Benzin und Diesel werde es sicher noch lange Zeit geben, ist Reiterer überzeugt: Allerdings würden diese traditionellen Kraftstoffe in den kommenden Jahren immer teurer. <BR /><BR /><b>Nach dem Verbot aus der EU fragen sich viele: Darf ich ab 2035 noch mit einem Diesel- oder Benzinauto unterwegs sein?</b><BR />Harald Reiterer: Ja sicherlich. Das Verbot gilt nur für Neuzulassungen. Verbrenner-Autos werden auch nach 2035 noch etliche Jahre unterwegs sein.<BR /><BR /><b>Wird es dafür noch Treibstoff geben?</b><BR />Reiterer: Benzin und Diesel gibt es sicher ebenfalls noch eine lange Zeit. Allerdings ist anzunehmen, dass dieser „altertümliche“ Treibstoff dann schrittweise immer teurer wird.<BR /><BR /><embed id="dtext86-58314928_quote" /><BR /><BR /><b>Was empfehlen Sie jemandem, der in den kommenden Jahren das Auto wechseln muss oder möchte?</b><BR />Reiterer: Beim Autokauf sollte man auf alle Fälle auch ein passendes E-Auto in Betracht ziehen. Hybride hingegen sind hingegen eine Übergangstechnologie. Derzeit muss man allerdings bei E-Autos mit langen Wartezeiten rechnen. Auch ist es schade, dass es für E-Autos noch keinen wirklichen Gebrauchtwagenmarkt gibt, denn nicht alle wollen sich ein Neufahrzeug kaufen. Eine Option könnte deshalb auch eine Langzeitmiete für ein E-Auto sein, um die nächsten Jahre zu überbrücken - notfalls auch nochmals ein gebrauchter Verbrenner als Zwischenlösung. Im Jahr 2035 wird dann sowieso kaum noch jemand freiwillig einen Verbrenner kaufen. <BR /><BR /><b>Normalverdienende können sich heute kaum ein E-Auto leisten. Heißt es in Zukunft: Freie Fahrt nur für Vermögende?</b><BR />Reiterer: Mittelfristig werden sich die Preise für E-Autos an die Preise von Verbrennern angleichen, die Prognosen sprechen von einigen Jahren. Auch helfen die Förderungen von Land und Staat, die Preisdifferenz bei Neuanschaffungen abzufedern (staatliche Beiträge gibt es bis zu einem Autopreis von 35.000 + MwSt.). Zudem muss man sich immer auch die Gesamtrechnung für ein Auto machen: Neben dem Ankaufspreis zählen v.a. Kosten für Treibstoff, Wartung, Steuer und Versicherung. In Summe ist hier das Elektromodell meist deutlich günstiger! Darüber hinaus sollten wir uns alle fragen, ob wir als Familien wirklich so viele Autos brauchen, wie es bisher der Fall war. Mit gut ausgebauten Öffis, Fahrrad und Carsharing können wir sicher auf so manches Auto verzichten – und trotzdem sehr mobil sein. <BR /><BR /><b>Werden günstige chinesische E-Autos in der EU das Rennen machen?</b> Reiterer: Das denke und hoffe ich nicht, in Europa zählt immer auch die Qualität. Allerdings müssen die europäischen Autohersteller auch ihre Hausaufgaben machen. Zu lange haben sie gemauert und Elektromobilität abgewertet. Nun müssen sie aufholen und Vorreiter werden.<BR /><BR /><embed id="dtext86-58315942_quote" /><BR /><BR /><b>Werden wir in Südtirol überhaupt genug Strom haben, um die ganzen E-Autos zu laden?</b><BR />Reiterer: In Südtirol wird im Schnitt pro Jahr doppelt so viel Strom – erneuerbar - produziert, wie hier verbraucht wird. Insofern sollten wir hier kein Problem haben. Aber die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen sollte generell ausgebaut werden - sei es bei uns, als auch anderswo. Denn in Summe sind wir noch weit davon entfernt, den globalen Strombedarf erneuerbar zu produzieren. Ebenso sollte das Verteilernetz, das eine tragende Rolle bei der Versorgung spielt, ausgebaut werden. Dabei kann die Elektromobilität künftig auch ein Teil der Gesamtlösung sein: Ältere Batterien von E-Autos können als stationäre Stromspeicher dienen, E-Autos durch „Vehicle to Grid“ (also die Rückführung von Strom aus einem E-Auto ins Netz) zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen. <BR /><BR /><b>Es ist oft zu hören, dass E-Autos eine miserable Umweltbilanz haben: Was sind die Fakten?</b><BR /> Reiterer: Die Umweltbilanz von E-Autos wurde vor allem von Kreisen, die aus wirtschaftlichem Interesse keine Veränderung wollen, schlechtgeredet. Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen hingegen deutlich, dass E-Autos zwar bei der Herstellung Nachteile, in Summe aber sehr klare Umweltvorteile gegenüber Verbrennerautos haben. Nicht umsonst setzen sich Umweltverbände für E-Autos ein. Natürlich ist eine Mobilität zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln am besten. Deshalb sollte das Gesamtsystem vor allem in diese Richtung entwickelt werden.<BR />