Allerdings beklagen Betroffene in Südtirol keinen Mangel an informatischen Hilfsmitteln für Schüler mit Behinderung. Warum der Wert irreführend ist. <BR /><BR />Laut der ISTAT-Studie verfügen in Südtirol weniger als 40 Prozent der Grundschulen über ausreichend informatische Lernmittel für Menschen mit Behinderung – der gesamtstaatliche Schnitt liegt hingegen bei über 70 Prozent. Und an Mittel- und Oberschulen sieht die Lage auch nicht rosiger aus. Indes staunt man in Südtirol über diese Zahlen: „Ich habe bislang von keinem Elternteil gehört, dass kein Gerät für ein Kind mit Behinderung zur Verfügung stand“, so etwa Angelika Stampfl von Aktive Eltern von Menschen mit Behinderung (AEB). „Viele erhalten dafür eine Verschreibung“, ergänzt sie. <BR /><BR />Die Rede ist von einer ärztlichen Verschreibung: Südtirol weist zusammen mit dem Trentino in diesem Bereich eine Besonderheit auf, die den autonomen Zuständigkeiten zu verdanken ist. Im Rest Italiens wurden sogenannte territoriale Unterstützungszentren eingerichtet, mit denen den Schulen je nach Bedarf informatische Hilfsmittel zur Inklusion zur Verfügung gestellt werden. <BR /><BR /><embed id="dtext86-63389667_quote" /><BR /><BR />In Südtirol können besagte Hilfsmittel von den Ärzten verschrieben werden – und damit dem Schüler mit Behinderung und nicht nur der Schule zur Verfügung gestellt. „Für spezifische Hilfsmittel gibt es die Möglichkeit der Verschreibung“, bestätigt Unterfrauner. „So kann ein Arzt zum Beispiel ein Gerät für die Augensteuerung eines Computers verschreiben“, erklärt Unterfrauner. Darüber hinaus gibt es am Referat Inklusion Hunderte Hilfsmittel – von Software bis Bücher – zur Inklusion in der Bildungswelt. <BR /><BR />Dass die Hilfsmittel den Schülern mit Behinderung individuell verschrieben und zugewiesen werden, sei „teilweise praktischer“, meint Luca Aliprandini vom Bereich Kinder und Lernhilfen der Sozialgenossenschaft independent L. „Die Gebrauchsleihe ermöglicht es dem Schüler, ein Hilfsmittel weiterhin zu behalten und zu verwenden, auch nach Abschluss der Grundschule oder bei einem Schulwechsel“, so Aliprandini. Independent L. begleitet dabei die Familien mit Beratung über Anschaffung und Trainings zur korrekten Verwendung der Hilfsmittel. Darüber hinaus verfügt auch die Sozialgenossenschaft in ihrem Sitz in Meran über weitere Hilfsmittel. <h3>Niedriger Wert widerspiegelt nicht tatsächlichen Bedarf </h3>Dass Südtirol im Vergleich zu anderen Regionen so „schlecht“ abschneidet, dürfte folglich damit zu erklären sein, dass die Zuweisung der Hilfsmittel anders abläuft – und damit eher den individuellen Anforderungen der Lernenden . <BR /><BR />Die Zahl der für Schüler mit Beeinträchtigung geeigneten Geräte bzw. Software hänge vor allem mit dem Bedarf zusammen, erklärte das Statistikinstitut ISTAT auf Anfrage. Dass nur 44 Prozent der Schulen über diese Mittel verfügen, sage demnach nichts über den tatsächlichen Bedarf der Schüler aus. Die Erhebungsmethode, die für die Systeme der Zuweisung von Hilfsmitteln im Rest Italiens funktioniert, scheint dem System im Trentino-Südtirol nicht Rechnung zu tragen. Immerhin lieferte das ISTAT einen Detailwert, der die reale Situation in Südtirol widerspiegeln dürften: Nur 21 Prozent der Schulstellen gaben nämlich an, dass die Hilfsmittel unzureichend sind (auf gesamtstaatlicher Ebene waren es 27 Prozent).