Warum das so ist und was man jetzt tun muss, erklärt Falk im Interview. Außerdem spricht er über die Folgen der Partys nach der Fußball-EM, über Herdenimmunität und die Testung der Südtiroler Bevölkerung in Bezug auf Antikörper und schließlich auch über die zu erwartende Entwicklung der Hospitalisierung.<BR /><BR /><b>Südtirol verzeichnet einen Anstieg von 3 auf 10 Corona-Patienten im Spital und 43 Neuinfektionen an einem Tag. Hat uns die 4. Welle voll erfasst?</b><BR />Markus Falk: Seit vergangener Woche ist ein Anstieg bei den Infektionen feststellbar. Dieser Anstieg war relativ stabil, ist nach wie vor vorhanden und bereits die nächste Welle. Wie groß diese werden wird, kann man nur bedingt abschätzen, da sie vor allem vom Verhalten der Leute ohne Green Pass abhängt. Sie ist aber nicht vergleichbar mit der Welle von vergangenem Herbst.<BR /><BR /><b>Erleben wir jetzt auch die Folgen der ausgelassenen Feiern nach der Fußball-Europameisterschaft?</b><BR />Falk: Die Deltavirusvariante ist schneller, deshalb sieht man solche Anzeichen schon nach 4 oder 5 Tagen. In den Südtiroler Städten kann man den EM-Effekt feststellen mit einem deutlichen Anstieg – in den Landgemeinden hingegen weniger.<BR /><BR /><b>Erreichen wir in Südtirol noch rechtzeitig eine Herdenimmunität?</b><BR />Falk: Ich würde von Gemeinschaftsschutz sprechen. Ab einer Durchimpfungsrate von 30 Prozent sieht man Auswirkungen, ab einer Rate von 60 Prozent dann schon deutliche Effekte und diese haben wir mittlerweile auch erreicht. Um „Ruhe“ vor Corona zu haben, brauchen wir eine Immunisierung von 90 bis 95 Prozent der Bevölkerung. Wenn wir über die Impfungen 80 Prozent erreichen, dann haben wir wohl das Maximum erreicht.<BR /><BR /><b>Wäre es nicht sinnvoll, zu erheben, wie viele Südtiroler Antikörper haben – bei geimpften und ungeimpften Bürgern? Denn viele hatten eine Corona-Infektion, ohne es zu wissen.</b><BR />Falk: Das wäre sinnvoll. Diese Zahl ist sehr wichtig, da nur sie Aufschlüsse darüber gibt, wie viele Bürger natürlich immunisiert wurden und somit, wie hoch die „Durchseuchungsrate“ war. Auch in Zusammenhang mit den Impfungen wäre dies unheimlich wichtig, um zu sehen, wie wirksam die Impfstoffe sind. Denn unter den nicht Geimpften wird es viele bereits Immune geben. Ich würde eine Zufallstichprobe von 3000 bis 4000 Bürgern ziehen. Da kann man dann auseinanderhalten, welche Antikörper von der Impfung und welche von einer Infektion stammen.<BR /><BR /><b>Wie wird sich die Infektionslage in Südtirol in einem Monat verändern?</b><BR />Falk: Momentan ist die Situation recht gut. Aber: Kann man dem trauen? Wir haben mit zunehmenden Fallzahlen zu rechnen und man kann jetzt schon sagen: Diese Zahlen werden im Herbst unangenehm werden. Wenn wir alles so weiterlaufen lassen würden, wird es für den Herbst nicht passen. Es gilt, die Zeit für die Impfungen zu nutzen, denn das Infektionsgeschehen zeigt sich nur zum Teil. Die Daten der Nasenflügeltests weisen beispielsweise eine wesentlich höhere Inzidenz auf, als wir sie danach bei den Meldezahlen sehen.<BR /><BR /><b>Wann werden die Spitäler wieder in Schwierigkeiten kommen wegen der Covid-Patienten?</b><BR />Falk: Die Spitäler werden zwar gefüllt – aber nicht mehr ganz voll werden. Seit einigen Wochen rechne ich schon mit 5 bis 9 Neuzugängen in den Krankenhäusern pro Woche. Das wird jetzt auf diesem Niveau bleiben, dann leicht steigen, es wird unangenehm, aber nicht kritisch. Man muss im Herbst mit 2 Intensivfällen und bis zu 10 oder mehr Patienten pro Woche als Zugang für die Normalstationen rechnen. Alles hängt von der Immunisierungsrate ab. Wir haben jetzt eine Durchimmunisierung von 60 Prozent erreicht. Diese schützt vor dem Überlaufen der Krankenhäuser, aber noch nicht, um Covid hinter uns zu lassen.<BR />