„Es ist nicht mehr die Frage ob, sondern nur mehr um wie viel“, so der Meteorologe Dieter Peterlin zur Klimaerwärmung. Dabei stehen wir erst am Anfang dieser Entwicklung. „In Bozen haben sich die Temperaturen von den 1960er Jahren bis in die 2010er Jahre um knapp 2 Grad erhöht“, weiß Meteorologe Peterlin.<BR /><BR />Schon längst haben wir uns daran gewöhnt: „zu warm“, „zu warm“, „zu warm“. Egal ob einzelne (Sommer-)Monate oder das ganze Jahr: Verglichen mit dem langjährigen Mittel ist es in der jüngsten Vergangenheit häufig eben fast immer „zu warm“. <h3> Brixen heute so warm wie Bozen in den 1960ern</h3>Doch das zeigt nur das halbe Bild: Denn auch die langjährigen Mittelwerte, mit denen das aktuelle Jahr jeweils verglichen wird, steigen natürlich an. Und die Abweichungen von dem, was früher einmal ein normaler Sommer war, zu den Sommern, wie wir sie in jüngster Vergangenheit erlebt haben, ist gewaltig – und man spürt sie bereits im Alltag: „Ein durchschnittlicher Sommer der 1960/70er Jahre würde heutzutage als sehr kühl empfunden werden, mittlerweile sind Tropennächte und 35 Grad zur Normalität geworden, früher war dies noch die absolute Ausnahme“, erinnert Meteorologe Dieter Peterlin. <BR /><BR />Auch die Klimazonen haben sich laut Peterlin bereits verschoben: „In Brixen ist es heutzutage so warm wie in den 1960er Jahren in Bozen. Oder in Naturns kommt man jetzt auf die Temperaturen, die in Meran in den 1970er Jahren gemessen wurden“, sagt er. Und belegt die Daten mit einem Blick in die Statistikarchive. <BR /><BR />Für klimatologische Auswertungen, also um das aktuelle Wetter einordnen zu können (ist es zu kalt, ist es zu warm) empfiehlt die Weltmeteorologie Organisation (WMO) einen Vergleichszeitraum von 30 Jahren. Ursprünglich hätte dieser alle 30 Jahre erneuert werden sollen. Zuerst galt als Referenzperiode 1931-1960, darauf folgte 1961-1990. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54819144_quote" /><BR /><BR />Doch da in der Zwischenzeit die menschengemachte Klimaerwärmung einsetzte, erwiesen sich 30 Jahre als zu weitgefasster Zeitraum und man begann, den Mittelwert alle 10 Jahre zu aktualisieren, also 1971-2000, 1981-2010 und aktuell gilt 1991-2020. <BR /><BR />„Wenn man also derzeit liest, dass etwa der Mai 2022 um ,2 Grad wärmer als im Durchschnitt„ war, bezieht sich dies auf den Referenzzeitraum 1991-2020. Um hingegen den Klimawandel aufzuzeigen, muss man den gesamten Zeitraum hernehmen“ so Peterlin.<BR /><BR /> In Bozen gibt es Temperaturaufzeichnungen bereits seit dem Jahr 1850. Und nimmt man diesen Zeitraum her, dann zeigt sich, dass sich die Temperaturen in der Landeshauptstadt bereits von den 1960er Jahren bis in die 2010er Jahre um knapp 2 Grad erhöht haben. Um dies anschaulich darzustellen (siehe Grafik unten), hat Meteorologe Peterlin den Jahres-Mittelwert für das vergangene Jahrhundert, also von 1901 bis 2000, ausgerechnet. <h3> Von 1985 bis heute jedes Jahr „zu warm“ </h3> Der liegt für Bozen bei 11,7 Grad Celsius. Und während im Zeitraum vom 1850 bis 1920 die allermeisten Jahre noch unter diesem Wert liegen, steigt danach die Häufigkeit der „zu warmen“ Jahre deutlich an. Und seit 1985 bis heute ist jedes Jahr – gemessen am Mittelwert des vergangenen Jahrhunderts – „zu warm“. <BR /><BR />„Der Temperaturanstieg ist in allen 4 Jahreszeiten ersichtlich, wobei die größte Steigerung im Sommer zu sehen ist – gefolgt vom Winter. Weniger ausgeprägt ist die Erwärmung bisher in den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst“, weiß Peterlin. <BR /><BR />Dabei stehen wir in Sachen Klimaerwärmung erst am Anfang: „In den nächsten Jahren ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen“, sagt der Experte: „Es ist nicht mehr die Frage ob, sondern nur mehr um wie viel. Die nächsten Jahrzehnte sind schon vorprogrammiert, wie es bis zum Ende des Jahrhunderts weitergeht, haben wir allerdings noch selbst in der Hand. Wenn die Treibhausgase deutlich und umgehend reduziert werden, könnte das Schlimmste noch abgewendet werden“, mahnt er.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="780869_image" /></div> <BR />