Das Südtiroler Berufsbildungssystem hat Minister Profumo bei der Aussprache mit Landesrätin Kasslatter Mur besonders interessiert. Der Bildungsminister möchte das Prekariat des Lehrpersonals sowie die Jugendarbeitslosigkeit nachhaltig abbauen und ließ sich deshalb von Kasslatter Mur und deren Trentiner Amtskollegin Marta Dalmaso das Berufsschulsystem und die Ausbildung des Lehrpersonal erläutern, das es in dieser Form nur in den beiden autonomen Ländern gibt. Vereinbarungsprotokoll für das maturaführende Jahr an den BerufsschulenKasslatter Mur und Dalmaso haben mit den Generaldirektoren des Bildungsministeriums auch den nächsten Schritt auf dem Weg zur Matura für Berufsschüler gesetzt. „Wir möchten, dass im Sommer 2015 die ersten Berufsschüler die Matura in der Tasche haben. Damit es soweit kommen kann, müssen wir mit dem Bildungsminister eine Vereinbarung treffen, in der definiert ist, wie das fünfte, das maturaführende Jahr an den Berufsschulen gestaltet wird“, erklärt Kasslatter Mur. Dieses Vereinbarungsprotokoll wird von einer Arbeitsgruppe ausgearbeitet, die aus Mitarbeitern der Schulämter und des Ministeriums besteht. „Es geht uns nicht darum, die Berufsschüler an irgendeine Oberschule zu schicken, an der sie die staatliche Abschlussprüfung machen können, sondern dass ein eigenständiges Angebot entsteht, das der Berufsbildung Rechnung trägt und den Kompetenzen entspricht, die die Schüler erworben haben“, so Kasslatter Mur.Mittelschul- und Maturaprüfung anpassenGemeinsam mit dem Trentino hat Landesrätin Kasslatter Mur ein weiteres Anliegen vorgebracht: Die Reduzierung der Abschlussprüfungen an den Mittelschulen. „Derzeit ist es so, dass die Mittelschüler bei ihrer Abschlussprüfung an fünf Tagen schriftlich geprüft werden, das sind zwei schriftliche Prüfungstage mehr als an den Oberschulen. Das kann es nicht sein“, ist Kasslatter Mur überzeugt. Geht es nach Kasslatter Mur und der Landesregierung, so sollten in Zukunft die schriftlichen Prüfungen an der Mittelschule zusammengefasst und auf drei Tage „eingedampft“ werden, außerdem soll ein Gleichgewicht zwischen den Sprachen und den naturwissenschaftlichen Fächern hergestellt werden. Derzeit liege der Schwerpunkt zu sehr auf den Sprachen. Das Ministerium habe Verständnis für ihr Anliegen gezeigt, so Kasslatter Mur, und denke bereits über eine Anpassung auf dem gesamten Staatsgebiet nach. Auch die staatliche Abschlussprüfung, also die Maturaprüfung, will die Landesrätin in Absprache mit den Ministerien anpassen: „Die dritte schriftliche Arbeit ist derzeit zweigeteilt und besteht aus einem fächerübergreifenden Teil und einem Teil in der zweiten Sprache. Dieser Teil ist bisher von den Prüfungskommissionen an jeder Schule selbst festgelegt worden“, so Kasslatter Mur.Der Landesrätin schwebt vor, dass künftig die Schulämter für jeden Schultyp die Prüfung festlegen. Themen des Gesprächs waren auch die Ausbildung des Lehrpersonals an der bildungswissenschaftlichen Fakultät der Uni Bozen und die Abschaffung der Steuern auf die Stipendien für Pflicht-, Berufs- und Oberschüler eingefordert.