Für die Behandlung des kleinen Mädchens war noch im Jänner ein Benefizabend im KiMM organisiert worden und bei einem Weihnachtsmarkt in Naturns Geld gesammelt worden.<BR /><BR />Knapp ein halbes Jahr nach der niederschmetternden Diagnose DIPG – ein aggressiver Tumor, der sich in der Mitte des Hirnstamms befindet, der das Großhirn mit dem Rückenmark verbindet – ist Isabel (3) daheim in den Armen ihrer Mami Carolina Raffo-Mirrione (35) letzten Freitag gestorben. <BR /><BR />„Bis zum 6. Februar ist sie mit ihren Ärmchen immer noch in den Pyjama geschlüpft; selbst am Tag, bevor sie starb und schon sehr schwach war, zeigte sie mit ihrem Arm, welchen Pyjama sie anziehen wollte. Sie wusste immer schon genau, was sie wollte“, erzählt Carolina Raffo-Mirrione. <h3> „Etwas in mir ist mit ihr gestorben“</h3>Vor ihrem Tod sei das Fieber noch auf 42 Grad gestiegen und sie habe viel geschlafen. „In der Nacht auf Freitag ging es ihr immer schlechter. Ich nahm sie in den Arm und am Morgen, noch bevor der Rettungswagen da war, stieß sie einen Schrei aus – ich weiß nicht, ob sie noch Mami sagen wollte – und machte sich davon. Ihre Gesichtszüge waren friedlich gelöst“, erzählt ihre Mutter. Jetzt spüre sie eine große Leere. „Etwas in mir ist mit Isabel gestorben“, sagt Raffo-Mirrione. <BR /><BR />Im letzten halben Jahr war sie mit ihrer kleinen Isabel 5 Monate in Rom zu einer immuntherapeutischen Behandlung. Den 3 Geschwistern im Alter von 9, 7 und 2 Jahren habe sie nie etwas vorgemacht. „Trotzdem haben wir immer daran geglaubt, dass Isabel es schaffen würde. Ich versuchte Isabel gegenüber guter Dinge zu sein, mit ihr zu lachen und fröhlich zu sein, so gut es ging“.<BR /><BR />Noch im Juli war Isabel in der Klinik in Verona eine Drainage-Kanüle vom Kopf in den Magen gelegt worden, um den Druck im Gehirn zu senken – man gab ihr noch ein Jahr bis maximal 2 Jahre Lebenszeit. „Als sie aufwachte, riss sie alle Schläuche und Nadeln heraus und sagte: Mami, gehen wir weg von hier“, erzählt die Mutter. „Wir haben uns in der ganzen Welt – bis nach Australien – über Therapien informiert“, sagt Raffo-Mirrione.<BR /><BR />Letztlich sei es die kleine Isabel gewesen, „die uns den Weg zeigte, der für sie der am wenigsten schmerzhafteste war. Isabel hat nie gejammert, hatte immer ein Strahlen im Gesicht“. <BR /><BR /><embed id="dtext86-58275430_quote" /><BR /><BR />Während der Zeit, als Mami Carolina mit ihrer kleinen Isabel in Rom war, blieben die Großmütter abwechselnd über Nacht bei den 3 Kindern. „Zudem haben uns Verwandte und Freunde sehr unterstützt, denn mein Mann Günther musste arbeiten.“ <BR /><BR />In den letzten Tagen habe sie zu Gott gebetet. „Ich sagte: Isabel, wähle du, wenn du gehen willst. Ich lass dich gehen. Ich habe dann in den letzten 3 Tagen ihres Lebens eine innere Ruhe verspürt. Das muss auch Isabel gespürt haben und so ist sie in dem Augenblick, als ich bereit war, gegangen. Das Leben ist ungerecht, ihr Tod nimmt mir die Luft zum Atmen. Aber das Leben geht weiter, so wie ein Fluss fließt“, meint Carolina Raffo-Mirrione.<h3> Kindheit in einem Waisenheim</h3>Sie stammt aus Brasilien und wurde als 10-Jährige von ihren Mailänder Eltern adoptiert. „Erst dank meiner Mutter Ornella und meines Vaters Lorenzo habe ich Liebe spüren dürfen. Als Kleinkind kannte ich Geborgenheit nicht. Mit 6 kam ich in ein Waisenheim. Ich habe dort meine Geschichte von der Gewalt, die ich erlebt hatte, nie erzählt. <BR /><BR /> Als ich dort sah, dass Kinder adoptiert wurden, habe auch ich gebeten, adoptiert zu werden“, erzählt die 4-fache Mami, die der Kochberuf nach Südtirol verschlagen hat. Isabel sei nicht einfach so auf dieser Welt gewesen. „Sie kam zu uns, um uns zu zeigen, was bedingungslose Liebe ist und dass man nie aufgibt. Jetzt fühle ich einfach nur einen immensen Schmerz und eine große Leere.“ <BR /><BR />Heute – am Internationalen Kinderkrebstag – wird Isabel am Meraner Friedhof beigesetzt.<BR /><BR />