„Erwachsene verschwinden beim Vorliegen einer Schizophrenie, wenn ihnen Stimmen das befehlen und sie sich verfolgt fühlen“, berichtet der Primar für Psychiatrie am Krankenhaus Brixen, Dr. Roger Pycha. Und es gibt noch andere psychiatrische Gründe.<BR /><BR />Am meisten Menschen verschwinden in Italien im Juli und August. In der Region Trentino-Südtirol sind laut dem Bericht des Sonderkommissars 2024 insgesamt 241 Vermissten-Anzeigen erstattet worden, davon 106 in Südtirol und 135 im Trentino. Dabei ging es um insgesamt 208 verschollene Personen. <h3> Manche Menschen tauchen immer wieder unter</h3>In manchen Fällen gab es mehrere Anzeigen, weil eine Person öfters abgängig war. Von den 208 insgesamt in der Region vermissten konnten 9 Personen am Ende nur noch tot aufgefunden werden, 57 Personen hingegen blieben bis Jahresende 2024 verschwunden. <BR /><BR />Der größte Teil der Vermissten-Meldungen betraf die Unter-18-Jährigen – insgesamt 57 Anzeigen gab es dazu in Südtirol und 83 im Trentino. Das sind 58 Prozent aller Vermissten-Meldungen.<h3> Viele Fälle werden innerhalb von drei Tagen geklärt</h3>Viele Vermisste werden relativ rasch gefunden: Laut dem Jahresbericht des Sonderkommissars werden 15 Prozent der Vermissten in Italien noch am Tag ihres Verschwindens entdeckt und immerhin 45 Prozent zwischen dem ersten und dritten Tag. Und in weiteren 15 Prozent der Fälle ist der Vermisste zwischen dem vierten und siebten Tag wieder aufgetaucht. <h3> Zahl italienweit rückgängig</h3>Die gute Nachricht: Auf gesamtstaatlicher Ebene ist die Zahl der Vermissten 2024 gegenüber 2023 zurückgegangen – um etwa ein Fünftel. Staatsweit verschwinden am meisten 14- bis 17-Jährige, 65 Prozent aller Vermissten-Meldungen betreffen diese Alterskategorie.<BR /><BR /> Und: Gemeldet werden deutlich mehr Männer als Frauen. Von den über 24.000 Vermissten-Anzeigen in Italien betrafen 2024 immerhin drei Viertel Männer. <BR /><BR />Nicht wenige Menschen verschwinden in einem Jahr mehr als einmal: So sind über 1300 Personen in Italien im vergangenen Jahr zweimal verschwunden und wieder aufgetaucht, 339 Personen hingegen drei Mal und 175 immerhin vier Mal. Und manche verschwinden noch viel öfters. In einem Fall war eine Person 31 Mal abgängig – und wurde stets wiedergefunden.<BR /><BR />Relativ hoch ist der Anteil von Ausländern unter den Vermissten – dieser liegt bei über der Hälfte – auch in Südtirol.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1192251_image" /></div> <BR /><BR />Die Gründe für das Verschwinden sind sehr vielfältig. Häufig spielen Krankheiten eine Rolle. Oft sind es auch psychiatrische, berichtet der Primar für Psychiatrie am Krankenhaus Brixen, Dr. Roger Pycha. <BR /><BR />„Erwachsene verschwinden beim Vorliegen einer Schizophrenie, wenn ihnen Stimmen das befehlen und sie sich verfolgt fühlen“, erklärt der Primar. „Manche Erwachsene verschwinden bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen zum Testen der Reaktionen des nahen Umfeldes. Und wieder andere bei Demenz in höherem Alter, dann auf der Basis des Verlustes von Orientierung und Gedächtnis. Sehr selten ereignen sich Fluchtgeschehnisse bei so genannten dissoziativen Störungen, bei denen Teile des Bewusstseins vorübergehend abgespalten werden, oder bei Epilepsie“, erklärt Dr. Pycha.<BR /><BR /> Meinungsverschiedenheiten in der Familie werden im Jahresbericht des Sonderkommissars ebenfalls als häufige Gründe für das Untertauchen angeführt. Bei manchen Verschwundenen wird auch angenommen, dass sie möglicherweise Opfer einer Straftat geworden sind.