Über viele Jahre hinweg schlummerte ein knapp 250 Jahre altes Hammerklavier auf einem Bauernhof im Gadertal. In einer gemeinsamen Aktion wurde das Instrument vor dem Verfall gerettet. Nun steht es im Kaisersaal der Brixner Hofburg. <BR /><BR /><BR /><i>Von Johanna Prader</i><BR /><BR /><BR />Es ist ein wahrer Schatz, der verstaubt in einer der vielen Kammern des Laronz-Hofes im Weiler Biei/Willeit in Enneberg auf 1500 Meereshöhe über Jahrzehnte hinweg ein ziemlich tristes Dasein gefristet hat. <BR /><BR />„Ich war ein junger Bub, als ich in den 1950-er Jahren auf das Klavier aufmerksam wurde“, erzählt Lois Willeit heute, der mittlerweile 82 Jahre alt ist. Der Zahn der Zeit hatte allerdings am Klavier genagt, erinnert sich Willeit, Saiten und Hämmerchen waren etwa kaputtgegangen. „Am Abend, nach der Arbeit auf dem Feld, habe ich mich daran gemacht, das Klavier zu reparieren – so gut ich es eben konnte. Mit Leim und Stahldraht.“ <BR /><BR /><b>Wie alles seinen Anfang nahm</b><BR /><BR /> Jahre später zog Willeit aus und gründete eine Familie. Das Klavier nahm er mit, es stand aber weiter ungespielt in der Garage – der Dornröschenschlaf hielt zusagen an. <BR /><BR /> Jahre vergingen. 2012 besuchen Lois Willeit und seine Frau Anna im Forum von Brixen ein Konzert des Kulturvereins Brixen Musik, bei dem die „Winterreise“ von Schubert mit dem Tenor Daniel Johansen und Christoph Hammer auf einem Hammerklavier aufgeführt wurde.<BR /><BR />Anna und Lois Willeit sind Musikliebhaber von Kindesbeinen an. Das Instrument, auf dem Christoph Hammer spielte, glich von der Beschaffenheit her dem Ihrigen daheim in Enneberg. Mit beim Konzert dabei waren Robert Brown, ein Fachmann für alte Instrumente aus Salzburg und Josef Lanz, künstlerischer Leiter des Kulturvereins Brixen Musik. Die Willeits kamen mit ihnen ins Gespräch und erzählten von ihrem alten Fortepiano, wie das Hammerklavier auch genannt wird. Bereits einen Tag später machten sich Hammer, Lanz und Brown auf ins Gadertal und zeigten sich begeistert: Im Haus der Familie Willeit stand ein Hammerklavier aus dem Jahre 1780. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="613400_image" /></div> <BR />Lois Willeit kann nur vermuten, wie seine Familie zu dem historischen Stück gekommen ist: „Das Klavier muss dem Bruder meines Großvaters, Anton Willeit, gehört haben. Er hatte Ende des 19. Jahrhundert auf dem Laronz-Hof mit der Bauersfamilie gelebt.“<BR /><BR />In der Nachbarschaft zum Hof, der aus dem 13. Jahrhundert stammt, lebte ein Lehrer namens Jeppele Frontull. Eine Urkunde vom 3. Juli 1884 belegt, dass Frontull einen Tauschvertrag mit Lehrer Franz Oberbacher aus St.Vigil eingegangen war. Frontull, Lehrer und ladinischer Komponist, muss im Besitz dieses Hammerklaviers gewesen sein, ehe er es mit Oberbacher gegen ein Müller-Klavier tauschte. Der Bruder seines Großvaters muss es von Oberbacher erworben haben und das Instrument ist somit im Weiler Biei (Willeit) geblieben.<BR /><BR />Sicher ist: Das Hammerklavier der Familie Willeit stammt aus dem Jahr 1780 und wurde von Joseph Hipp in Innsbruck seinerzeit – zu Zeiten Wolfgang Amadeus Mozart – angefertigt. „Das Hammerklavier hat dieselbe Konfiguration wie jenes von Mozart“, sagt Willeit. <BR /><BR /><b>Der Weg vom Gadertal in die Hofburg</b><BR /><BR />Josef Lanz war es, der über Jahre hinweg das Gespräch mit der Familie Willeit führte und Bemühungen anstellte, dass das Instrument sachgemäß restauriert werde. Die Jahre verstrichen. „Ein derartig historisches Instrument aus der Zeit Mozarts ist schon etwas sehr Besonderes. Ist es gut restauriert, ist es von großem Wert.“ Lanz schwebte bereits von Beginn an ein passender Ort für das Klavier vor – der Kaisersaal der Hofburg von Brixen. Dort, wo auch Mozart selbst musiziert haben soll. <BR /><BR />Schließlich gelang es Lanz mit Peter Schwienbacher, dem Direktor der Hofburg, und der Familie Willeit einen Beitrag beim Amt für ladinische Kultur zu erwirken. Im Vorjahr nun war es soweit: Das Hammerklavier wurde in Florenz restauriert.<BR /><BR /><b>Die Freude ist groß</b><BR /><BR /> Die Landesförderung erfolgte unter der Auflage, dass das Instrument für die Öffentlichkeit zugänglich sein müsse. Seit Weihnachten nun steht das Glanzstück im Kaisersaal der Hofburg, als Leihgabe an die Hofburg für 15 Jahre. <BR /><BR />Lanz: „Dass Brixen vom Ladinischen musikalisch bereichert wurde und wird, hat ja Tradition: Domkapellmeister Angelo Alverà und die Domorganisten Alfons Frontull, Otto Rubatscher und Franz Comploi. Und jetzt das Hammerklavier.“<BR /><BR />„Wir freuen uns sehr, dieses besondere Instrument bei uns im Haus beherbergen zu dürfen“, sagt Schwienbacher. Auch Josef Lanz und die Familie Willeit sehen am Ende dieser Geschichte vor allem eines: Ein wieder zum Leben erwecktes Instrument wird nun erneut seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt: Musik vom Feinsten von sich zu geben. <BR /><BR />