„Wir sind alle nicht davor gefeit, psychisch zu erkranken. In Südtirol reden wird von Tausenden seelisch Erkrankten. 2020 wird die Depression die Volkskrankheit schlechthin sein“, erklärte der Primar des Psychiatrischen Dienstes des Gesundheitsbezirks Bozen, Dr. Andreas Conca zu Beginn.„Recovery: Die Heilung von schweren seelischen Störungen ist möglich“ Das Konzept „Recovery“ sei bei vielen, auch schwerwiegenden psychischen Erkrankungen, möglich. Es handle sich bei „Recovery“ um einen kontinuierlichen Prozess, eine Entwicklung, ein Wachsen, bei dem sich Einstellungen, Gefühle, Werte, Rollen hin zu einer verbesserten Lebensqualität entwickeln und dabei das gesamte Umfeld mit einschließen, so der Primar weiter. „Heilung schwerer seelischer Störungen bedeutet konkret, dass die Betroffenen für mindestens zwei Jahre keine psychiatrischen Symptome zeigen oder zumindest stabil sind. Die Patienten können am normalen Leben teilhaben und autonom leben, arbeiten, soziale Kontakte im allgemeinen Umfeld und eigene Einkünfte haben, Ziele für sich definieren sowie ein gutes Verhältnis mit den Familienangehörigen pflegen“, erklärte der Facharzt Dr. Luigi Basso.Wichtig sei dabei die Zusammenarbeit von Facharzt, Patient und Angehörigen auf Augenhöhe und dass alle Bereiche ineinander greifen: Soziales, Medizin, Psychologie und Pflege müssten zusammenarbeiten, präzisierte Conca.„Der Patient leidet unter verschiedenen Symptomen und muss verstehen, was er hat. Er wird also eingeladen, seine Symptome zu ergründen. Zudem ist es wichtig, dass das Leiden der Familie erklärt wird und wir darauf reagieren“, erklärte der Primar das Konzept für die Praxis.Bei der Pressekonferenz dabei war auch die Ex-Präsidentin des Verbandes Angehöriger und Freunde psychisch Kranker. „Unser Anliegen ist die Familie. Deshalb müssen wir lernen mit dem neuen Lebensabschnitt unserer Angehörigen umzugehen“, erklärte Margit Morini. Der Betroffene müsse nicht nur behandelt werden, sondern er müsse sich wohlfühlen und „Recovery“ mache ein lebenswertes Leben möglich, so Morini.Langzeitstudien: Schizophrenie Heilung/RecoveryInternationale Langzeitstudien, die von Fachleuten und forschenden Ex-Patienten durchgeführt worden sind, belegen bei "Recovery" Heilungsraten zwischen 45 und 68 Prozent, aber auch eindeutig ungünstige Verläufe zwischen 25 bis 30 Prozent, hieß es auf der Pressekonferenz. Diese Ergebnisse würden genügend Anlass zu therapeutischem Optimismus in der täglichen Arbeit geben und mit weit verbreiteten Vorurteilen bezüglich einer schlechten Prognose schwerer seelischen Störungen aufräumen, betonte Basso.Internationaler Kongress in der EURACAm 5. und 6. Mai werden einige der wichtigsten Spezialisten aus aller Welt, u.a. Roberto Libermann aus den USA, bei der „International Conference on Recovery“ in der Eurac in Bozen dabei sein. Die Referenten kommen aus Italien, Österreich, Deutschland, England und den Vereinigten Staaten. tal