<BR /><b>Herr Bedin, ist Bozen eine schmutzige Stadt?</b><BR />Kilian Bedin: Bozen ist keine schmutzige Stadt, hat aber sicher Problemchen da und dort. <BR /><BR /><BR /><b>Die vielen Ablagerungen an den Müllinseln sind nicht zu übersehen. Warum ist es so schwierig, das in den Griff zu bekommen?</b><BR />Bedin: Es gibt 3 Akteure, die da ineinander greifen. Zum einen die SEAB. Wir versuchen im Rahmen unserer Kapazitäten da entgegenzuwirken und die Dienste zu verstärken. 2 Teams mit je 3 Mitarbeitern, die nur diesen abgelagerten Unrat an den 350 Müllinseln einsammeln, sind bereits im Einsatz. Das erste Team arbeitet von 5.20 bis 12 Uhr, das zweite von 18 bis 1.30 Uhr. Zusätzlich unterstützt uns eine Genossenschaft, die mit einem Team von 2 bis 3 Leuten von 7 Uhr bis ca. 13 Uhr im Einsatz ist, sonntags auch nachmittags. Wir von der SEAB werden ein drittes Team einsetzen, sobald wir einen Fahrer finden. Dann gibt es die Gemeinde, die zuständig für die Kontrollen ist. Sie ist diesbezüglich sehr aktiv, aber man kann sicher noch etwas verbessern. Der dritte Akteur ist der Bürger, der auch seinen Beitrag leisten muss. Es geht um Respekt für unsere Stadt und darum, dass Regeln eingehalten werden müssen. Sonst müsste man das System überdenken. Aber das heißt dann alles auf den Kopf zu stellen und von null zu starten. Das wäre die letzte Ratio. Wobei meiner Meinung nach das System Bozen gut durchdacht ist.<BR /><BR /><BR /><b>Oft werden mehr Kameras gegen die illegalen Ablagerungen gefordert.</b><BR />Bedin: Kameras funktionieren vor allem gegen den Pendler, weil sie die Autokennzeichen erfassen. Dort, wo sie eingesetzt werden, hat es Verbesserungen gegeben und man könnte weitere Kameras installieren. Den Bürger, der am Abend oder am Wochenende den Müll unkontrolliert ablagert, den erfassen die Kameras natürlich nicht, wenn er nicht mit dem Auto hinfährt. Da bräuchte es eben mehr Kontrollen auf dem Stadtgebiet. <BR /><BR /><BR /><b>Sie sprechen von der Stadtpolizei?</b><BR />Bedin: Ja, in der Gemeinde gibt es bereits 10 Umweltwachen. In Meran wurden sogenannte „Waste watcher“ eingeführt. Darüber diskutieren die SEAB und die Gemeinde auch. <BR /><BR /><BR /><b>Welche Aufgabe haben diese „Waste watcher“?</b><BR />Bedin: Geschultes Personal geht durch die Straßen und kontrolliert unerlaubte Ablagerungen. Wenn der Müll einer Person zugeordnet werden kann, etwa durch einen Brief, wird die Info via Smartphone der Stadtpolizei zugeschickt, die die Strafe ausstellt. In Bozen wird derzeit überlegt, ob man die 10 Umweltwachen mit dem Meraner System erweitern kann, mit Freiwilligen oder mit der Stadtpolizei.<BR />Stichwort Sauberkeit: Wie oft werden die Container gereinigt?<BR />Bedin: Derzeit werden sie 3-Mal jährlich außen und innen mit Hochdruck gereinigt. Das ist sicher zu wenig. Im September hat die SEAB Tests gestartet, bei denen die klassischen Mülleimer gereinigt wurden. Das führen wir jetzt strukturell ein, auch für die Glocken, die einmal im Jahr innen und außen gereinigt werden. Zugleich werden wir auch die Container der Müllinseln öfters außen reinigen. Strukturell starten werden wir damit im Frühjahr. Denn das kann verhindern, dass jemand Müll ablegt. Der Untergrund der Wertstoffinseln wird 3-mal jährlich gereinigt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133946_image" /></div> <?Uni SchriftStil="0" SchriftArt="QuadraatSans" SchriftGroesse="7pt" Vorschub="10,2pt" SchriftWeite="100ru" SatzArt="0"> <?TrVer> <?Uni Kapitaelchen="100ru"> <?_Uni> <?PH PHFormat="$($IptcQue$/)"_> <?PH PHFormat="$($IptcAN)"_> <?_Uni> <BR /><BR /><b>Wie oft werden Bozens Straßen nass gereinigt?