Nadja Thaler vom Jugenddienst Wipptal gibt im Gespräch Einblick in die Welt der Jugendlichen und in ihre Aufgaben als Jugendarbeiterin.<BR /><BR /><b>Der Jugendtreff ist bei den Jugendlichen sehr beliebt. Warum ist für Sie als Jugendarbeiterin dieser direkte Kontakt mit den jungen Menschen wichtig?</b><BR />Nadja Thaler: Diese Beziehungsarbeit ist für uns von großer Bedeutung. Im lockeren Ambiente des Jugendtreffs führen wir mit den Jugendlichen oft auch tiefgründige Gespräche, in denen Themen wie Drogen- und Medienkonsum oder Sexualität zur Sprache kommen. Wir können den Jugendlichen in diesen Gesprächen Hilfestellungen geben und Präventionsarbeit leisten. Wir versuchen, die Jugendlichen zu bestärken und sie auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden ein Stück zu begleiten.<BR /><b><BR />Wie geht es den Jugendlichen heute?</b><BR />Thaler: Die Jugendlichen haben „ein großes Paktl“ zu tragen. In den Corona-Jahren hat die soziale Interaktion gefehlt, viel Verantwortung wurde auf der Jugend abgeladen. Die Unbeschwertheit fehlt. Die Jugendlichen haben jetzt das Bedürfnis, sein zu dürfen, wer und wie sie sind, jung sein zu dürfen, ohne allzu große Verantwortung auf ihren Schultern. <BR /><BR /><b>Was könnten Erwachsene im Umgang mit Jugendlichen anders oder besser machen?</b><BR />Thaler: Die Jugendlichen sind es leider schon gewöhnt, dass ihre Probleme von Erwachsenen oftmals heruntergespielt werden. Dass zum Beispiel Liebeskummer „nicht so schlimm“ sei, „ihr wart ja nur kurz zusammen“. Wir müssen uns allerdings immer darauf besinnen, dass es den Jugendlichen in diesem Moment nicht gut geht. Wir sollen nicht über ihre Gefühle urteilen, sondern sie annehmen und vermitteln, dass diese Gefühle da sein dürfen. <BR /><BR /><b>Wie unterstützen Sie und Ihre Kollegen im Jugenddienst die jungen Menschen?</b><BR />Thaler: Die Jugendlichen erwarten von uns nicht unbedingt konkrete Hilfe, sondern vor allem ein offenes Ohr. Sie möchten mit jemandem reden, der sie akzeptiert, wie sie sind. Wir wollen sie darin auch fördern: dass sie sich ausdrücken dürfen, wie sie sind, dass sie diese Fähigkeit auch finden. Werde der, der du bist, heißt es in einem passenden Spruch. <BR /><b><BR />Was sagen Sie zum Thema Jugendgewalt?</b><BR />Thaler: In meiner Arbeit geht es vor allem darum, die Jugendlichen hinter den Gewalttaten zu sehen. Wer sie sind und warum sie glauben, zu Gewalt greifen zu müssen. Ihnen dann dabei helfen sich selbst zu helfen, wieder eine Perspektive zu finden, sie auf andere Wege zu führen – so versuchen wir zu arbeiten. <BR /><BR /><b>Was begeistert Sie an Ihrem Beruf als Jugendarbeiterin?</b><BR />Thaler: Ich bin sehr dankbar, Jugendliche bei ihrer Entwicklung begleiten und Teil ihres Weges sein zu dürfen. Ihnen dabei zusehen zu können, wie sie zu sich selbst finden ist ein wunderschöner Teil meiner Arbeit. Schön sind auch jene Momente, in denen ich merke, dass Jugendliche mir vertrauen und sich mir öffnen, oder wenn sie mir für ein Gespräch danken.