„Der Klimawandel hat sich schon vollzogen – und zwar seit 30, 40 Jahren im Positiven wie im Negativen“, sagt Bonani. Die Erwärmung unseres Planeten bringe Gefahren, aber auch einige Vorteile. <BR /><BR /><b>Herr Bonani, wie stellt sich derzeit die Situation dar?</b><BR />Hans Bonani: Es ist extrem mild. In der Talsohle und in den sonnenexponierten Lagen wie Plars oder Gratsch ist der Boden meist schon offen. Das heißt, er ist nicht mehr gefroren. Wenn jetzt noch die Sonne aktiv wird und wärmt, dann beginnt die Natur zu zappeln. <BR /><BR /><b>Welche Pflanzen und Bäume reagieren am schnellsten auf Wärme?</b><BR />Bonani: Die Bäume sind in diesen Tagen und Wochen in höchster Winterruhe. Aber es gibt Zierpflanzen wie den Flieder oder die Forsythie, die die ersten sind, die auf milde Temperaturen reagieren, aber auch frühblühende Sorten wie Marillen- und Birnbäume reagieren schnell und es kommt zum Anschwellen der Knospen. Wenn die milde Phase noch 10, 12 Tage anhält und es dann zu einem Einbruch polarer Luftmassen und einem abrupten Temperatursturz kommt, dann kann es in sonnenexponierten Lagen kritisch werden und zu Schäden kommen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-57641177_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Um wie viel Grad müssten die Temperaturen zurückgehen?</b><BR />Bonani: Die Temperatur müsste 10 bis 15 Grad unter Null sinken. Das ist bei einem Polarlufteinbruch aber durchaus möglich und das wäre für die zarten Knospenanlagen fatal. Wenn sich der Temperaturrückgang hingegen langsam vollzieht, sozusagen Grad um Grad, dann bleibt dies ohne Folgen. Damit einhergehend und entscheidend sind auch die Nachttemperaturen. Das heißt: Kommen wieder klare, kalte Nächte bremst dies die Vegetation wieder ein. Und das wäre nur zu hoffen.<BR /><BR /><b>Was würde den Pflanzen und Bäumen bei einem Temperatursturz blühen?</b><BR />Bonani: Dann gäbe es nicht nur quantitative, sondern auch qualitative Schäden. Teilbeschädigten Blütenknospen haben Deformierungen der Früchte zur Folge. <BR /><BR /><b>Ist für Sie als Obstbauer der Klimawandel bereits spürbar?</b><BR />Bonani: Der Klimawandel hat der sich schon vollzogen – und zwar seit 30, 40 Jahren im Positiven wie im Negativen. Vor 30, 40 Jahren war Obstbau über 800 Metern Meereshöhe kaum nur begrenzt möglich. Als Beispiel: Ab Laas aufwärts war vor 40 Jahren Obstanbau nur begrenzt möglich. Durch den Klimawandel erstreckt sich der Obstbau mittlerweile hinauf bis zur Malser Haide – seien es Äpfel, Kirschen, Marillen wie auch Beerenobst. Das Negative: Durch den frühzeitigen Austrieb verschärft sich die Gefahr von Frostschäden und das markant. Auch Teil des Klimawandels ist folgender Aspekt: Die Schädlingspopulationen nehmen zu und neue Schädlinge kommen dazu, die der milde Winter nicht mehr dezimiert.