Hansjörg Prantl, Urgestein des Weißen Kreuz Naturns, hat sich Ende September nach 44 Jahren und einem Monat in den Ruhestand verabschiedet und das Ende seines Berufslebens in der Vereinsanlage des Fischervereins Seeforelle in Naturns mit 90 Menschen aus dem ganzen Land gefeiert. Ein besonderer Ehrengast war Altlandeshauptmann Luis Durnwalder. Prantls Credo war und ist das Helfen mit der bestmöglichen Ausbildung, immer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="821561_image" /></div> Nach der Mittelschule hatte Hansjörg Prantl keine Ahnung, was er beruflich machen wollte. Als er hörte, dass die Metzgerei Christanell in Naturns einen Lehrling suche, sagte er 1978 zu. Die Ausbildung gefiel ihm, er schloss sie mit dem Gesellenbrief ab und arbeitete insgesamt 7 Jahre in Fleisch verarbeitenden Betrieben.<BR /><BR /><embed id="dtext86-56477003_quote" /><BR /><BR />Der Naturnser war immer schon ein Vereinsmensch. 1972 trat er der Jugendfeuerwehr Naturns bei und wurde 1980 in die FFW Naturns aufgenommen. 1979 begann er außerdem als Freiwilliger bei der Sektion Meran des Weißen Kreuz und fuhr mit seiner Vespa bis 1981 3-mal pro Woche zum Nachtdienst nach Meran. Die Sektion Naturns wurde erst am 14. Mai 1982 gegründet. „Das Weiße Kreuz hat mich sehr ausgefüllt“, erinnert sich Prantl.<BR /><BR />Ein Unfall auf der Plauser Geraden 1981, bei dem sein Mitfahrer und Kollege Sepp Garber starb, und er ein Jahr lang im Krankenstand war, lenkte sein Leben in eine neue Richtung. 1984 begann er in Deutschland während seiner Urlaube die 21-wöchige Ausbildung zum Rettungssanitäter, die er sich selbst finanzierte. Er schloss die Ausbildung 1986 ab und war der erste Rettungssanitäter Südtirols. <BR /><BR /><embed id="dtext86-56477004_quote" /><BR /><BR />Der erste Sektionsleiter des Weißen Kreuz Naturns, Albert Pichler, hatte ihm mit seinen Kontakten zum Roten Kreuz Hohenfels in der Oberpfalz diese Ausbildung ermöglicht. Die guten Kontakte bestehen bis heute, ebenso wie zum Bayerischen Roten Kreuz Eching. Mit der Rettungswache Eching entstand 1984 auch eine langjährige Partnerschaft. „Eching und Bad Tölz haben uns sehr bei der Ausrüstung und Ausbildung geholfen“, erinnert sich der Neo-Rentner.<BR /><BR />1986 ergab sich für Hansjörg Prantl eine neue Chance im Arbeitsleben: Nachdem er von März bis Oktober beim Weißen Kreuz Naturns ohne Bezahlung gearbeitet hatte, konnte er am 1. November die Stelle des zweiten Hauptamtlichen antreten. Als die Stelle des Dienstleiters 1995 geschaffen wurde, war er der erste Dienstleiter und übernahm 1997 von Dietmar Hofer auch die Sektionsleitung.<BR /><BR />Als Dienstleiter habe für ihn eine fundierte Ausbildung ebenso Priorität gehabt wie gute Einsatzfahrzeuge und eine gute Ausrüstung, sagt Prantl. Als Sektionsleiter waren ihm eine gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde, Banken und Firmen und den Partnerschaftsorganisationen, den Freiwilligen Feuerwehren, BRD, CNSAS und Bergrettung der Finanzwache, sowie ein guter Draht zur Bevölkerung sehr wichtig. Mit Teamwork, Teamgeist und Kameradschaft entwickelte sich über die Jahre eine florierende Sektion Naturns.<h3> Schöne und tragische Erinnerungen</h3>Unzählig sind die Erinnerungen, die Hansjörg Prantl an seine Zeit beim Weißen Kreuz Naturns hat. Das Jahr 2007 war für ihn der Höhepunkt: Die Sektion feierte das 25-jährige Bestehen, die neue Sektionsfahne wurde gesegnet. Bis heute koordiniert er mit Stolz die 7-köpfige Fahnenabordnung. <BR /><BR />In sein Gedächtnis eingebrannt hat sich der schwerste Unfall im Einzugsgebiet des Weißen Kreuz Naturns. In Juval kam 2008 ein Auto von der Straße ab und löschte eine 5-köpfige Familie aus. Nur ein Kind überlebte. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="821564_image" /></div> Schrecklich war für ihn der Unfalltod von Kevin Benedetti, Mitglied der Jugendgruppe des Weißen Kreuz Naturns. Er verunglückte 2009 nach der Jahresversammlung auf dem Heimweg mit dem Scooter in Staben. <BR /><BR />2010 trat Hansjörg Prantl als Sektionsleiter zurück, weil diese Funktion statutarisch mit dem Dienstleiter nicht mehr vereinbar war. „Der Prantliner Senior ging im Oktober in die Knie. Der Akku war leer“, beschreibt er seine Krise, die ihn auch ins Therapiezentrum Bad Bachgart führte, um zur Ruhe zu kommen. Die Unterstützung seiner Familie half ihm sehr bei der Genesung.<BR /><BR /><embed id="dtext86-56477009_gallery" /><BR /><BR />Im Januar 2011 trat er auch als Dienstleiter zurück und arbeitete bis Juli 2014 beim Weißen Kreuz Meran. In der Zeit ließ er sich zum österreichischen Notfallsanitäter ausbilden. Im August 2014 ging es wieder zurück in die Sektion Naturns, wo er bis zu einer Pensionierung arbeitete und weitere Ausbildungen absolvierte.<BR /><BR />„Es ist der richtige Zeitpunkt für die Rente“, resümiert Hansjörg Prantl. Ein Herzensprojekt hat er bereits am Ende seines Arbeitslebens umgesetzt: den Schülerlotsendienst des Weißen Kreuz Naturns. Für das Weiße Kreuz wird er zudem weiterhin Langstreckentransporte übernehmen. Hansjörg Prantl möchte sich außerdem als Fahrer des Wünschewagens anbieten.<h3> Die Zeit gut nützen</h3>Für den Fischerverein Seeforelle, bei dem er Gründungsmitglied und derzeit Schriftführer ist, braucht er ebenfalls Zeit. Die soll es nun auch vermehrt für seine Frau Martha und die Enkelkinder geben. „Seit 2 Jahren habe ich auch die Gartenarbeit entdeckt“, erzählt er. „Und dann gibt es noch ein Ziel“, sagt er. Er möchte bei seinem Sohn in München die Ausbildung zum Notfallsanitäter versuchen.