Wie aus einer kleinen Idee ein Projekt wurde und das ihm half, die Gedanken an die Krankheit zu überwinden – zumindest für einen Moment. <BR /><BR />„Aus:_Sicht. Panorama“ heißt das Werk, dass der Bozner Jens Pfeifer mithilfe von Grazia Parente gestaltete. „Das Buch zeigt verschiedene ‚menschliche Panoramen‘, verschiedene Menschen und Situationen“, erzählt Pfeifer. <BR /><BR />„Aus:_Sicht“ beziehe sich aber auch auf das „Ende der Sicht“, denn er kann nicht mehr gut mit beiden Augen sehen. Die Fotos ermöglichen ihm einen tieferen Einblick über das Äußere hinaus. „Außerdem blickt man beim Fotografieren nur mit einem Auge durch den Sucher“, so der Hobbyfotograf. <BR /><BR />Schwarz-weiße Fotos reihen sich im Buch aneinander, sie fangen Eindrücke ein. Eindrücke von ihm, von Freunden, von Fremden. Verschiedene Abschnitte seines Lebens werden gezeigt – von seiner Jugend bis hin zu seiner Krankheit. Jens Pfeifer war 24 Jahre alt, als er die Diagnose Multiple Sklerose (MS) erhielt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1001140_image" /></div> <BR />MS ist eine Krankheit mit 1000 Gesichtern. Bei Jens Pfeifer verläuft sie besonders schwer, seine Körperfunktionen sind stark beeinträchtigt. Er kann nicht mehr allein essen oder aufstehen. Im Langzeitkrankenhaus Firmian lernte er die Musiktherapeutin Grazia Parente kennen, im Laufe ihrer gemeinsamen Arbeit entstand die Idee. <BR /><BR />„Da ich mich nicht mehr bewegen kann, hätte nie gedacht, dass ich ein solches Projekt realisieren kann“, erinnert sich Pfeifer. Ursprünglich sei eine Ausstellung mit seinen Fotos geplant gewesen, um am Ende die Frage zu stellen: und jetzt? <BR /><BR />„Jetzt gibt es das Buch, es ist ein ‚physisches‘ Produkt und nicht nur eine Idee“, freut sich der Bozner. Das Buch half ihm auch, den Gedanken an die Krankheit zu überwinden – zumindest für eine kurze Zeit – und sich erfüllt zu fühlen. <h3> „Das Gute im Hier und Jetzt sehen“ </h3>Das weiß auch die Psychologin der MS-Vereinigung, Monika Kahler. „Zurückzudenken an das, was gut war, aber auch an das, was nicht so gut war. Das Gute im Hier und Jetzt zu sehen. Das hat ihn weitergetragen“, berichtet sie. Multiple Sklerose sei unberechenbar, ein Träger wisse nicht, was ihn genau erwarte. „Für die Psyche ist es nicht so leicht, mit dieser Unklarheit zurechtzukommen“, sagt Kahler.<BR /><BR /> Auch wenn der Körper von Jens Pfeifer immer weniger funktioniere, sei seine Intellektualität da. „Diesen Teil von ihm wollten wir nutzen. Das ist sein Handlungsspielraum.“ Das Projektteam wollte sich darauf konzentrieren, wo Jens Pfeifers eigene Fähigkeiten liegen. „Wie kann er seine Persönlichkeitsentwicklung weiter entfalten?“, erklärt Kahler. Diese Entwicklung dürfe nicht aufgegeben werden.<BR /><BR />Unterstützt wurde das Projekt von der MS-Vereinigung. „Wir haben das Fotobuch digitalisiert, 50 Exemplare für Familie und Freunde gedruckt, und ein Fest organisiert, wo wir das Buch vorgestellt haben“, erzählt Monika Kahler. Der Abend sei sehr emotional gewesen. <h3> Sichtbarkeit schaffen und Hilfe anbieten </h3>„Für die MS-Vereinigung ist es wichtig, Sichtbarkeit zu schaffen“, erklärt sie. Angehörige sollen wissen, dass es die Vereinigung gebe und dass sie gezielt versuche, Menschen in dieser Situation zu unterstützen. „So wie die Krankheit 1000 Gesichter hat, so individuell sind auch die Anfragen an unsere Vereinigung“, schließt Kahler. Letztlich wolle man auch Menschen zusammenführen, damit sie sich untereinander austauschen können. <BR />