Der Mann ist bereits nach Tripolis zurückgeflogen, wie das Innenministerium in Rom am Dienstagabend mitteilte. Kritik an der Freilassung kam von der Opposition und Menschenrechtsgruppen.<BR /><BR />Nach Angaben des italienischen Innenministeriums wurde der Libyer aufgrund eines juristischen Formfehlers freigelassen, da die Polizei, die ihn festgenommen hatte, das Justizministerium nicht wie vorgeschrieben unverzüglich über die Inhaftierung informiert hatte.<BR /><BR /> Der Verdächtige war am Sonntag nach einem Hinweis der internationalen Polizeibehörde Interpol in Turin festgenommen worden, wo er einem Fußballmatch des Clubs Juventus Turin beiwohnen wollte. Seine Verhaftung wurde von Menschenrechtsorganisationen begrüßt.<h3> Libyer leitete Migrantenlager in Tripolis</h3>Die italienische Tageszeitung „Avvenire“, die als erste über die Verhaftung schrieb, berichtete, dass der Mann im Rahmen seiner Tätigkeit bei der libyschen Kriminalpolizei ein Lager für gestrandete Migranten in Tripolis leitete. Er war demnach Leiter des berüchtigten Gefangenenlagers Mitiga in Tripolis, eines der Gefängnisse, in denen Migranten aus Subsahara-Afrika seit Jahren bei dem Versuch, Europa zu erreichen, festgehalten werden, und wo sie Gewalt und Folter ausgesetzt sein sollen.<BR /><BR />Sein Name wird auch in Verbindung mit den im Jahr 2020 gefundenen Massengräbern in der Stadt Tarhuna südöstlich von Tripolis genannt. Auch der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag ermittelt in dem Fall und hat 2024 Haftbefehle gegen mehrere mutmaßliche Kriegsverbrecher veröffentlicht. Dem libyschen Staatsangehörigen wird laut IStGH unter anderem Mord, Verletzung der Menschenwürde, grausame Behandlung, Folter, sexuelle Gewalt und Vergewaltigung vorgeworfen.<BR /><BR />Die bei der Rettung von Migranten im Mittelmeer engagierten NGO Mediterranea Saving Humans erklärte, dass die Verhaftung „nach jahrelangen Beschwerden und Zeugenaussagen der Opfer erfolgte, die dem Internationalen Strafgerichtshof vorgelegt wurden“.<h3>Scharfe Kritik aus der Opposition</h3>Oppositionsabgeordnete mehrerer Parteien äußerten sich nach der Freilassung des Mannes empört. Ex-Regierungschef Matteo Renzi warf Meloni wegen ihres erklärten Ziels, Menschenhändler zu bekämpfen, Heuchelei vor: „Wenn nun ein Menschenhändler ankommt, von dem uns der Internationale Strafgerichtshof sagt, dass er ein gefährlicher Verbrecher ist, dann bringen Sie ihn nicht zur Strecke, sondern lassen ihn mit einem Staatsflugzeug nach Hause fliegen.“<BR /><BR />Auch Menschenrechtsgruppen kritisierten die Freilassung scharf. Mediterranea Saving Humans bezeichnete den Schritt als „beschämenden Schutz“, den die rechte Regierung in Rom einem „Menschenhändler und Folterer“ gewähre. Von Meloni und ihrer Regierung gab es zunächst keine Angaben zu der Causa.<h3> Weltstrafgericht wurde nicht informiert</h3>Der Internationale Strafgerichtshof erinnerte Italien an seine Pflicht, umfassend mit dem Gericht bei seinen Ermittlungen und der Strafverfolgung zusammenzuarbeiten. Italien ist Vertragsstaat.<BR />Das Gericht war nach eigenen Angaben nicht im Vorfeld über die Freilassung des Gesuchten konsultiert worden. Bisher habe Italien das Gericht auch nicht über seine Entscheidung informiert. Der Mann wird vom Gericht wegen schwerer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit seit 2015 in Libyen gesucht.