen in Freien Werkstätten zwischen 50 und 60 Euro pro Stunde. Ein kleiner Betrieb in der Peripherie kann eventuell etwas günstiger arbeiten, während organisierte Stadtbetriebe höhere Preise verlangen. Aber unter 50 Euro pro Stunde, arbeitet kaum noch jemand. <BR /><BR /><BR /><b>Verdienen die Werkstätte also mehr am Material, wie an ihrer Arbeit?</b><BR />Huber: Einige Werkstätten arbeiten mit niedrigen Stundensätzen und verdienen stattdessen am Material, genau. Da werden dann beim Einkauf der Ware 40 bis 50 Prozent Skonto auf Ersatzteile genommen, an den Kunden wird aber der volle Preis verrechnet. Das ist unternehmerisch gesehen Unsinn, weil es den Eindruck erweckt, dass man Arbeit für 40 – 50 Euro die Stunde professionell leisten kann. <BR /><BR /><BR /><b>In Nordtirol sind die Preise für die vergleichbare Leistungen viel höher. Woran liegt dieser große Unterschied?</b><BR />Huber: In Nordtirol wird Arbeit höher bewertet und die Preisstruktur ist transparenter. Die Werkstätten verlangen angemessene Preise für ihre Leistung, statt sich über Materialaufschläge zu finanzieren. In Südtirol dagegen trauen sich viele Betriebe nicht, ihre Preise anzuheben. Das zeigt wenig Selbstbewusstsein.<BR /><BR /><BR /><b>Warum setzen viele Betriebe ihre Preise so niedrig an?</b><BR />Huber: Viele Werkstätten kalkulieren einfach falsch. Sie bieten ihre Arbeit zu Dumpingpreisen an, die langfristig nicht tragfähig sind. Das führt dazu, dass sie nichts in ihre Betriebe investieren können, sie können keine Rücklagen bilden, keine neuen Maschinen kaufen, nichts für schwierige Zeiten ansparen. Das ist kein Unternehmertum – das ist eine Bankrotterklärung.<BR /><BR /><BR /><b>Wie würden Sie die allgemeine wirtschaftliche Lage in Südtirol beschreiben?</b><BR />Huber: Die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten belasten Betriebe und Kunden gleichermaßen. In Südtirol gibt es viele fleißige Leute, aber das unternehmerische Denken fehlt oft. Es wird gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet – aber zu wenig gedacht.<BR /><BR /><BR /><b>Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern?</b><BR />Huber: Betriebe müssen ihre Preise realistisch kalkulieren. Wir sind in Südtirol die teuersten Werkstätten Italiens, und das ist gut so, weil wir auch die Besten sind. Wir haben das größte Know-how, die besten Werkstätten und garantieren höchste Qualität. Und das hat seinen Preis. Werkstätten, die mit einem Stundensatz von 37 oder 40 Euro arbeiten, untergraben die gesamte Branche. Diese Betriebe können nicht wirtschaftlich arbeiten und sind letztlich auf Förderungen angewiesen. Das ist keine nachhaltige Strategie.