Im Rahmen der Schulungsreihe „Weibliche Führungskräfte im Dritten Sektor“ hatte das DZE nach Bozen in die Sparkasse-Academy geladen. Es ging zum einen um das Ehrenamt als Zuhause mit echten Perspektiven und zum anderen darum, wie der Erfolg der eigenen Organisation gesteigert werden kann. <BR /><BR />„Hier sitzen alles Leute, die etwas weiterbringen wollen“, sagte DZE-Direktor Ulrich Seitz. Das Ehrenamt stehe nicht nur in Südtirol vor neuen Herausforderungen, wie das beeindruckende Beispiel von München klar mache. Speidel zeige auf, wie Vereine und Organisationen mit den Problemen im Alltag des Ehrenamtes fertig werden, wie sie in Zeiten von Ressourcenmangel zu Förderungen kommen und wie auch junge Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen und zu halten sind. <BR /><BR />„Ehrenamt ist keine Selbstverständlichkeit, und alle Ehrenamtlichen verdienen es sich, gut behandelt zu werden. Fordern Sie das von allen im Verein ein“, legte Jutta Speidel den Führungskräften ans Herz. <BR /><BR />Auch Speidel brennt für das Ehrenamt. Sie gründete den Verein Horizont, der seit über 25 Jahren Mütter und Kinder ohne festen Wohnsitz und benachteiligte Familien betreut und ihnen ein Dach auf Zeit gibt. In 2 Horizont-Häusern werden sie aufgenommen – rund 100 Mütter mit Kindern im Jahr. <BR /><BR />„Viele haben häusliche Gewalt erfahren und leben lieber auf der Straße, als mit einem Mann, der sie schlägt“, betonte Speidel. Die Zahl der akut Wohnungslosen steige seit Jahren stark an; allein in München seien mehr als 9000 Menschen ohne feste Bleibe, und jede vierte Frau erlebe häusliche Gewalt. <BR /><BR />„Das ist Fakt und nicht wegzudiskutieren“, sagte Speidel. Sie will der unwürdigen Situation etwas entgegensetzen und Mütter und Kinder stärken. Das A und O dabei ist Bildung. <h3>„Du musst überzeugt sein von dem, was du tust“</h3>Um Hilfe bieten zu können, braucht Speidel Förderer. „Du musst überzeugt sein, von dem was du tust, und du muss klar aufzeigen können, dass du etwas verbesserst. Dann kannst du überall anklopfen“, betonte Speidel. Sie hat immer und immer wieder angeklopft – mit Erfolg. 2 Horizont-Häuser konnte sie mit der Jutta-Speidel-Stiftung schon bauen, ein drittes ist in Planung. <BR /><BR />Die Situationen der Frauen, denen Horizont hilft, sind alle unterschiedlich und alle schwierig: Da ist die Frau in Führungsposition und Chanel-Anzug, die daheim ausgezogen ist, weil sie der Mann schlägt, und da ist die Mutter, die 3 Jahre in ihrem Auto im Wald lebte, und das Kind täglich zur Schule ging. <BR /><BR />Viele schauen weg. „Am Schlimmsten ist die Faulheit. Ich bin Idealistin, und wenn ich ins Boot steige, will ich rudern“, sagte Speidel. <h3> 3 Fragen an Jutta Speidel</h3><b>Frau Speidel, Sie sind die Gründerin des gemeinnützigen Vereins Horizont. Wie kam es dazu?</b><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz>Jutta Speidel: Es ging um Obdachlose. Aus dem Bauch heraus wusste ich, wie man Frauen in schwierigen Lebenslagen unterstützt. Ich führte viele Gespräche mit Menschen, die die Situation kennen, und arbeitete ein Konzept aus. <BR /><BR /><b><KeinAbsatz>Half Ihre Bekanntheit, Förderer zu finden? </KeinAbsatz></b><BR />Speidel: Das war oft positiv, manchmal aber auch hinderlich. Ich bin Schauspielerin, und nicht alle trauten mir zu, dass ich mich für dieses Anliegen mit aller Kraft einsetze. <BR /><BR /><b><KeinAbsatz>Welche Botschaft geben Sie den Ehrenamtlichen mit auf den Weg? </KeinAbsatz></b><BR />Speidel: Wer ins Ehrenamt geht, muss sich überlegen, ob er für die Aufgabe genug Zeit, Kraft und Zuverlässigkeit besitzt.