Die Bischöfe verlangen Maßnahmen zur Sanierung verseuchter Böden und strengere Kontrollen. Die Bevölkerung sei wegen der Umweltsituation in der Region zutiefst besorgt, schrieb der Kardinal.Das Problem ist in Kampanien besonders akut. Ganze Berge von Müll werden im nördlichen Teil von Neapel und in der angrenzende Provinz Caserta angezündet – und verursachen hohe Dioxinbelastungen. Wegen der nachts lodernden Flammen hat sich der Begriff „Land der Feuer“ eingebürgert: ein dicht besiedelter Landstrich, der zum Schauplatz von Umweltverbrechen geworden ist. Allein in den vergangenen eineinhalb Jahren hat die Präfektur von Caserta mehr als 6.500 Müllfeuer registriert, welche die Umgebung in übel riechende giftige Wolken hüllen.Vorwürfe über die illegale Entsorgung von Giftmüll durch die Mafia kursieren seit langem. Seit Ende der 1980er-Jahre habe die Mafia daran verdient, den Abfall aus Norditalien und sogar aus dem Ausland illegal zu entsorgen, sagen Ermittler. Anti-Mafia-Autor Roberto Saviano hatte 2006 in seinem Bestseller „Gomorrha“ die Machenschaften beschrieben. Statistiken über erhöhte Krebsraten in Neapel und Umgebung gibt es zwar nicht. In mehreren Gemeinden aber schnellten Fälle von Krebserkrankungen auffällig in die Höhe.Die illegale Abfallentsorgung belastet auch die florierende Agrarproduktion. Immer mehr Konsumenten in Italien befürchten, dass Produkte aus dem Großraum von Neapel wegen des verseuchten Bodens gesundheitsgefährdend seien. Der Landwirtschaftsverband Coldiretti bestreitet dies jedoch heftig.Die Situation im „Land der Feuer“ war auch Thema der Neujahrsansprache des aus Neapel stammenden Staatspräsidenten Giorgio Napolitano. Er rief in seiner live im Fernsehen übertragenen Rede zu sofortigen Maßnahmen gegen die illegale Müllentsorgung auf. Am Samstag telefonierte das Staatsoberhaupt mit dem Präsidenten der Region Kampanien, Stefano Caldoro. Die Region plant demnächst Investitionen von drei Milliarden Euro zur Sanierung des verseuchten Gebiets.Die Regierung in Rom hat Anfang Dezember ein Dekret verabschiedet, das bis zu sechs Jahre Haft für die Verbrennung von Giftmüll vorsieht. Wer normalen Müll verbrennt, muss mit Haftstrafen von bis zu fünf Jahren rechnen. Fahrzeuge, die zur illegalen Müllentsorgung genutzt werden, können beschlagnahmt werden.apa