Denn im April wird der Zeller-Spross selbst zum ersten Mal Vater.<BR /><BR /><b>Herr Zeller, Ihr Vater Karl Anwalt und Politiker, Ihre Mutter Julia Unterberger Anwältin und Politikerin, Ihre Schwester ebenfalls. War Ihr Weg eigentlich vorgezeichnet?</b><BR />Jakob Zeller: Da in meiner Familie fast alle eine akademische Laufbahn eingeschlagen haben, war eine gewisse Erwartungshaltung schon gegeben. Und als ich sagte, dass ich Koch werden wollte, haben sie schon einen Moment geschluckt. Papa hatte schon daran zu knabbern.<BR /><BR /><b>Wie alt waren Sie, als Sie merkten, dass Politik oder Anwaltsberuf nichts für Sie sind?</b><BR />Zeller: Ich habe schon in der Oberschule gemerkt, dass beides nichts für mich ist. Speziell als meine Mutter für den Landtag kandidierte und einen intensiven Wahlkampf führte, wusste ich, dass Politik nichts für mich ist, weil man viele Kompromisse eingehen muss und nicht immer das sagen kann, was man will – obwohl meine Mutter sehr gut darin ist, ihre Meinung zu sagen (lacht). Und Anwalt werden, hat mich nie interessiert, dafür bin ich ein zu sehr harmoniebedürftiger Mensch. Das würde so gar nicht zu meinem Charakter passen. Eher hätte mich schon das Wissenschaftliche interessiert wie Mathe und Physik oder Ingenieurwesen – der Bereich meiner Großväter, die ja sehr erfolgreich waren.<BR /><BR /><b>Wie schwierig war es, Ihren Vater, Ihre Eltern vom angestrebten Koch-Beruf zu überzeugen?</b><BR />Zeller: Ich bin schon bis zu einem gewissen Punkt stur. Bei meinem Papa war es mehr die Sorge, dass ich einen Fehler mache, mir etwas verbaue. Und ob ob ich mir der Arbeitszeiten bewusst sei und dass mir der Beruf viel abverlangen würde. Also wurde ich einen Sommer zum Oberwirt nach Marling geschickt. Erst später habe ich erfahren, dass Papa und Opa Unterberger von Sepp Waldner wollten, dass er mir mit einer Woche lang Erdäpfel schälen und Küche putzen die Spinnerei Koch zu werden austreiben sollte. Als mich Sepp Waldner nach einer Woche fragte, wie es denn so sei, sagte ich: Super, cool. Und so musste er Papa sagen, als er ihn das nächste Mal getroffen hat: Da ist nix zu machen, der „Bua“ weiß, was er will. Danach hat auch Papa meine Entscheidung akzeptiert.<BR /><BR /><b>Mussten Sie auch bei den Großeltern Überzeugungsarbeit leisten? </b><BR />Zeller: Nicht, dass sie es mich hätten spüren lassen. Direkt gesagt, haben sie nichts zu mir. Es hat eher geheißen: Geh du Deinen Weg.<BR /><BR /><b>Wie schwer war es aus dem Schatten des Vaters zu treten?</b><BR />Zeller: Da ich mir ein völlig anderes Feld ausgesucht habe, auf dem ich Karriere machen möchte, reibt man sich weniger. Ich mache mein eigenes Ding, egal, ob sie das gut finden oder nicht. Da hat es meine Schwester viel schwieriger, weil sie im gleichen Feld tätig ist und sich messen muss und messen lassen muss.<BR /><BR /><b>Ist der Namen Zeller eine Bürde oder eine Hilfe?</b><BR />Zeller: Ich war 15 Jahre außerhalb von Südtirol unterwegs – in Spanien, Südfrankreich, Dänemark und Schweden. Da ist es ganz egal, ob man Zeller oder Sulzer heißt. Jetzt bin ich wieder da und viele Leute können einen Bezug zum Nachnamen herstellen, und die finden es toll, dass ich etwas ganz anderes mache als mein Vater bzw. meine Eltern. Die Leute kommen mit positiver Neugier auf mich zu: Schauen, wie der ist.<BR /><BR /><b>Wer kocht besser? Sie oder Ihre Eltern?</b><BR />Zeller: Wenn ich nicht besser kochen würde wie sie, hätte ich ein Problem (lacht herzhaft). Papa macht gute Thunfischnudel.<BR /><b><BR />Woher diese Freude am Kochen?</b><BR />Zeller: Als Kind ließ mich die Zeller-Oma beim Kochen mithelfen. Ich mag das Handwerkliche, arbeiten mit den Händen macht mir Freude. Und als ich 14, 15 Jahre alt war, war Papa mit Martina Mayr liiert. Sie hat super gekocht, hat 20 Leute eingeladen, ein 6-Gänge-Menü gekocht und mich machen lassen – nach dem Motto: Jakob, du machst die Nachspeise. Und so habe ich schon als Jugendlicher begonnen, für Freunde und dann mit Freunden zu kochen. Mit 17, 18 habe ich mit den Freunden ein Catering auf die Beine gestellt. Das war mein Weg in die Gastronomie.<BR /><BR /><b>Der Stress in der Küche setzt Ihnen nicht zu?</b><BR />Zeller: Nein, ich empfinde ihn als positiven Stress. Und was mir am Kochen besonders gefällt, ist, dass ich so schnell ein Feedback kriege von meinen Gästen. Als Architekt ist man ein Jahr lang am Zeichnen, bis etwas gebaut wird. Ich mag es, mit vielen Leuten in Kontakt zu kommen.<BR /><BR /><b>In der Familie heißt es aber, Sie seien introvertiert...</b><BR />Zeller: In meiner Familie reden alle so viel, da kommt man schwer zu Wort (lacht).<BR /><BR /><b>Wie wichtig ist für einen Sohn die Anerkennung des Vaters?</b><BR />Zeller: Die ist natürlich wichtig. Insgesamt ist es wichtig, den Rückhalt der Familie zu haben. Aber das Wichtigste ist, mit sich selbst zufrieden zu sein. Man darf der Anerkennung nicht zu viel nachlaufen. Man muss das machen, was einem selbst wichtig ist und Genugtuung gibt. Und die familieninterne Expertise zu dem, was ich mache, ist begrenzt (lacht). Meine Eltern sind glücklich, dass ich das gefunden habe, was mir gefällt und worin ich Erfolg habe.<BR /><BR /><b>Ihre Frau Ethel Hoon stammt aus Singapur und ist eine aufstrebende Köchin wie Sie. Verderben viele Köche nicht den Brei oder anders gefragt: Kommen sie sich nicht in die Quere?</b><BR />Zeller: Bei uns war es so, wie wenn man 2 Bäume in einen Topf pflanzt. Anfangs stößt man aneinander an, aber sobald jeder seinen Platz gefunden hat, kann man zusammen wachsen und sich gegenseitig stützen.<BR /><BR /><b>Sie beide haben auch vor, ein eigenes Restaurant aufzumachen. Was sind das für Pläne?</b><BR />Zeller: Ja, wir werden 2025 im Überetsch ein Hofrestaurant übernehmen, wir haben einen Partner, der vor Ort das Gemüse für uns anbaut und unsere Küche wird dementsprechend Gemüse-fokusiert sein. <BR /><BR /><b>Sie werden Mitte April selbst Vater. Welche Art von Vater möchten sie sein?</b><BR />Zeller: Ich hoffe vor allem, ein guter Vater zu werden und zu sein. Und zwar indem man Kindern das Gefühl gibt, so akzeptiert zu sein, wie sie sind. Bedingungslose Zuneigung und Anerkennung, das sollte Familie sein.<BR />