Von Dezember 2024 bis April 2025 konnten Eltern online einen Fragebogen ausfüllen. „Wir waren erstaunt, wie viele Antworten zurückkamen“, berichtete Ladurner. 3.488 Eltern, vorwiegend Mütter, schilderten ihre Erfahrungen zur aktuellen Betreuungssituation von Kindern in Südtirol. „Das zeigt, dass das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorwiegend ein Frauenthema ist, obwohl es die ganze Gesellschaft angeht“, erklärte Ingrid Kapeller. <h3> „Gender Pension Gap“ beträgt 37,6 Prozent</h3>Das verdeutlichen auch folgende Zahlen: Demnach geben 91 Prozent der erwerbstätigen Mütter mit Kindern unter 20 Jahren, die in Teilzeit arbeiten, als Hauptgrund dafür die Betreuung der Kinder an. Nur rund 25 Prozent aller Führungspositionen in Südtirol sind mit Frauen besetzt, obwohl sie oft besser ausgebildet sind. Die durchschnittliche Altersrente von Frauen liegt bei 946 Euro, jene von Männern bei 1.761 Euro. Das ergibt einen „Gender Pension Gap“, also eine Rentenlücke, von 37,6 Prozent. <h3> Was Eltern in Südtirol bewegt</h3>Es sind auch die Altersvorsorge und finanzielle Unterstützung, die in den Fragebögen besonders häufig angesprochen wurden. „63 Prozent der Eltern gaben an, dass sie sich starke Sorgen um ihre Rentensituation machen“, sagte Anna Trankova vom Verein „Thrive+“, die den Fragebogen maßgeblich mitentwickelte. Auch die Krankheitstage der Kinder sind Thema. „Bezahlte Krankentage für die Kinder in der Privatwirtschaft fehlen.“ 20 Prozent der Eltern, die den Fragebogen ausfüllten, nutzen aktuell ihre Elternzeit, um Krankheitstage der Kinder abzudecken. „Auch Freiberufler sollten bezahlte Elternzeit bekommen“, forderte Trankova. Für sie sei die Vereinbarkeit von Selbstständigkeit und Familie besonders schwierig. <BR /><BR />Weitere Aspekte betrafen den Wunsch nach mehr Einbindung der Väter in die Sorgearbeit, ein Recht auf Kita-Plätze sowie die fehlende Sommerbetreuung. „57 Prozent gaben an, dass sie Schwierigkeiten haben, die Betreuung während der Sommermonate zu überbrücken“, so Trankova. Eltern hinterließen auch persönliche Kommentare, der Fragebogen fungierte als Kummerkasten. So äußerte man sich zum Thema Wahlfreiheit, die Wahl, daheim zu bleiben oder arbeiten zu gehen. 27 Prozent der Mütter erklärten, daheim bleiben zu wollen. <h3>Was gefordert wird: Fünf konkrete Schritte</h3>Abschließend präsentierten Doris Albenberger, Co-Sprecherin der Allianz für Familie, und Thina Adams vom Verein „Thrive+“ die Forderungen der Initiative. „Wir brauchen Lösungen.“ Dass eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich ist, zeigen Beispiele aus Schweden oder Osttirol. Diese wurden vor Kurzem bei der Veranstaltung „Zukunft Familie“ präsentiert (wir haben berichtet). Nun liege es an der Politik, konkrete Schritte zu setzen.<BR /><BR /><Aufzählung_Pfeil>Das Recht auf mindestens eine weitere Eintrittsmöglichkeit in den Kindergarten ab dem Kindergartenjahr 2025/2026.<BR /><BR /></Aufzählung_Pfeil> <Aufzählung_Pfeil>Die Umsetzung eines Mittagstischs/einer Mensa auch an Tagen, an denen kein Nachmittagsunterricht stattfindet, in allen Gemeinden innerhalb 2027</Aufzählung_Pfeil>.<BR /><BR /><Aufzählung_Pfeil>Das Recht auf einen Platz in der Kleinkinderbetreuung, auch in den abgelegeneren Gebieten, innerhalb 2028</Aufzählung_Pfeil>.<BR /><BR /><Aufzählung_Pfeil>Die Umsetzung eines Ganzjahreskindergartens von 7 bis 19 Uhr, nach Bedarf und mit wenigen Wochen Schließung innerhalb 2028</Aufzählung_Pfeil>.<BR /><BR /><Aufzählung_Pfeil>Das Recht auf Ganztagsbildung in Zusammenarbeit mit Anbietern aus Betreuung, Sport, Musik, Kultur usw. ab dem Grundschulalter innerhalb 2028 und eine Reduzierung der Sommerferien von zwölf auf acht Wochen</Aufzählung_Pfeil>.<BR /><h3> Drei Fragen an Bildungslandesrat Philipp Achammer</h3><div class="img-embed"><embed id="1175226_image" /></div> <b>Wollen Sie einige Forderungen der Elternstimmen umsetzen?</b><BR />Philipp Achammer: Manches ja, anderes nicht. Es ist einiges auf dem Weg, aber ich möchte noch nicht alle Details bekannt geben.<BR /><BR /><b>Was dürfen Sie bereits verraten?</b><BR />Achammer: Priorität im Kindergarten hat eine Flexibilisierung der Verlängerungszeiten. Diese muss nicht mehr zwingend an die Berufstätigkeit von beiden Elternteilen gebunden sein. Außerdem arbeiten wir mit dem Familienressort daran, ein flächendeckendes Sommerangebot für drei- bis sechsjährige Kinder zu schaffen. Auch der Ausbau der Mensen an fünf Tagen steht auf der Agenda. In Kooperation mit den Gemeinden soll das mittelfristig umgesetzt werden.<BR /><BR /><b>Was ist mit weiteren Eintrittsmöglichkeiten in den Kindergarten?</b><BR />Achammer: Ich kenne das Anliegen, aber ein zweiter Eintritt ist nicht so einfach. Aber wir werden noch darüber reden.