</b><BR />Bedin: Es gibt einerseits die Grundreinigung, die 2-mal jährlich nachts stattfindet und bei der auch Parkplätze geräumt werden müssen. Und seit dem Jahr 2020 gibt es von April bis November eine Nassreinigung, die alle 2 Wochen durchgeführt wird. Es gibt dafür eine vorgegebene Liste von Plätzen und Straßen. <BR /><BR /><BR /><b>Werden auch Gehsteige periodisch nass gereinigt?</b><BR />Bedin: Gehsteige werden nur bei der nächtlichen Grundreinigung gesäubert. Da ist mehr möglich. Deshalb testen wir Geräte an verschiedenen Straßen, um Gehsteige regelmäßig zu reinigen, vor allem im Hinblick auf Exkremente und Urin von Hunden. Die Rückmeldungen der Bürger waren positiv. Aber wir müssen noch operative und rechtliche Themen klären. Strukturell bietet die SEAB die Gehsteigreinigung noch nicht an, das kommt erst noch.<BR />Trotz aller Maßnahmen ist es, etwa im Zentrum, schmutzig.<BR />Bedin: Ich kann nicht leugnen, dass die Probleme da sind. Wir versuchen etwas dagegen in dem Ausmaß zu tun, was wir machen können.<BR /><BR /><BR /><b>Fehlt Personal?</b><BR />Bedin: Das ist ein Thema, auch für die SEAB, ja. Wir suchen seit einiger Zeit nach einem Fahrer für das vorhin erwähnte dritte Team. Auch den Beruf des Straßenkehrers wollen nicht mehr viele ergreifen. Also ja, wir suchen verzweifelt nach Personal.<BR /><BR /><BR /><b>Sehr auffällig und störend ist der viele Hundeurin überall im Stadtbild.</b><BR />Bedin: Wir können da teilweise etwas tun, natürlich, aber in erster Instanz sind auch die Hundebesitzer gefragt. Wir können sicher reinigen, aber auch unsere Kapazitäten sind früher oder später ausgeschöpft. Man kann nicht ins Unendliche reinigen, allein schon wegen der Kosten. Der Hundebesitzer muss Regeln einhalten und Respekt vor der eigenen Stadt haben.<BR /><BR /><BR /><b>Auch der Müll von Touristen, die für kurz in Appartements wohnen, ist ein Problem.</b><BR />Bedin: Das ist ein Thema, das man nicht unterschätzen darf. Wenn Vermieter den Touristen das Müllsystem nicht erklären, landet der Müll auf der Straße. Die Gemeinde hat das Thema Zimmervermietungen auch diesbezüglich im Blick, denn man sieht in der Stadt ja viele einzelne Müllsäcke herumliegen. Ein weiteres Thema sind Putzfirmen. Nicht alle halten sich an die Vorgaben und stellen dann abends einfach nach der Reinigung die Müllsäcke auf die Straße. Da kommen Tag für Tag große Mengen zusammen. Die Gemeinde plant dazu Verordnungen und stärkere Kontrollen.<BR /><BR /><BR /><b>Sie sprechen von manchen Bürgern, die die Regeln nicht einhalten. Ist Bozen unzivilisierter geworden?</b><BR />Bedin: Meiner persönlichen Einschätzung nach, ist es nach der Pandemie schlimmer geworden, welchen Grund auch immer das hat. Aber nach der Pandemie sind die unerlaubten Ablagerungen gestiegen.<BR /><BR /><BR /><b>Sie haben eingangs erwähnt, dass Bozen vielleicht ein neues Müllsystem bräuchte. Was müsste sich ändern?</b><BR />Bedin: Ich bin zurzeit mit dem Müllsystem in Bozen sehr zufrieden. Wenn wir die Ablagerungen an den Wertstoffinseln in den Griff bekommen, dann soll es so bleiben. Zurzeit gibt es kein System mit dem garantiert werden kann, dass wir diese unerlaubten Ablagerungen nicht mehr haben. Wenn alle Stricke reißen, dann müssen wir uns überlegen, wie wir weitermachen. Was helfen könnte, wären dezentralisierte Recyclinghöfe, also nicht nur ein Wertstoffhof wie derzeit in der Industriezone, sondern mehrere über die Stadt verteilt in Richtung Zentrum. Dann könnte man im Umfeld eines Recyclinghofs die Wertstoffinseln entfernen und so das Problem in den Griff bekommen. Aber es ist natürlich schwierig Grundstücke dafür zu finden.