<b>Von Michael Eschgfäller</b><b><BR /><BR />STOL: Von Indonesien nach Südtirol – wie groß war der Kulturschock?</b><BR />Mansuetus Tus: Als ich vor 12 Jahren in Südtirol angekommen bin, war es eigentlich kein richtiger Schock. Immerhin war ich zuvor einige Jahre in Deutschland und schon akklimatisiert. Aber natürlich gibt es Unterschiede in der Kultur, in der Mentalität. Die Deutschen sind anders, die Südtiroler ebenfalls. Aber eine bestimmte Anspannung war schon da, wie diese Südtiroler Mentalität dann wohl sein würde.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="938449_image" /></div> <BR /><BR /><b>STOL: Sie sind Steyler Missionar. Früher wurde von Europa aus die Welt missioniert. Braucht es jetzt im Eggen- und Eisacktal eine Mission?</b><BR />Pater Tus: Ja, ich glaube, es braucht nach wie vor viele Missionare – vor allem in der heutigen Zeit. Allerdings versteht sich Mission heute wohl nicht mehr im Sinne, dass man unbedingt in ein fernes Land gehen muss, um Missionar zu sein. Diese Aufgabe kann man inzwischen auch vor Ort ausüben. Und angesichts des Priestermangels bräuchte es auch in Südtirol – so wie in vielen anderen Ländern Europas – viele Missionare. Die Situation hat sich im Vergleich zur Vergangenheit irgendwie umgedreht. Wie ich, kommen heute viele Priester aus Asien und Afrika nach Europa – sozusagen als Missionare, die man unbedingt für die Seelsorge braucht. In diesem Sinne ist das Land, in dem sie gebraucht werden, schon Missionsland – auch Südtirol.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="938452_image" /></div> <BR /><BR /><b>STOL: Sie sind ein begeisterter Bergsteiger. Lässt sich die Leitung einer Pfarrei oder Seelsorgeeinheit mit dem Bergsteigen vergleichen?</b><BR />Pater Tus: Als Bergbegeisterter vergleiche ich meine neue Aufgaben schon in gewissem Sinne mit dem Bergsteigen. Aber natürlich ist das eine ganz andere Ebene. Beim Bergsteigen versuche ich, den Gipfel zu erreichen – mit viele Mühe, Anstrengung und Energieaufwand. Als Pfarrer und Leiter einer Seelsorgeeinheit brauche ich natürlich noch mehr Energie und die Anstrengung ist natürlich auch eine weit höhere als am Berg.<BR /><BR /><b>STOL: Es gibt am Berg zwar die Einzelgänger, aber in der Seilschaft geht's leichter. Wie ist das in der Kirche?</b><BR />Pater Tus: Als Missionar und nunmehr Pfarrer und Leiter einer Seelsorgeeinheit brauche ich viele Begleiter und Seilgefährten also Mitarbeiter. In die Berge gehe ich ja auch nie allein, sondern mindestens zu zweit. Ebenso brauche ich in meinem neuen Amt Mitmenschen, Christen, die sich in den Pfarreien engagieren. Das brauchen wir in der Kirche heutzutage unbedingt. Als Priester und Pfarrer kann ich nicht überall sein. Deshalb ist die volle Unterstützung der Mitarbeiter und der Laien vor Ort unverzichtbar. <BR />