Dabei kommen auch seine Beweggründe zum Vorschein, beispielsweise Menschen dazu motivieren, ihre eigenen Träume zu leben. Ausschlaggebend war eine schlimme Diagnose und ein Krankenhausaufenthalt mitsamt OP. <BR /><BR /><b>Welche Vorbereitungen stehen am Tag vor dem Abflug und 2 Tage vor Beginn des Extremabenteuers noch an?</b><BR />Stefan Santifaller: Es sind noch Pakete mit Laufschuhen, Sportoutfits und Nahrungsergänzungsmitteln zu verschicken, außerdem ist ein Backup der GPS-Daten der Route zu erstellen. Das ist wichtig, damit ich sie unterwegs auch immer offline zur Verfügung habe. <BR /><BR /><BR /><b>182 Marathons an 182 Tagen – das klingt utopisch. Oder doch nicht?</b><BR />Santifaller: Im ersten Moment mag es utopisch klingen, wenn man die Gesamtdistanz jedoch auf tägliche Ziele herunterbricht, dann erscheint das Projekt realistischer. Ich möchte jeden Tag die Marathondistanz bewältigen, wobei es ein Halbmarathon am Vormittag und einer am Nachmittag sein kann. Abgesehen von der sportlichen Herausforderung möchte ich von diesem Abenteuer vor allem Erlebnisse mitnehmen, dabei vor Ort mit den Einheimischen in Kontakt treten, beispielsweise mit ihnen bei einem Cafè ins Gespräch kommen. Ich möchte also nicht bloß auf meine Navi-Uhr schauen und schnellstmöglich vom Süden Portugals zum Nordkap laufen, sondern in die verschiedenen Kulturen und Lebenswirklichkeiten eintauchen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1011228_image" /></div> <BR /><b>Wie läuft dieses Extremvorhaben konkret ab?</b><BR />Santifaller: Ich habe einen kleinen Laufwagen mit dabei, wo ich meine wichtigsten Sachen wie Outfit, Schlafsack, Isomatte, Zelt und Nahrungsmittel verstauen kann. Ich bin zwar vollkommen allein unterwegs, wünsche mir aber, dass unterwegs ab und zu einige Menschen mitlaufen – so ähnlich wie man es vom Film „Forrest Gump“ kennt. Denn darum geht es mir: Andere Menschen zu inspirieren und zu motivieren, selbst ihre Träume zu verwirklichen bzw. ihr ganz persönliches Abenteuer in Angriff zu nehmen. Und zugleich auch ein Zeichen für mehr Einigkeit in Europa zu setzen. <BR /><BR /><b>Was bewegt Sie selbst zu diesem Extrem-Abenteuer?</b><BR />Santifaller: Im Grunde meines Herzens bin ich ein Abenteurer. Schon immer habe ich den Status „Normal“ hinterfragt und brannte für das Abnormale. Als Abenteurer möchte ich so viel wie möglich von der Welt sehen und erleben. Dafür muss man neugierig, mutig und risikofreudig sein, klar. Ich selbst sehe mich als Art Venturer, als jemand, der Kunst und Abenteuer miteinander verbindet. <BR /><BR /><BR /><b>Im Verlauf von 7700 Kilometern kann alles mögliche dazwischenkommen. Was ist, wenn das kühne Vorhaben nicht so durchgezogen werden kann wie geplant?</b><BR />Santifaller: Es geht mir hier nicht um Perfektion, sondern um das Erlebnis. Das Ziel steht fest und ich will das Projekt natürlich durchziehen, allerdings sind in diesem Extremabenteuer keine Pausentage oder etwaige Krankheitstage eingeplant. Wenn ich aus irgendeinem Grund pausieren muss, dann bricht die Welt nicht zusammen. Natürlich muss ich im Verlauf der 182 Tage auf meinen Körper achten. <BR /><BR /><b>Muss man aus dem Leistungssport kommen, um dem Körper solche Strapazen zumuten zu können?