Nach 43 Jahren beim Straßendienst ging Karl Righi in Pension. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />Die Arbeit „bei der Straße“, wie die Passeirer sagen, ist in der Familie Righi „erblich“. Karl Righi ist nach 43 Jahren bei ANAS und Straßendienst im Passeiertal, davon 40 Jahre in leitender Funktion, in den Ruhestand getreten. Mitgebaut an der Straße über den Jaufenpass hat Righis Großvater. Auch Righis Vater war „bei der Straße“.<BR /><BR />„Mein Großvater kam 1905 unter Kaiser Franz Joseph für den Bau der Jaufenstraße aus Arco im Trentino“, erzählt Karl Righi. Er baute an einem Straßenabschnitt und hatte 60 Leute unter sich. „Die konnten damals Mauern bauen. Das war eine richtige Kunst“, schwärmt Righi. „Heute wird alles mit Mörtel gepickt.“ 1912 war die Straße fertiggestellt. „Heute hätte man keine Chance, eine Straße in so kurzer Zeit zu bauen“, resümiert Righi. „Die Vorbereitungen brauchen mehr Zeit als der Bau selbst.“<BR /><BR />Righis Großvater lernte in St. Leonhard seine Frau kennen, und blieb. Sein Sohn, Karl Righis Vater, landete ebenfalls „bei der Straße“. Karl Righi hatte eigentlich ganz anderes im Sinn. Er machte eine Maschinenbau-Ausbildung in Bozen und wollte sein Interesse an Autos ausleben. Doch es kam anders: Karl Righi nahm an einem Wettbewerb der ANAS teil und begann am 2. Januar 1976 als Straßenwärter. Bereits im Februar 1979, mit erst 27 Jahren, wurde er zum provisorischen Straßenmeister im Passeiertal ernannt, 1983 wurde er definitiv „Psairer Straßencapo“.<BR /><BR /><b>Zum Funken brauchte es Ehefrau Luise</b><BR /><BR />Karl Righi war allem Neuen gegenüber aufgeschlossen: „Ich wollte den anderen einen Schritt voraus sein und habe die Lizenz für einen Funk selbst bezahlt“, schildert er. Allerdings braucht Righi aufgrund der geringen Reichweite des Funks seine Ehefrau Luise, um ihn auch einsetzen zu können. Der Funk reichte nur bis St. Leonhard. So funkte der Vater von 3 Buben, wenn es Probleme gab, oder er etwas brauchte, immer seine Ehefrau an, die dann bei der ANAS in Bozen anrufen musste.<BR /><BR />Karl Righi erinnert sich auch noch, wie groß die Herausforderung früher war, die Timmelsjochstraße zu öffnen: „Damals gab es Schneehöhen bis 20 Meter und nicht so gute Geräte wie heute. Der Mooserwirt hat im Tunnel Reifen angezündet, um das Eis zum Schmelzen zu bringen. Aber wir mussten dann doch bohren und sprengen.“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="698723_image" /></div> <BR /><BR />In seiner Anfangszeit bei der ANAS kam vor der Schneeräumung immer eine Abordnung aus Wien zur Aussprache mit dem Regierungskommissär. Am Timmelsjoch war ja die Staatsgrenze.<BR /><BR />Die Verantwortung Righis als Straßenmeister war groß. Immer wieder stand er vor Gericht, 1987 nach schweren Unwettern, nach denen die ANAS in den Ausbau der Jaufenstraße investierte, oder nach dem Tod einer Frau, die auf der Straße gestürzt und an den Verletzungen gestorben war.<BR /><BR /><Fett>365 Tage 24 Stunden im Dienst</Fett><BR /><BR />Hubert Fischer, Karl Righis beruflicher Wegbegleiter und Nachfolger als Hauptstraßenwärter im Vorderpasseier, erinnert sich an eine Mure bei der Galerie vor Moos, von der mehrere Autos mitgerissen worden waren. Auch Luise Righi hat die Gefahren nie unterschätzt. „Ich hatte oft Angst, dass er unter einen Steinschlag kommt“, erzählt sie, inzwischen seit 43 Jahren verheiratet.