Auf mehreren Seiten nahm sich die Tageszeitung erneut dem Thema Schülmers, Durnwalder und Napolitano an.„Guai a chi tocca Napolitano“ hieß es am Mittwoch auf der Titelseite des Blattes. Die Online-Ausgabe berichtete über „Robert Schulmers, il magistrato che osò sfidare il potere di Durnwalder."Zur Erinnerung: Am Sonntag hatte „il Fatto quotidiano" berichtet, dass Schülmers sich über politischen Druck aus dem Quirinal beklagt habe; auf diesem Weg solle er bei den Sonderfonds-Ermittlungen gegen Durnwalder eingebremst werden. Die Zeitung berief sich dabei auf Mails von Schülmers.Der Quirinal hatte am Montag jegliche Einflussnahme offiziell dementiert. Auch Landeshauptmann Durnwalder hatte die Anschuldigungen zurückgewiesen: „Das ist alles frei erfunden", erklärte er.Am Dienstag dann wurde bekannt: Die römische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Schülmers wegen Verleumdung und Ehrenbeleidigung von Staatspräsident Giorgio Napolitano.Bis zu elf Jahre HaftAm Mittwoch veröffentlichte „il Fatto“ erneut Mail-Auszüge und rechnete nach: Schülmers riskiere bis zu elf Jahre Haft.Die Provinz Bozen sei eine „glückliche Insel mit sauberen Straßen“, wo die Bürger Müll trennten und der Tourismus blühe, schreibt „il Fatto“. Hier regiere Luis Durnwalder seit 1989, ein „sovrano illuminato“, an dessen Führung der Rechnungshof jahrelang nichts auszusetzen gehabt habe.Dann aber – so die römische Tageszeitung – sei ein „Junge, der in Bozen aufgewachsen ist“ mit dem Gedanken angekommen, „dass das Gesetz für jeden gleich ist. Er heißt Robert Schülmers.“„Angst einflößendes Schweigen“Noch einmal rollt „il Fatto quotidiano" die Geschichte der E-Mails, die Schülmers an seinen Vorgesetzten Salvatore Nottola, Generalstaatsanwalt am Rechnungshof, und an weitere hohe Vertreter der Justiz, geschrieben haben soll, auf. In diesen Mails soll der Staatsanwalt beschreiben, wie er ersucht worden sei, bei Politikern der Provinz Bozen etwas kürzer zu treten.Laut den Mails, die der römischen Tageszeitung vorliegen, soll Nottola Schülmers am 25. Jänner angehalten haben, die Angelegenheit ad acta zu legen.Schülmers habe sich dazu entschlossen, „die schmutzige Wäsche zu waschen“ – jene der Staatsanwaltschaft am Rechnungshof aber auch jene des Quirinals – indem er über die vermeintliche Einmischung berichtet habe.„Vielleicht erhoffte er sich eine Reaktion“, so „il Fatto“, allerdings habe keiner seiner 400 Richterkollegen reagiert. Es sei ein Schweigen, das Angst einflöße, schreibt die Tageszeitung.Schülmers: „Habe nichts zu befürchten“Schülmers selbst zeigte sich am Mittwoch unbeeindruckt. Er habe „nichts zu befürchten“, wird er von der Nachrichtenagentur ANSA zitiert. Er hoffe auf schnelle und gründliche Untersuchungen.Außerdem betont er, dass er mit der Übermittlung der E-Mails an die Tageszeitung „il Fatto quotidiano“ nichts zu tun habe.Die reine Lektüre der Mails legitimiere in keinem Fall die Schlussfolgerungen, die bisher von einigen gezogen worden seien; vor allem aber nicht die Vermutung einer Verwicklung des Quirinals in die Sonderfonds-Affäre.ba