</b><BR />Santifaller: Ich komme nicht aus dem Laufsport, war aber eine Zeitlang ein sehr ambitionierter Mountainbiker. Mein Traum war es, Profi zu werden, allerdings musste ich wegen eines Rückschlages aufhören. Das Pfeiffersche Drüsenfieber hat mich 2 Jahre lang ausgeknockt. Gerade die Reha war für mich eine Phase der persönlichen Entwicklung und des Wachsens. Mit meiner Fotokamera habe ich oft ausgiebige Bergtouren unternommen, dabei konnte ich mich ausleben. Letztlich bin ich Fotograf mit einer Vorliebe für besondere Abenteuer geworden – wie gesagt: ein Art Venturer. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1011231_image" /></div> <b>Wie ist die Route quer durch Europa überhaupt entstanden?</b><BR />Santifaller: Die Form der Route entspricht der Form einer Narbe auf meiner linken Schulter. Das ist sozusagen ein Andenken an eine Operation aus dem Jahr 2021 in Innsbruck. Dieser OP ist die Diagnose Knochentumor vorausgegangen. Da musste ich schmerzhaft erfahren, wie es ist, von einem körperlichen Hoch urplötzlich in ein tiefes mentales Loch zu fallen. Ich habe die Krankenstation mit Menschen geteilt, deren Tage gezählt waren. Da habe ich mir geschworen: Nie wieder möchte ich mich in dieser Situation wiederfinden, bevor ich meine Träume nicht gelebt habe. Aufgrund der Covid-Pandemie musste ich mehr als ein Jahr auf die OP warten, zum Glück ist alles gut gegangen. Diese leichte S-Kurve der Route ist sozusagen meine Lifechanging-Line, also meine lebensverändernde Linie.<BR /><BR /><b>Kommt folglich auch von dieser Erfahrung der Wille, die Leute zu besonderen Erlebnissen zu animieren?</b><BR />Santifaller: Ganz genau. Mein Projekt ist ein Appell an die Leute draußen: Wartet nicht zu lange, sondern lebt eure Träume. Es ist ein Mehrwert für euch selbst, für euer Umfeld und letztlich auch für die Nachahmer. Deshalb möchte ich auch viele Leute über meinen Instagram-Kanal erreichen.<BR /><BR /><b>Welche sind die Knackpunkte dieses Unterfangens?</b><BR />Santifaller: Ich glaube, die körperliche Regeneration und die Umwelteinflüsse. In diesen 182 Tagen muss ich mich auf Gewitter, Trockenheit und Schnee – etwa in den Pyrenäen – einstellen. Besonderen Respekt habe ich vor einem möglichen wochenlangen Tief im Innenland Schwedens, denn wenn die Sachen nicht mehr trocknen, dringen die äußeren Bedingungen zum Inneren vor. Ich muss auch meinen Energiebedarf immer im Auge behalten. Außerdem hoffe ich, genug Wasserzufuhr im spanischen Inland zu haben. <BR /><BR /><BR /><b>Apropos Innenleben: Ist ein derartiges Abenteuer auch eine Grenzerfahrung aus mentaler Hinsicht?</b><BR />Santifaller: Ja, klar. Wenn man so lange allein unterwegs ist, dann ertappt man sich irgendwann bei den merkwürdigsten Gedanken. Das habe ich gemerkt, als ich im vorigen Jahr probeweise allein die kanarischen Inseln abgegangen bin. Da war ich zu Fuß rund 600 Kilometer unterwegs, um mich auf dieses Projekt heranzutasten. <BR /><BR /><b><BR />Wie viele Paare Laufschuhe planen Sie für die 7700 Kilometer ein?</b><BR />Santifaller: Ich rechne mit 7 Paaren Laufschuhen. Die sind in den 7 Paketen enthalten, die ich an verschiedene Orte auf der Strecke verschicke.<BR />