Eine der spannenden Fragen in der Runde: Was macht die Gesellschaft daraus, wenn Roboter immer mehr Arbeiten übernehmen?<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Was genau ist die HSG Alumni Deutschland Konferenz?</b><BR />Florian Gasser: Die HSG-Alumni-Deutschland-Konferenz ist eine von den Alumnis der Universität St. Gallen (HSG) organisierte Konferenz, die alle 2 Jahre in einer anderen Stadt durchgeführt wird. Unter dem Namen „2050 – Zukunft gestalten“ fand die diesjährige Ausgabe in Berlin statt. Der Schwerpunkt lag dieses Mal auf der Aufarbeitung der Frage, wohin wir als Gesellschaft bis 2050 steuern möchten – und wie wir dies erreichen können. <BR /><BR /><b>Wie sind Sie zur Teilnahme an der Konferenz gekommen?</b><BR />Gasser: Es gab einen Wettbewerb, wo sich immatrikulierte Studierende und Doktoranden der HSG bewerben konnten. Dadurch konnte ich mein Ticket für die Teilnahme an der viertägigen Konferenz im Volkswagen Group Forum in Berlin „Drive“ lösen. Hier kam mir zugute, dass ich bereits auf ähnlichen Konferenzen, wo es um Zukunftsthemen ging eingeladen wurde, wie zum Beispiel zum LSE German Symposium 2020/21 in London und zum St. Gallen Symposium 2019 in der Schweiz. Ich habe mich sehr gefreut, ein Vollstipendium zu erhalten und habe mich dann auch gerne freiwillig gemeldet, in einem „Workingstream“ fokussiert mitzuarbeiten und mich an der Ausarbeitung des sogenannten Weißbuchs, welches integrativer Bestandteil der Konferenz war, zu beteiligen. Ich habe mich vor allem im Bereich „Zukunft der Arbeit“ engagiert.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="694859_image" /></div> <BR /><b>Was ist das Weißbuch und welche Themen wurden im Rahmen der Konferenz besprochen?</b><BR />Gasser: Die Idee dazu kam vom OK-Präsident Peter Lampe und seinem Team selbst. Sie wollten die Zeit während der Covid-19-Pandemie nützen, um an einem Dokument zu arbeiten, in dem die Zielvorstellungen für das Jahr 2050 in 4 verschiedenen Themen-Clustern erarbeitet werden. Diese 4 Themencluster umfassen die „Zukunft der Arbeit“, die Weiterentwicklungen im Bereich „Governance“ (Anm.: zu Deutsch Regierungsgewalt), „Mobilität“ und den „Gesundheitsbereich“. Ein weiteres omnipräsentes Thema war der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik. Es wurde darüber diskutiert, unter welchen Bedingungen wir in Zukunft als Gesellschaft von diesen technologischen Entwicklungen am meisten profitieren können, ohne den negativen Nebenerscheinungen, wie etwa der breitflächigen Überwachung zum Opfer zu fallen. Dabei stand auch der Einsatz von Robotik und Künstlicher Intelligenz für Tätigkeiten, die derzeit noch von Menschen durchgeführt werden zur Diskussion. Wir hatte die Möglichkeit, verschiedene Start-Ups zu besuchen, die erste Pilotprojekte in diesem Bereich durchführen. So konnten wir etwa testen, wie sich ein Roboter beim Kochen von Penne Bolognese schlägt. Wie ein Damoklesschwert lag aber auch das Thema der Nachhaltigkeit, vor allem im Bereich des Wohnens und der Mobilität, im Raum. <BR /><BR /><b>Was soll mit diesem Dokument erreicht werden?</b><BR />Gasser: Ziel ist es, das Weißbuch im Anschluss an die HSG-Alumni-Deutschland-Konferenz zu publizieren. Es soll einen Startpunkt setzt für einen möglichen „Think-tank“. Dieser soll sich zentral mit der aktiven Gestaltung der Zukunft auseinandersetzen und uns auch stets daran erinnern, was als nächstes zu tun ist, um diese Zielzukunft zu erreichen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-50971647_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Wie stehst du persönlich zu den Themen wie der Künstlichen Intelligenz und wie wird bzw. soll deiner Meinung nach die Zukunft 2050 aussehen?<BR /></b>Gasser: Meiner Meinung nach werden wir um einen Einsatz von Künstlicher Intelligenz nicht umher kommen. Es kommt aber stark darauf an, wie wir die gesamten Rahmenbedingungen hierbei setzen und wie wir die Effizienzgewinne für die Gesellschaft nützen. Angenommen wir würden in Europa nun den Einsatz von Robotik und Künstlicher Intelligenz in der Industrie und auch in anderen Bereichen voranbringen, könnte dies natürlich auch dazu führen, dass kurzfristig die Arbeitslosenzahlen ansteigen. Hier müsste man frühzeitig gegensteuern und auch das Thema der Besteuerung von Robotern bzw. von Effizienzgewinn durch den Einsatz derartiger Lösungen andiskutieren. Die daraus entstehenden finanziellen Mittel könnten dafür verwendet werden, frühzeitig Umschulungsmöglichkeiten zu bieten, um es jedem zu ermöglichen eine spannende neue Tätigkeit zu erlernen. Zusätzlich denke ich, dass sich vermehrt auch hybride Arbeits- und Home-Office-Methoden durchsetzen werden. Die Corona-Krise hat uns gezeigt, dass diese durchaus möglich sind. Genauso ist es aber auch wichtig, hier Berufe, die zwingend vor Ort ausgeübt werden müssen, attraktiv zu halten. <BR />Man könnte sich auch zukünftig die Frage stellen, ob wir etwaige Effizienzgewinne nicht auch in niedrigere Durchschnittsarbeitszeiten ummünzen könnten, damit sich die Bevölkerung in der Freizeit stärker mit der Frage auseinandersetzen könnte, wofür man „brennt“ – und auch Zeit dafür hat. Somit würde man auch neues Innovationspotential schaffen. Zusätzlich dürfen wir nicht den Fehler machen, die wissenschaftlich belegten Auswirkungen auf unser Klima und unser zukünftiges Leben zu unterschätzen und müssen international einen Schulterschluss finden, dieses Problem gemeinsam zu lösen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn wir die Verantwortung nicht immer zwischen den Staaten und Regionen gegenseitig zuschieben.<BR /><BR /><b>Was glauben Sie, kann die Konferenz auf lange Sicht bewirken?</b><BR />Gasser: Eine Konferenz allein bewegt noch nicht viel in der Welt. Ziel ist es aber, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die besprochenen Punkte und Ideen auch weiterhin verfolgen und aktiv nach außen tragen. Die Erkenntnisse der Konferenz sind somit eine Art Startpunkt für weitere Diskussionen und Bestrebungen, gesetzte Ziele auch zu erreichen. Zusätzlich ist es auch schwierig zu sagen, was in knapp 30 Jahren alles möglich ist, da etwaige technologische und gesellschaftliche Entwicklungen nur antizipiert werden können. Wenn wir vor 30 Jahren gesagt hätten, dass wir irgendwann mit E-Autos fahren oder dass Sharing Economy eine reelle Alternative sein kann, hätte die Mehrheit dies als reines Kaffeesatzlesen abgetan. Wichtig ist, dass man bei größeren Veränderungen die Gesellschaft frühzeitig aufklärt und die positiven Auswirkungen derartiger Entwicklungen auch allen zu Gute kommen, statt nur einigen wenigen. Hier ist Transparenz und Fairness fortlaufend durch den ganzen Prozess unabdingbar, aber auch Kontrollinstanzen, damit gewisse rote Linien nicht überschritten werden. <BR />