Helmuth Köchers Vater Eduard, der sich in Meran für den Sport und den Sportclub Meran eingesetzt hat und dafür mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol ausgezeichnet wurde, überredete seinen Sohn nach der Matura eine Arbeitsstelle in der Gemeinde Meran anzunehmen. Daneben studierte Helmuth Köcher Rechtswissenschaften in Padua. „Ich wäre gerne Rechtsanwalt geworden. Gesetze haben mich immer interessiert“, sagt der Verdienstkreuzträger, dessen Kreuz die Nummer 2888 trägt. Doch es kam anders.<BR /><BR />Helmuth Köcher wollte 1978 in der Gemeinde Meran im Bereich Informatik arbeiten, weil ihn damals die neuen Großrechner mit Lochkarten faszinierten. Doch dann nahm er ohne große Ambitionen an einem Wettbewerb teil und wurde als 20-Jähriger Leiter der Sozialfürsorge, Altersfürsorge, Kinderkrippen und Schulmedizin in der Gemeinde Meran.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1074984_image" /></div> „Das Sozialwesen hat mich begeistert, weil ich Gutes tun konnte“, beschreibt Köcher. Der junge Chef rief unter anderem die Drogenberatungsstelle und das Obdachlosenasyl ins Leben. Für die Obdachlosen kochte er auch schon mal eine Spaghettata. „Anfang der 1980er Jahre kam Essen auf Rädern auf. Ich habe Essen ausgefahren. Das war eine extreme Bereicherung“, erzählt Köcher.<BR /><BR />1991 suchte er um Versetzung an und kam ins Personal- und Organisationsamt. Das Personalamt habe er reorganisiert, berichtet Köcher. Gleichzeitig begann er das Studium der Politikwissenschaften in Innsbruck. Jeden Tag um 6 Uhr früh fuhr er zu den Vorlesungen, um 12 Uhr begann seine Arbeit in der Gemeinde Meran. „Wenn mich etwas begeistert, dann gehe ich bis auf den Grund und sehe keine Hindernisse“, beschreibt sich Helmuth Köcher.<h3> Liebe zum Wein entdeckt</h3>„Mein Lebensplan war, mich in verschiedenen Bereichen weiterzuentwickeln.“ Am Ende sollte eine leitende Stelle beim Land oder das Amt des Gemeindesekretärs stehen. Doch es kam anders.<BR />In den 1980er Jahren entdeckte Helmuth Köcher seine Liebe zum Wein, der damals aufgrund von Weinskandalen ein schlechtes Image hatte. 1987 öffnete ihm eine Fahrt nach Bordeaux die Augen und die Liebe wurde zur Leidenschaft. In Johann Innerhofer vom damaligen Apollo-Kino an der Matteottistraße in Untermais fand er einen Gleichgesinnten. Die beiden organisierten Abende mit Kino und Wein, die viele Menschen begeisterten. <h3> Erstes Weinfestival im Hotel „Palace“</h3>1992 gründeten sie mit Othmar Kiem als Drittem im Bunde und italienischen Weinproduzenten den Gourmetclub. Es schrieben sich 200 Mitglieder ein. Im selben Jahr gab es das erste Meraner Weinfestival im Hotel „Palace“, das zu der Zeit die Familie Eisenkeil führte. <BR /><BR />„Damals haben wir 3 wichtige Entscheidungen getroffen“, blickt Helmuth Köcher zurück. „Meran war nach dem Traubenfest bis Mitte März ausgestorben. Wir wollten ein Event außerhalb der touristischen Flüsse und Weinbegeisterte in Südtirol erreichen. Wir entschieden uns für den Namen Meran Weinfestival, weil es damals noch keine Festivals gab. Unser Fehler war, dass wir den Namen nicht schützen haben lassen. Und wir führten ein, dass jeder nur ein Glas hat. Dazu brauchten wir nur einen Spucknapf und eine Karaffe Wasser. Das ist bis heute so.“<BR /><BR /><embed id="dtext86-66610218_quote" /><BR /><BR />Das Meran Weinfestival übersiedelte ins Meraner Kurhaus und wuchs. Auf Anraten eines Steuerberaters wurde aus steuerlichen Gründen 1993 eine Gesellschaft gegründet, in die Geld eingebracht werden musste. Othmar Kiem stieg aus und 1996 auch Johann Innerhofer.<BR /><BR />Für ihn sei das Meraner Weinfestival nach wie vor ein Hobby gewesen, erzählt Köcher. Er habe ja seinen Job in der Gemeinde Meran gehabt. „In dieser Zeit habe ich 4 Leben geführt“, blickt er zurück: „Ich hatte die Arbeit in der Gemeinde, mein Studium, das Weinfestival und meine Familie.