Der Zeitpunkt war gezielt gewählt: Ausgerechnet in der Nacht auf den jährlichen Gedenktag am 20. Februar versuchten Unbekannte im Jahr 1946, das Andreas-Hofer-Denkmal in Meran in die Luft zu sprengen. Die Täter kamen aus einer anderen Ecke als zuerst vermutet. <BR /><BR /><BR /><BR />Der Porphyr-Sockel in Brocken, die Bronzestatue des Freiheitshelden am Boden, aber nicht zerstört: Dieses Bild bot sich am Andreas-Hofer-Gedenktag vor 75 Jahren in Meran. Wenige Stunden zuvor, gegen 0.45 Uhr, hatte eine laute Detonation viele Einwohner der Kurstadt aus dem Schlaf gerissen. <BR /><BR />Das Tagblatt „Dolomiten“ hatte kurz vor Redaktionsschluss die Nachricht aus Meran erhalten und die Top-Meldung in letzter Minute vor dem Andruck auf der ersten Seite eingeschoben – unter dem Titel „Ein Sprenganschlag in Meran auf das Denkmal unseres Nationalhelden“. Darunter findet sich gleich ein Kommentar, der die Stimmung im Land wiedergibt, das damals um Selbstbestimmung und das Los von Rom kämpfte: „Der Sprenganschlag macht es deutlich sichtbar und hörbar, von welchen Gefühlen nur allzuviele jener Leute beseelt sind, die uns Südtirolern Gesinnungen verargen, welche sie in unserer Lage sich selber als tapfere und heldenmütige Verfechtung eines heiligen Rechtes, als beispielgebenden Ausdruck idealer Gesinnung anrechnen würden.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="616121_image" /></div> <BR />Am Tag darauf, in der Ausgabe vom 21. Februar 1946, drucken die „Dolomiten“ zahlreiche Reaktionen auf den Anschlag ab, darunter ein Telegramm des damaligen SVP-Obmannes Erich Amonn an Ministerpräsident Alcide Degasperi und eine Antwort desselben an Amonn. Die Landesleitung der Südtiroler Volkspartei zeigte sich „empört und entrüstet“ über das Attentat. Degasperi wiederum beklagte in seiner Antwort auf Amonns Schreiben „den gehässigen Anschlag auf das lebhafteste“.<BR /><BR />Die Täter konnten nicht namentlich ermittelt werden. Lange Zeit wurden extremistische italienische Kräfte oder staatliche Geheimdienste für den Anschlag verantwortlich gemacht. Wie sich später herausstellte, waren hier jedoch Tiroler am Werk. Im Jahr 1946 stand die internationale Entscheidung über das weitere Schicksal Südtirols nach Weltkriegsende an. Die Sprengung des Denkmals sollte der Weltöffentlichkeit zeigen, dass der Staat Italien sogar die Helden Tirols in die Luft sprengen wolle. Der spätere Botschafter und damalige Innsbrucker Widerstandskämpfer Ludwig Steiner (1922-2015) bestätigte diese Version. <BR /><BR /><b>1,6 Tonnen gegossene Bronze</b><BR /><BR />Der Errichtung des Meraner Andreas-Hofer-Denkmals geht auf das Jahr 1914 zurück. Die Planung und Gestaltung wurde dem Künstler Emanuel Pendl (1845–1927) anvertraut. Die dreieinhalb Meter hohe und 1,6 Tonnen schwere Bronzestatue des Tiroler Freiheitshelden stammt aus der Gießerei A. J. Selzer in Wien und wurde mit der Bahn nach Meran gebracht. Der Sockel besteht aus Branzoller und Andrianer Porphyr. Das Denkmal wurde ab Anfang Oktober 1914 von der Branzoller Firma Johann Lentsch aufgebaut. <BR /><BR />Die Arbeiten wurden noch vor Jahresende 1914 abgeschlossen. Die Segnung des Denkmals musste wegen des Eintritts Österreichs in den Ersten Weltkrieg aber verschoben werden. Erst am 3. April 1920 wurde es feierlich enthüllt. <BR /><BR />Die versuchte Sprengung im Jahr 1946 war nicht der einzige Anschlag auf das Denkmal. So wurde es in der Nacht zum 26. April 1921 von Faschisten mit der Aufschrift „Viva Italia“ und dem Trikolore beschmiert. Das Habsburger Doppeladler-Relief am oberen Sockel wurde gewaltsam entfernt. <BR />Am 25. September 1979 rückten Unbekannte dem Andreas-Hofer-Denkmal wieder mit Sprengstoff zu Leibe. Die Bronzestatue fiel infolge der Explosion zu Boden. Erneut gab es erhebliche Schäden, die aber behoben werden konnten. Auf Initiative der Schützenkompanie Meran wurde das Denkmal im Jahr 2013 von der Stadtgemeinde grundlegend saniert, seitdem steht es unter Denkmalschutz. <BR /><BR /><BR /><BR />