Hier die Chronologie und Hintergründe eines spektakulären Falls, der national und international für Aufregung sorgte, ganz Südtirol schockierte und auch Jahre später noch für reichlich Gesprächsstoff sorgt. <BR /><BR /><BR /><i>„So unglaublich und grausam es klingt: Der 23-jährige Andreas Plack aus Meran wurde am Dienstagabend (27.November 2001) mit einer Motorsäge umgebracht. Ein Wachmann fand den Toten am Mittwoch gegen 9 Uhr in den Obstwiesen in der Nähe der MeBo-Einfahrt von Marling.“</i><BR /><BR />So begann der Bericht des Tagblatts „Dolomiten“ zu dem grausigen Fall vor 20 Jahren am Donnerstag, 29. November 2001. Da dachte noch jeder an ein mörderisches Verbrechen. <BR /><BR />Plack wies am linken Unterschenkel unterhalb der Kniekehle eine tiefe Wunde auf; ansonsten war der Leichnam völlig unversehrt.Die Autopsie, die der Bozner Pathologe Eduard Egarter am Nachmittag durchführte, ergab dann, dass gerade diese Wunde zum Tod des 23-Jährigen geführt hatte. Die Blutgefäße waren an dieser Stelle völlig durchtrennt, selbst der Knochen war von dem scharfen Schnitt noch in Mitleidenschaft gezogen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="718364_image" /></div> <BR /><BR /><b>Hier der ausführliche Zeitungsbericht zur durchgeführten Autopsie</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="718367_image" /></div> <BR /><BR />Plack dürfte laut Autopsiebericht innerhalb von Minuten verblutet sein; zuvor hatte er noch den Polizeinotruf 113 gewählt, konnte sich aber nicht mehr verständlich machen. Am anderen Ende der Leitung wurde nur mehr ein Stöhnen vernommen: Das war um 20.50 Uhr; seine Wohnung hatte Plack erst um 20.30 Uhr verlassen. Was in den 20 Minuten dazwischen geschah, war damals zunächst noch ein Rätsel.<BR /><BR /><b>Hier die Chronologie der Ereignisse</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="718370_image" /></div> <BR /><BR />Die Ermittlungen liefen von Beginn an auf Hochtouren. Den ganzen Tag über wurden Angehörige und Freunde verhört; dabei zeichnete<BR />sich ab, dass der Mord eventuell mit der letzten Betätigung des<BR />Toten als Privatdetektiv zu tun haben könnte, was sich recht schnell als falsche Annahme herausstellte. <BR /><BR /><b>Was dann ans Licht kam, übertraf jede Vorstellungskraft</b><BR /><BR />Bereits am Tag darauf zeigte sich ein ganz anderes Bild des Falls: Es war kein Angriff aus dem Hinterhalt, sondern ein kaltblütig geplanter Versicherungsbetrug. Placks Cousin, der ebenfalls befragt wurde, hielt den Fragen der Ermittlern nicht mehr stand und erzählt ihnen, was geschehen war. <BR /><BR />Andreas Plack (23) und sein Cousin C. K. – damals 29 – aus Lana hatten alles bis ins letzte Detail geplant und verschiedenste Varianten einkalkuliert. Dass Plack dabei aber ums Leben kommen und<BR />K. dann unter Mordverdacht ins Gefängnis gebracht werden würde, damit haben sie nicht gerechnet.<BR /><BR />„Es war abgemacht, dass Plack mit der Motorsäge verletzt werden sollte“, sagte Staatsanwalt Guido Rispoli damals am Tag nach dem Leichenfund bei einer Pressekonferenz. Die Ermittler glaubten an diese Version, die K. in den Stunden vor seiner Verhaftung um 3.30 Uhr in der Nacht zu Protokoll gegeben hat. <BR /><BR />Es sei nämlich nicht erklärbar, dass ein Mann von Placks Statur (1,95 Meter groß, 120 Kilogramm schwer) sich nicht zur Wehr setzt. Angeblich<BR />sei geplant gewesen, den Unterschenkel knapp unterhalb des Knies abzusägen und dafür eine Invalidenrente von der Versicherung zu kassieren.<BR /><BR /><b>Plack konnte sich Leben mit Prothese vorstellen</b><BR /><BR />Das Leben mit einer Beinprothese hatte sich Plack nicht schlimm vorgestellt: Einer seiner Freunde habe nämlich eine Beinprothese getragen und Plack habe den Eindruck gewonnen, diese habe nicht allzu gravierende Auswirkungen auf das Alltagsleben. Zudem hat sich Plack bei einem Arzt über Prothesen informiert haben.<BR /><BR />Der Plan war bereits seit längerem gereift: Beide hatten angeblich<BR />Geldprobleme. Zwei Monate vor der Tat sollen sie in einem Geschäft im Meraner Raum gemeinsam die Kettensäge gekauft haben (Wert damals ca. 335,6 Euro), zudem soll Plack mindestens zwei<BR />Versicherungspolizzen abgeschlossen haben – der Gesamtwert<BR />der Auszahlung soll sich auf über 516.456 Euro belaufen haben.