<BR /><BR />Ihre Sorge hing auch mit Righis Verantwortungsbewusstsein zusammen. Er war immer im Dienst, auch nachts und im Urlaub. „Wenn man wollte, dass es funktioniert, musste man das so machen“, bestätigt Karl Righi.<BR /><BR />Am 1. Juli 1998 musste der Staatsangestellte Karl Righi die „Landesuniform“ des Straßendienstes anziehen. Die Staatsstraßen waren an das Land übergegangen. Über die ANAS lässt er aber bis heute nichts kommen, außer dass es in den letzten Jahren vor dem Übergang ans Land wenig Geld für die Straßen gegeben habe. Das habe sich danach sehr verbessert, gibt Righi zu. „Es stand für viele Projekte das nötige Geld zur Verfügung.“<BR /><BR />Mit dem Übergang der Staatsstraßen an das Land – Karl Righi verhandelte natürlich mit – wurde er Hauptstraßenwärter im Vorderpasseier mit 12 Mitarbeitern. Zum Bereich Vorderpasseier gehören die Jaufenstraße durch das Passeiertal bis auf die Passhöhe und die Straßen nach Kuens, Schweinsteg-Tall, Kalmtal und Matatz. <BR /><BR />„Karl Righi hatte bei uns eine Sonderstellung“, erinnert sich der frühere Abteilungsdirektor des Straßendienstes, Robert Gamper. Dessen Nachfolger Philipp Sicher berichtet schmunzelnd, dass Karl Righi immer schnell wie die Feuerwehr unterwegs war. Nicht immer ging das ohne Strafe wegen Schnellfahrens ab. Rigi hat es gefallen, mit Landespolitikern, Gemeindevertretern und Firmen in Kontakt zu sein. Zu den Passeirern hatte der „Straßencapo“ einen guten Draht. „Meine Arbeit hat viele Beruf betroffen. Man musste sich überall auskennen“, blickt er stolz zurück.<BR /><BR /><Fett>Am Jaufen unter einer Lawine</Fett><BR /><BR />Eine große Herausforderung sei gewesen, den Jaufenpass im Winter offen zu halten, schildert Karl Righi. Damit verknüpft ist auch sein größtes Schockerlebnis: Am 10. Januar 2001 war Righi mit einem Kollegen beim Schneemessen knapp unter der Passhöhe auf Sterzinger Seite, als sich eine Lawine löste und die beiden Männer mitriss. „Es hat eine Ewigkeit gedauert, bis die Lawine zum Stillstand kam“ erinnert sich Karl Righi. Er glaubt, dass ihm sein Rucksack das Leben gerettet hat.<BR /><BR />Beide Männer wurden verschüttet, konnten aber glücklicherweise atmen, bis sie ausgegraben wurden. Liftangestellte hatten das Lawinenunglück beobachtet und die Rettungskette in Gang gesetzt. „Die Zeitungen haben damals getitelt: ,2 Lawinenexperten unter Lawine‘“, erinnert sich Righi, der sein ganzes Arbeitsleben in Wort und Bild dokumentiert hat. Auch die Unterlagen seines Vaters und Großvaters bewahrt er auf.<BR /><BR /><Fett>Oldtimer als Hobby</Fett><BR /><BR />Am 1. September 2019 ging er in den Ruhestand. Seine Verabschiedung fand coronabedingt erst jetzt statt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="698726_image" /></div> Seit 2 Jahren kann er sich mehr seiner Leidenschaft Auto widmen. 4 Oldtimer, einen Lancia Fulvia Coupè (Baujahr 1967), einen Fiat 111 (1956), einen Topolino (1954) und einen BMW 1502 (1975), nennt er sein Eigen.