Im Interview erklärt er auch, wie ein Mensch erfriert und was man beachten sollte, wenn man zu lange niedrigen Temperaturen ausgesetzt ist. <BR /><BR /><b>2 Erfrorene in den vergangenen 6 Wochen und dabei ist es einer der wärmsten Winter überhaupt...</b><BR />Dr. Hermann Brugger: Wenn man sich richtig verhält, kann man auch extreme Kälte aushalten. Norwegen oder Schweden haben wenig Kältetote. Die Menschen dort wissen, dass es gefährlich ist, sich für längere Zeit im Freien aufzuhalten, ohne sich zu bewegen. Dieses Bewusstsein ist bei uns vielleicht nicht so durchgerungen. Zum Erfrieren sind keine Minusgrade notwendig, man kann auch bei Temperaturen über Null Grad stark auskühlen, das hängt von vielen Faktoren ab, vor allem aber, ob man sich bewegen kann.<BR /><BR /><b>Was sollte man tun, wenn man aber verletzt der Kälte ausgesetzt ist?</b><BR />Dr. Brugger: Hoffen, dass man Handykontakt hat und Hilfe rufen. Hat man absolut keinen Kontakt zur Notrufzentrale, kann sich aber noch bewegen, sollte man genau das tun – solange es irgendwie geht. Wichtig ist auch, sich einen Unterstand zu suchen. Der Platz sollte vor Wind und Feuchtigkeit schützen. Sie beschleunigen die Unterkühlung. Hält man sich im Schnee auf, sollte man sich eine Schneehöhle graben. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-63543544_quote" /><BR /><BR /><b><BR />Wie erfriert ein Mensch?</b><BR />Dr. Brugger: Wenn wir hier von Erfrieren sprechen, meinen wir die allgemeine Unterkühlung. Sie passiert, wenn ein Mensch der Kälte ausgesetzt ist und sich, aus welchem Grund immer, stundenlang nicht bewegt. Dann steigt die Gefahr, das Bewusstsein zu verlieren, auch wenn etwa Alkohol das Bewusstsein trübt. <BR /><BR /><b>Wie reagiert der Körper?</b><BR />Dr. Brugger: Es treten mehrere Mechanismen ein, um die Kälte zu bekämpfen: Zunächst das allgemeine Kältezittern, das jeder kennt. Es ist ein verlässliches Warnsymptom. Man sollte sich dann bewegen, einen warmen, trockenen Raum aufsuchen. Wenn die Körpertemperatur im Inneren unter 35 Grad Celsius sinkt, sprechen wir von einer Unterkühlung (siehe Infografik unten).<BR /><BR /><embed id="dtext86-63543548_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Wann wird es gefährlich?</b><BR />Dr. Brugger: Wenn die Körperkerntemperatur auf 30 Grad abkühlt, können auch bei einem Gesunden Herzrhythmusstörungen auftreten. Unter 30 Grad, vor allem aber ab 28 Grad, besteht das Risiko für einen Herz-Kreislauf-Stillstand.<BR /><BR /><b>Aber man kann einen Menschen auch auftauen?</b><BR />Dr. Brugger:Ja, wenn es die Umstände erlauben und die Mittel vorhanden sind. Wenn keine körperlichen Verletzungen vorliegen, kann man die Wiedererwärmung entweder nicht-invasiv von außen oder im Körperinneren machen. Bei einem Kreislaufstillstand kommt es darauf an, ob der Mensch vorher schon tot war und dann auskühlte. Bei einem Lawinenopfer beispielsweise, das erstickte bevor der Körper auskühlte, hilft die Wiedererwärmung nicht mehr. <BR /><BR /><embed id="dtext86-63543653_quote" /><BR /><BR /><b><BR />Wie funktioniert die Wiedererwärmung?</b><BR />Dr. Brugger: Ist der Mensch bei Bewusstsein und stabil, erwärmt man ihn extern mit Wärmepackungen oder Wärmedecken. Bei einem instabilen Kreislauf oder Herzkreislaufstillstand kann man einen extrakorporalen Kreislauf einsetzen. Das heißt: Man entnimmt dem Körper Blut, reichert es mit Sauerstoff an, erwärmt es und pumpt es wieder in den Körper zurück. So kann man den Kreislauf wieder in Gang setzen und den Körper von innen erwärmen. Die Entscheidung, ob man einen Patienten unter Reanimation zu dieser Behandlung einweist, trifft der Notarzt gemeinsam mit der Notrufzentrale. <BR /><BR /><b>Bis wann kann man überleben?</b><BR />Dr. Brugger: Die jemals tiefste Kerntemperatur, die ein Erwachsener überlebt hat, war 13,7 Grad, bei einem Kind 11,8 Grad.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="998740_image" /></div> <BR /><BR /><BR />