Psychiatrie-Primar Dr. Andres Conca appelliert an die Politik, die Betten aufzustocken: „Eine Gesellschaft wird daran gemessen, wie sie sich gegenüber den Ausgestoßenen verhält.“<BR /><BR /> Bei Landeshauptmann Arno Kompatscher rennt er mit seiner Forderung offene Türen ein. Bei der heurigen Gerichtsjahreröffnung in Trient hatte er mehr Plätze in Pergine in Aussicht gestellt, denn „die derzeitige Situation ist nicht zufriedenstellend“. <BR /><BR />Das ist sie allerdings schon lange nicht. Schon im Jahr 2013 hatte sich der Südtiroler Landtag mit der Unterbringung und Behandlung psychisch kranker Straftäter befasst. „Anhand der vorhergegangenen 20 Jahre haben wir einen Bedarf von 20 Plätzen allein für Südtirol erhoben“, erinnert sich Dr. Conca. 2015 öffnete dann die regionale Einrichtung für die Durchführung von Sicherungsmaßnahmen (REMS) in Pergine ihre Tore, unterstellt ist sie den Sanitätsbetrieben beider Provinzen. Sie bietet aber nur Platz für zehn Patienten. <BR /><BR />Immer wieder poche man auf mehr Betten – bisher vergebens, so Dr. Conca. „Diese Patientengruppe hat leider keine Lobby, doch auch diese Menschen haben das Recht auf eine würdevolle Behandlung“, betont er. Mit den Richtern in Südtirol, die aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens die Einweisungen verfügen, bestehe eine sehr gute Zusammenarbeit.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1206465_image" /></div> <BR /><BR />Der Platzmangel in Pergine macht allerdings auch der Justiz zu schaffen. Wird ein Straftäter als unzurechnungsfähig und gemeingefährlich eingestuft, darf er laut Gesetz nicht im Gefängnis verwahrt werden. Doch die Wartelisten für Pergine sind lang, und zwei Einrichtungen, die als Übergangslösung für mittelschwere Fälle in Frage kommen, sind meistens auch belegt. Deshalb ist es schon mehrfach vorgekommen, dass Patienten doch zwischenzeitlich hinter Gittern verwahrt wurden oder sogar auf freien Fuß gesetzt werden mussten. <BR /><BR />Für Patienten aus Südtirol ergibt sich in Pergine noch ein weiteres Problem: Die Zweisprachigkeit kann dort nicht garantiert werden. Doch wie soll eine psychisch kranke Person adäquat therapiert werden, wenn sie die Sprache nicht versteht? <BR /><BR />Nun bleibt abzuwarten, ob die neue Steuerungsgruppe aus Vertretern von Justiz, Sanitätsbetrieb und Patientenvertretungen aus Südtirol und dem Trentino ein paar Steine ins Rollen bringen kann. Am 23. September tritt sie in Trient zu ihrer ersten Sitzung zusammen. <BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Sie haben einen Fehler entdeckt? Geben Sie uns gerne Bescheid!</a>