Das Modell wurde nun beim Event „Zukunft Familie“ in Bozen vorgestellt und dort als „Vorbild“ bezeichnet.<BR /><BR />„Wenn man aus der Not eine Tugend macht“: So geschehen ist es in Prägraten in Osttirol. „Wir hatten immer weniger Kinder in unserem Kindergarten und in unserer Grundschule“, erzählt Bürgermeister Gottfried Islitzer. „Damit die Familien im Dorf bleiben, muss das Kinderbetreuungsangebot attraktiver werden. Das war uns bewusst.“ Vor zehn Jahren begann man mit der „Umstellung“, wie Islitzer es bezeichnet. „Das Ergebnis zeigt, dass dieser Weg der richtige war.“<h3> Was machen die Osttiroler anders?</h3>Besuchten 2015 nur mehr 23 Kinder den örtlichen Kindergarten, sind es heute 58. Ebenso stieg die Zahl der Schulklassen aller vier Schulstufen der Grundschule von zwei auf vier. <BR /><BR />Was machen die Osttiroler anders? Sie setzen auf Flexibilität. „Wir bieten das ganze Jahr über Kinderbetreuung von 7 Uhr bis 16.30 Uhr an“, erklärt Irmgard Weißkopf, Amtsleiterin der Gemeinde Prägraten. Geschlossen hat man maximal 25 Tage im Jahr, in der Weihnachts- und Sommerzeit. Das Angebot richtet sich an Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren. <BR /><BR />Detail am Rande: Eltern können in Österreich bis zum zweiten Geburtstag ihres Kindes Karenzzeit beantragen, also eine Freistellung von der Arbeitszeit.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70064952_quote" /><BR /><BR /> Flexibel ist man auch bei der Anmeldung. „Bis Freitag kann man die Nachmittagsbetreuung mit Mittagstisch für die folgende Woche über eine eigene App buchen“, sagt Weißkopf. <BR /><BR />In der Schulzeit wird Nachmittagsbetreuung angeboten, in den Ferien gibt's ein Ferienprogramm. Da arbeitet man mit Vereinen zusammen. „Die Feuerwehr oder der Fußball- und Kletterverein bringen sich ein“, erzählt Islitzer. Grundsätzlich organisiert die Kinderbetreuung die Gemeinde mit ihren Mitarbeitern. Bisher gibt es auch keine Wartelisten, alle Kinder bekommen einen Platz. <h3> Mitarbeiter sind Ganzjahresangestellte</h3>Schwieriger schaut es da in Personalfragen aus: „Hin und wieder jonglieren wir, wenn z.B. jemand in Karenz oder in Pension geht“, so der Bürgermeister. „Aber bislang haben wir immer eine Lösung gefunden.“ Die meisten Mitarbeiter in der Kinderbetreuung sind Ganzjahresangestellte und haben maximal fünf Wochen Urlaub im Jahr. „Früher hatten die Mitarbeiter in den Sommerferien frei. Sie erhielten eine Überstundenpauschale, wenn sie in den Ferien arbeiteten. Das wurde gut bezahlt. Mittlerweile stellen wir aber keine Mitarbeiter mehr mit diesem Dienstverhältnis an“, so Weißkopf. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70064956_quote" /><BR /><BR />Das Land Tirol fördert das. Je länger die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtung sind, desto mehr trägt es die Personalkosten. Im Fall der Gemeinde Prägraten sind es 70 Prozent. <BR /><BR />„Unser Modell funktioniert, weil der Wille der Politik da war“, sagt Islitzer. Wie erfolgreich man damit ist, zeigt sich nicht zuletzt in einer steigenden Geburtenrate. „Mit unserem Betreuungssystem hat man auch eine gewisse Sicherheit, wenn man eine Familie gründet. Die Sicherheit, wieder in das Arbeitsleben zurückzukehren“, ergänzt Weißkopf. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1172133_image" /></div>