“<BR /><BR />„1999 bin ich in einen Strudel geraten“, schildert der Verdienstkreuzträger. Er habe gesehen, dass Gemeindebedienstete während ihrer Arbeitszeit mit anderen Dingen beschäftigt waren. Als er das bekämpfen habe wollen, sei er beschuldigt worden, dass er in seiner Arbeitszeit für das Weinfestival arbeite. Köcher wurde von der Polizei abgeführt und der Gourmetclub durchsucht. Schließlich seien alle Anklagen fallen gelassen worden.<h3> „Ich musste groß denken“</h3>Was lag nach dieser Erfahrung näher, als sich beruflich auf das Meran Winefestival zu konzentrieren? Köcher kündigte bei der Gemeinde Meran im Jahr 2000, begann in der Schweiz in einer Business School ein Wirtschaftsstudium und versuchte aus dem Festival eine wirtschaftliche Tätigkeit zu machen. „Ich war mir sicher, dass das gelingen würde. Das Meran Winefestival musste nur Weltcharakter bekommen. Ich musste groß denken.<BR />“<BR />Ihn habe immer die Leidenschaft angetrieben, das Verdienstkreuz sei die Auszeichnung dafür. „Ich habe alles, was ich bis heute getan habe, für meine Stadt Meran getan. Ich fühle mich sehr mit Meran und seiner Geschichte verwurzelt“, betont Helmuth Köcher.<BR /><BR />2001 zerbrach seine Familie, 10 Jahre später schmiedete ein Schicksalsschlag sie wieder zusammen. Köcher hatte 2011 Herzprobleme. „Das sehe ich als Konsequenz meiner Belastung.“ Bei einer Untersuchung zeigte sich, dass die Hauptschlagader zu 99 Prozent verstopft war. Eine Operation in Deutschland rettete ihm das Leben. In dieser Zeit schuf sich Helmuth Köcher auch seinen Wohnsitz in Vöran.<h3> 8000 Weine werden vorverkostet</h3>Heuer findet die 33. Auflage des Meran Winefestivals statt. Das ist eine besondere Zahl für den Weinkenner. Die diesjährige Veranstaltung steht unter dem Thema „Quo vadis?“ Das Meran Winefestival bringe dem Burggrafenamt inzwischen 6 bis 7 Millionen Euro jährlich, rechnet Köcher vor. 4 Mitarbeiter arbeiten ganzjährig bei „Gourmet‘s International – The WineHunter“. Es gibt 14 Verkostungskommissionen in Italien, die 8000 Weine und 500 kulinarische Produkte verkosten.<BR /><BR />Die 700 „prime donne“ dürfen sich dann beim Meran Winefestival präsentieren. Zudem gibt es weltweit 20 „WineHunter Botschafter“ im Auftrag von Helmuth Köcher, die das Meran Winefestival unter anderem in China, Japan und Südamerika promoten. Auch Köcher selbst rührt weltweit die Werbetrommel. <h3> „Meran als Brücke“</h3>Das groß Denken zeigte Wirkung. Köcher organisiert inzwischen auch das Meran Winefestival in Tiflis (Georgien), dem Ursprungsland des Weines. Das sei eine riesige Anerkennung für ihn. „Meran ist die Brücke“, sagt er. Auch das Weinfestival in Siena und das Farm Food Festival in Meran kommen aus seiner Ideenschmiede. „Das Meran Winefestival ist in China auf einer Messe vertreten. Satellitenveranstaltungen möchte ich in Brasilien und Singapur machen“, sprüht der 65-Jährige weiterhin voller Ideen. <BR /><BR />Köchers Herz schlägt dennoch für Meran. So würde er gerne mehr Synergien zwischen den Veranstaltungen der Stadt Meran sehen, ein Gesamtkonzept, das auf Qualität und Qualitätstourismus anstelle von Massentourismus setzt. Anleihe würde er dafür in der großen Zeit Merans um die Jahrhundertwende im 19./20. Jahrhundert nehmen.<h3> Aus Meran ein Davos machen</h3>„Ein Traum von mir wäre, aus Meran ein Davos zu machen. Was dort das Wirtschaftsforum ist, könnte in Meran – unter Einbeziehung von Schloss Tirol – ein Forum für die Land- und Weinwirtschaft sein“, regt der Verdienstkreuzträger an. „Dieses Ziel würde ich noch gerne verfolgen.“<BR /><BR />Aus dem operativen Geschäft des Meran Winefestivals würde sich Helmuth Köcher hingegen gerne zurückziehen und mehr in den kommunikativen Bereich gehen. Eine Möglichkeit könnte eine Stiftung für das Meran Winefestival sein.