Für die einen ist es sonnenklar: In der roten Zone (höchste Gefahrenstufe) darf es zwar Sanierungen, aber keine Neubauten geben. Andere wiederum behaupten, das Hotel „Eberle“ sei ja gar nicht abgerissen worden, sondern eben durch Einwirken der Natur zerstört worden. Kurzum, die Rechtslage ist äußerst unklar. Das trübt auch die Hoffnungen der Familie Zisser, die, wie durch ein Wunder, unbeschadet aus dem Unglück herausgekommen ist. <BR /><BR /><BR />von Ursula Pirchstaller<BR /><BR /><BR />Nun könnte die Familie, auch auf finanzieller Ebene, aufatmen, denn die Versicherung, die für das Hotel geschlossen wurde, inkludiert auch Schäden aufgrund von Steinschlag. „Diesbezüglich hatten wir wirklich großes Glück, denn es ist nicht selbstverständlich, dass die Versicherung auch bei Steinschlag zahlt“, sagt Juniorchef Stefan Zisser. Noch sei nicht klar, wie hoch die Zahlung sein werde, doch Zisser zeigt sich optimistisch, dass es ein gutes Ende geben werde. „Sicher wird die Versicherung bei Schäden in dieser Größenordnung die Polizze jedoch auf Punkt und Beistrich prüfen“, sagt Zisser. <BR /><BR />Was hingegen jenen Teil des Hotels anbelangt, der noch steht, durch den Felssturz aber stark beschädigt wurde, gibt es wenig Hoffnung. „Die Schäden sind so groß, dass eine Sanierung sehr wahrscheinlich nicht mehr durchführbar ist“, sagt Zisser. Somit werde der Ostflügel des Hotels wohl abgerissen werden müssen. „Wir arbeiten jetzt auch mit Geologen zusammen, die den Hang analysieren und ein geologisches Gutachten abgeben. Dann werden wir mit den Aufräumarbeiten beginnen“, berichtet Zisser. <BR /><BR /><b>„Ja, wir möchten das Hotel wieder aufbauen“</b><BR /><BR />In den vergangenen Tagen hat sich die Familie auch mit dem Gedanken befasst, ob sie ihren Betrieb an Ort und Stelle wieder aufbauen möchte. „Wir arbeiten diesbezüglich mit der Gemeinde und der Landesverwaltung zusammen und versuchen, Lösungen zu finden“, schildert Zisser. „Ja, wir wollen bauen“, ergänzt er, denn schließlich sei das Hotel „Eberle“ auch die Heimat der Familie, doch es sei zu prüfen, was machbar ist. <BR /><BR />Damit bringt Zisser das Problem auf den Punkt. Der aktuelle Gefahrenzonenplan sieht keine Neubauten in der roten Zone vor. Sprich, wenn ein Gebäude abgerissen wird, darf es nicht mehr wiedererrichtet werden. Für Ingenieur Marco Molon, der den Plan für die Gemeinde Bozen erarbeitet hat, ist das sonnenklar. Auch er glaubt mittlerweile jedoch, dass der Fall „Eberle“ auf gerichtlicher Ebene geklärt werden wird. Im Gefahrenzonenplan ist nämlich nicht definiert, was passiert, wenn der gefürchtete Fall wirklich eintritt, also ein Gebäude durch Naturgewalt zerstört wird. „Wenn sie jeoch nach meiner Meinung fragen, denke ich, dass ein Neubau in der roten Zone nicht genehmigt werden kann“, bleibt Molon dabei. <BR /><BR /><b>Klärung auf gerichtlicher Ebene</b><BR /><BR />Doch verliert ein Eigentümer in der roten Zone dann sein Kubaturrecht, wenn er das Pech hat, Schäden durch Naturereignisse davongetragen zu haben? „Nein“, sagt Molon. Das Kubaturrecht bleibe erhalten. „Es gibt die Möglichkeit, Kubatur zu verschieben“, sagt der Techniker. Auch dies gilt jedoch nur von landwirtschaftlichem Grün in landwirtschaftliches Grün. Im Fall „Eberle“ ist auch dieser Ausweg versperrt, denn das Hotel steht auf einem Gelände, das im Bauleitplan als „Waldgebiet“ ausgewiesen ist. <BR /><BR /><b>Schutzbauten für den gesamten Oswaldhang?</b><BR /><BR />Wohl wissend, dass es sich um eine heikle Angelegenheit handelt, sucht Vizebürgermeister und Urbanistikstadtrat Luis Walcher nach einem Ausweg aus der verfahrenen Situation. Dabei lässt er sich nicht in die Karten blicken. „Wir arbeiten mit der Landesverwaltung an einer Strategie“, sagt Walcher. Diese könnte dahin gehen, dass die gesamte Zone umfangreichen Schutzmaßnahmen unterzogen wird, damit auch die historische Oswaldpromenade, der Oswaldhang und Rentsch besser vor Steinschlag geschützt sind. Diese Schutzbauten könnten dann zum Großteil öffentlich finanziert werden – was bei Schutzbauten, die nur das Hotel betreffen, nicht möglich wäre. Ob die Zone damit jedoch von rot auf blau gestuft werden könnte, bleibt abzuwarten. Jedenfalls wären dafür umfangreiche Schutzbauten nötig, die entsprechend teuer sind. Selbst wenn es gelänge, von rot auf blau umzurüsten, bleibt das Steinschlagrisiko auf dem Gelände jedoch hoch. <BR />