Innsbruck - Sechs Anzeigen wegen illegaler Prostitutionsausübung, drei Handys beschlagnahmt, dazu Strafen in der Gesamthöhe von 2400 Euro und Aufenthaltsverbote gegen fünf Prostituierte aus Osteuropa: So lautet die Bilanz einer Razzia im Innsbrucker Rotlichtmilieu, die die Polizei am 13. Mai durchführte. Kein Einzelfall – mindestens einmal pro Monat kontrollieren Beamte der Kripo und des Stadtpolizeikommandos meist verdeckt das Innsbrucker Gunstgewerbe. Dies berichtet das Online-Portal tt.com.<BR /><BR />„Die Bekämpfung der illegalen Prostitution ist seit Jahresbeginn ein Schwerpunktthema für die Innsbrucker Polizei“, erläutert Gert Hofmann, Leiter der Sicherheits- und Verwaltungspolizeilichen Abteilung (SVA) der Landespolizeidirektion, den Hintergrund für die regelmäßigen Razzien: An den Kontrollen sind auch Polizeijuristen beteiligt, die quasi als Schnellrichter fungieren. „Damit können die Strafen gleich vor Ort verhängt werden“, so Hofmann weiter. Durchaus ein Vorteil, zumal die Geheimprostituierten meist nicht gemeldet und daher für die Behörden nur schwer greifbar sind.<h3> Mehr Anzeigen durch Aktion scharf</h3>Hofmann geht davon aus, dass die Aktion scharf zu einem deutlichen Anstieg der Anzeigenanzahl führen wird. „Im Vorjahr wurden in Innsbruck 215 Anzeigen wegen illegaler Prostitutionsausübung erstattet, heuer werden es wohl mehr werden.“ Zum Vergleich: 2023 scheinen in der Innsbrucker Polizeistatistik lediglich 119 Anzeigen auf, ebenso im Jahr zuvor. 394 Anzeigen waren es 2021, im ersten Corona-Jahr 2020 stellte die Polizeibehörde 162 Anzeigen aus.<BR /><BR />Unterm Strich Zahlen, die belegen, dass das Innsbrucker Rotlicht-Milieu nur noch ein Schatten früherer Zeiten ist. So vermeldete der damalige Stadtpolizeikommandant Martin Kirchler im Jahr 2014 2500 Anzeigen wegen illegaler Prostitutionsausübung. Und damit mehr als das Zehnfache des Vorjahres.<h3> 100 Prostituierte am Straßenstrich</h3>Dass die Anzahl der Anzeigen innerhalb eines Jahrzehnts so deutlich sank, ist kein Zufall. Bis Anfang der Zehner-Jahre blühte die illegale Prostitution keineswegs im Verborgenen. Rund 100 Frauen, zeitweise auch mehr, boten ihre Dienste für jeden sichtbar in aller Öffentlichkeit an. Und zwar Abend für Abend auf den Gehsteigen entlang des Südrings und des Mitterwegs. Die Versuche der Polizeiführung, den teils hierarchisch organisierten Straßenstrich einzudämmen, scheiterten an den zahnlosen Gesetzen.<BR /><BR />Das änderte sich 2011: Nach einer Gesetzesänderung mussten die Beamten nicht mehr aufwändig beweisen, dass eine Frau für körperliche Zuwendungen bezahlt wurde. Vielmehr war es fortan ausreichend, wenn sich eine Frau in aufreizender Kleidung für längere Zeit am Südring aufhielt. In der Folge stieg die Anzahl der Anzeigen massiv an, immer mehr Pros­tituierte verschwanden aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Seit 2017 ist der Innsbrucker Straßenstrich Geschichte.<h3> Ausbeutung durch Zuhälter verhindern</h3>„Die Frauen arbeiten jetzt in privat gemieteten Wohnungen“, erzählt Christoph Kirchmair, Leiter der Innsbrucker Kriminalpolizei. „Sie bieten ihre Dienste nicht mehr auf der Straße an, sondern auf einschlägigen Seiten im Internet.“ Im Schnitt sind es rund 50 Prostituierte, die in Innsbruck im Verborgenen ihr Geschäft ausüben. <BR /><BR />„In vielen Fällen stehen im Hintergrund Zuhälter, die die Frauen ausbeuten“, so Kirchmair weiter. Allerdings sei es schwierig, die meist als Lebensgefährten oder Partner auftretenden Männer zu überführen. „Weil sie nur selten von den Frauen belastet und beschuldigt werden“, weiß der Kripo-Chef aus Erfahrung. „Unser vorrangiges Ziel ist es, diese Ausbeutung zu verhindern.“ Kein einfaches Unterfangen, zumal sich Zuhälter und Prostituierte meist nicht lange in Innsbruck aufhalten. „Nach ein paar Wochen ziehen sie in die nächste Stadt“, sagt der Kripo-Chef.