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="718373_image" /></div> <BR /><BR />Auch der Ablauf der Tat war ziemlich genau geplant, und mehrere Eventualitäten waren einberechnet worden. Andreas Plack arbeitete am Dienstag Abend bis 19 Uhr, für 19.30 Uhr hatte er sich mit seinem Cousin väterlicherseits (K. ist der Sohn einer Schwester von Placks Vater) an der MeBo-Ausfahrt Gargazon verabredet.<BR /><BR />Dort hatte K. sein Auto, einen schwarzen VW Polo, geparkt; beide<BR />stiegen in Placks grünen Rover 400 und fuhren nach Meran. Um etwa 20 Uhr kamen sie in der Franziskusstraße an.<BR /><BR />Während K. im Auto sitzen blieb, ging Plack in die Wohnung<BR />und aß mit seiner Lebensgefährtin eine Suppe. Etwa eine halbe Stunde später verließ er die Wohnung wieder – schließlich sollte er sich um 21 Uhr mit einem Freund in Lana treffen. Dort kam er aber nie an.<BR /><BR /><b>Plan geht gewaltig schief</b><BR /><BR />K. und Plack fuhren direkt in den Neuwiesenweg, wo K. die Kettensäge zur Hand nahm und unterhalb Placks Knie ansetzte. Plack stürzte. Es war abgemacht, dass sein Cousin K. die Flucht ergreifen solle. Als dieser aber seinen verletzten Cousin am Boden liegen sah, sollen ihn Zweifel befallen haben. „Soll ich doch etwas für dich tun?“ soll er ihn gefragt haben. <BR /><BR />Plack hätte ihm geantwortet: „Geh nur, das schaffe ich schon.“ Er sei davon auch überzeugt gewesen; schließlich hat er als Helfer beim Weißen Kreuz Erfahrung beim Stillen von Blutungen. Allerdings verließen ihn sehr schnell die Kräfte. Er schaffte es weder telefonisch Hilfe zu holen noch sich an den Straßenrand zu schleppen und dort auf Rettung zu warten.<BR /><BR />Offenbar hat Andreas Plack nicht damit gerechnet, dass aus der Arterie im Unterschenkel innerhalb kürzester Zeit sehr viel Blut austreten würde und er damit so weit geschwächt sein würde, dass er nicht einmal<BR />mehr imstande war, zu sprechen.<BR /><BR /><b>Die Rolle des Cousins</b><BR /><BR />C.K. wurde nach seinem Geständnis zunächst unter Mordverdacht ins Gefängnis gebracht. Die Anklage gegen ihn lautete auf Mord unter bedingtem Vorsatz.<BR /><BR />Dass der junge Mann aus Lana eine psychisch labile Persönlichkeit sein müsse, beweise allein der Umstand, dass er sich auf das Vorhaben<BR />Placks eingelassen habe, so sein Anwalt Alberto Valenti damals. Außerdem sei K. bereits zwei Jahren in psychiatrischer Behandlung gewesen und müsse Psychopharmaka einnehmen, so Valenti.<BR /><BR />K. sei immer unter dem Einfluss seines Cousins gestanden. Zu dem wahnwitzigen Plan des Versicherungsbetruges habe ihn Plack mehr oder weniger sogar genötigt. Von sich aus hätte K. so etwas nie fertiggebracht und habe sich auch lange gegen den Plan widersetzt.<BR />Dann aber habe Plack gedroht, Details des Privatlebens K.s öffentlich zu machen und habe seinen Cousin damit dazu gebracht, bei dem Plan mitzumachen. Sogar nach dem verheerenden Schnitt mit der Motorsäge habe Plack selbst K. vom Tatort verschickt. <BR /><BR /><b>Anweisungen Pla<b>cks</b></b><b>: „Schneide einfach von hinten“</b><BR /><BR />Plack selbst hatte laut den toxikologischen Ergebnissen jede Menge Schmerzmittel geschluckt. Offensichtlich wollte sich Plack vor den unerträglichen Schmerzen schützen, die der brutale Schnitt mit der Kettensäge verursachen musste.<BR /><BR /><BR />Vor dem Schnitt – K. hatte seine Kleider mit Nylontaschen behängt, um so wenig als möglich Blut abzubekommen – habe ihm Plack sogar<BR />noch erklärt, er solle mit dem Schwert der Kettensäge den Schnitt am hinteren Ende des Beines ansetzen: Dann müsse er nicht so viel Blut sehen. Nach dieser Ermunterung habe er dann zum Schnitt angesetzt. Eine fatale Entscheidung.<BR /><BR /><b>Urteil</b><BR /><BR />Vier Jahre Haft wegen des Mordes unter bedingtem Vorsatz an Andreas Plack: Diesen von Staatsanwalt Guido Rispoli und Verteidiger Alberto Valenti ausgehandelten Vergleich hatte das Bozner Schwurgericht am 3. Dezember 2003 abgesegnet. <BR /><BR />