Anlässlich des gestrigen Tages der Republik wurden von Regierungskommissär Vito Cusumano den Hinterbliebenen und Angehörigen von Fabio Inama und Vittorio Giovannini aus Bozen, die Ehrenmedaille des Staatspräsidenten überreicht. Alles über die Geschichte der beiden Männer und was den Angehörigen diese späte Anerkennung bedeutet, lesen Sie hier.<BR /><BR /><BR /><b>Gianni Giovannini erzählt, was seinem Vater widerfahren ist</b><BR /><BR />Sohn Gianni, geboren 1946 in Bozen, erzählt, dass sein Vater Vittorio vom Nonsberg (Flavon bei Tuenno) stammte, wo er am 28. September 1912 geboren wurde. Als junger Bursche half er seinem Vater als Maurer, hatte aber Geldbedarf, und so verdingte er sich bei den Carabinieri und diente 3 Jahre lang in Addis Abeba (Äthiopien). <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="648371_image" /></div> <BR />Nach der Rückkehr zog es ihn nach Feltre, wo er seine Frau Nelda Garbini kennenlernte und ehelichte. Im Jahr 1943 wurde Vittorio Giovannini nach Albanien versetzt. Als dann am 8. September 1943 die Republik von Salò ausgerufen wurde, wartete die Truppe ab, was passieren würde. Eine rund 2400 Mann starke Einheit, die sich aus verschiedenen Waffengattungen zusammensetzte, wurde von albanischen Partisanen angegriffen; sie mussten ihre Waffen abgeben, die meisten der Offiziere wurden umgebracht. Die Soldaten konnten weiterziehen, und Giovannini kam dann mit dem Zug nach Deutschland ins Konzentrationslager Dortmund.<BR /><BR />Da er ein wenig die deutsche Sprache beherrschte, fungierte Giovannini als Dolmetscher. Insgesamt ging es ihm dabei nicht schlecht, wenngleich die Lagerinsassen zur Zwangsarbeit verdonnert wurden. <BR /><BR />Am 13. April 1945 befreiten dann die Amerikaner das KZ, mit im Gefolge auch die Engländer, die schlimmer gewesen seien als die Deutschen, wie Sohn Gianni von den Erzählungen seines Vaters berichtet. Sein Vater selbst habe im KZ nichts besonders Negatives oder große Schikanen mitmachen müssen. Er konnte dann mit anderen Lagerinsassen fliehen und erreichte durch Nutzung verschiedener Verkehrsmittel im Juni 1945 den Brennerpass. Mit seiner Frau traf er sich dann in Bozen, wo er später seinen Dienst in der Carabinieri-Kaserne in der Michael-Pacher-Straße (heutiger Sitz der Bonvicini-Privatklinik) aufnahm, unter dem Kommando von General Josef Brandstätter. Vittorio Giovannini ist im Jahr 1990 an einem Schlaganfall verstorben. <BR /><BR />Was bedeutet für seinen Sohn Gianni diese späte Auszeichnung bzw. was verbindet er mit ihr? „Die Unterlagen dazu hat meine Schwester Eliana besorgt und eingereicht. Für mich stellt diese Ehrung eine Art Wiedergutmachung an all jenen Menschen dar, die unter der nazistischen und faschistischen Diktatur stark gelitten haben und gezwungen waren, diese langen Kriegsjahre mitzuerleben.“<BR /><BR /><b>Fabrizio Zambonin recherchiert die Geschichte seines Onkels Fabio Inama</b><BR /><BR />Der Onkel von Fabrizio Zambonin (Jahrgang 1968), Fabio Inama, wurde am 28. Oktober 1910 in Sarnonico am Nonsberg geboren. Dort bewirtschaftete die Familie einen Bauernhof. Inama wurde im Zweiten Weltkrieg eingezogen und kam an die griechische Front. Als er – nach dem 8. September 1943 – den Schwur auf Hitler-Deutschland verweigerte, wurde er von Nazis verhaftet und in ein Lager auf Rhodos gebracht, wo die Überfahrt in ein anderes Konzentrationslager bevorstand. <BR /><BR />Die Familien Zambonin und Inama (Fabio war ein Bruder von Fabrizios Mutter), haben erst nach Jahrzehnten in Erfahrung gebracht, was eigentlich mit Fabio geschehen war, denn damals wurde sehr wenig über diese Dinge gesprochen – er galt einfach als verschollen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="648374_image" /></div> <BR />Erst durch eine Freundin von Fabrizios Mutter, die nach Rom ausgewandert war, erfuhr diese aufgrund einiger aufgezeichneter Blätter Näheres über den Verbleib ihres Bruders Fabio. Und kurz vor ihrem Tod im Jahr 2019 übergab sie diese Unterlagen ihrem Sohn Fabrizio, der dann in der Lockdown-Zeit eingehende Nachforschungen über seinen Onkel in die Wege leitete und auch fündig wurde. <BR /><BR />So kam zutage, dass Fabio Inama am 11. Februar 1944 zusammen mit weiteren rund 4200 italienischen Soldaten auf ein Frachtschiff gebracht worden war, das noch am selben Tag in See stach. Am Tag darauf geriet das Schiff in einen Sturm und zerschellte an den Klippen vor einer kleinen Insel in der Nähe von Kap Sounion. <BR /><BR />Auch infolge der unmenschlichen Bedingungen an Bord kamen bei diesem Schiffbruch nahezu alle Soldaten ums Leben, nur sehr wenige überlebten, darunter vor allem Besatzungsmitglieder. Auch Fabio Inama verlor bei dieser Überfahrt sein Leben. Es war eines der schlimmsten Schiffsunglücke überhaupt, im Mittelmeerraum jedenfalls das größte, das je verzeichnet wurde. <BR /><BR />In Italien selbst sei über diese tragische Geschichte aber nie viel Aufhebens gemacht worden, meint Fabrizio Zambonin. Für ihn als Neffe bedeute diese Ehrung „sehr viel, denn es schließt sich ein Kreis in meiner Familiengeschichte, auch wenn wir erst sehr spät das Schicksal meines Onkels Fabio in Erfahrung bringen konnten. Es ist auch eine Genugtuung für uns alle, weil mein Onkel jahrzehntelang als vermisst galt und wir nun endlich wissen, wie seine letzten Tage abgelaufen sind.“<BR /><BR />