Rinder rülpsen und pupsen also Methan. Daran lässt sich ja wohl nichts ändern, oder doch? „Doch“, sagt Professor Gauly von der Fakultät für Agrar-, Umwelt- und Lebensmittelwissenschaften an der Universität Bozen. Denn wieviel Methan die Tiere ausstoßen hängt ganz wesentlich von der Art der Fütterung ab. „Das ist nicht ganz so banal wie es klingt“, betont Professor Gauly. Würde man es jedoch schaffen, die Fütterung maximal zu optimieren, dann ließen sich die gewünschten 30 Prozent Emissionen allein dadurch einsparen. Dazu müsste jedoch zum einen das Kraftfutter reduziert werden, denn damit rülpsen und pupsen die Tiere mehr Methan. „Heumilch-Kühe“ pupsen weniger. Aber auch da steckt der Teufel im Detail, weiß Prof. Gauly: „Es kommt dabei auch auf die Qualität des Futters an, bei schlechtem Heu steigen die Emissionen wieder.“ <BR /><BR />Auch die Wissenschaft kennt das Problem der rülpsenden und pupsenden Kühe und sucht schon nach Lösungen. „An der Entstehung von Methangas in den Rindermägen sind Einzeller schuld, die den Tieren bei der Verdauung helfen. Einige verursachen viel Methan, andere weniger. Nun versucht man über Zusatzstoffe im Futter jene Einzeller zu begünstigen, die wenig Methan produzieren“, so Prof. Gauly. Im Fokus der Wissenschaft ist dabei unter anderem eine besondere Art der Rotalgen. Aber: Noch ist alles im Versuchsstadium. <BR /><BR />Also doch den Viehbestand reduzieren? „Das würde gar einigen kleineren Betrieben das Genick brechen und der gesamten Agrarpolitik Südtirols in der Vergangenheit widersprechen. Denn bisher haben wir alles dafür getan, möglichst jeden Hof zu retten. Und das aus gutem Grund“, sagt Prof. Gauly. Denn – zumindest – die Südtiroler Art der Viehhaltung bringt viele Vorteile, „da ist nicht zuletzt die gesteigerte Biodiversität dank der Almen, die ansonsten verwalden würden“, so der Professor. Aber auch die soziale Struktur in Südtirols Peripherie wäre gefährdet: „Machen die Bauern dicht, werden Dörfer zu reinen Schlafstätten“, befürchtet Prof. Gauly. <BR /><BR />Und noch ein ganz wesentliches Argument führt er an: „Die Klimakrise ist ein globales Problem, kein Südtiroler. Wenn sich der Konsum der Verbraucher nicht ändert, dann greifen sie in Ermangelung von ausreichend Südtiroler Produkten zu Milch aus anderen Herkunftsländern. Global gesehen ist damit dem Klima nicht gedient, im Gegenteil: Damit schießen wir uns selbst ins Knie!“ Denn nicht nur wird damit global kein Treibhausgas eingespart, „dort wird unter Umständen unter Bedingungen produziert, die mehr Emissionen freisetzen als bei uns“. Dass aber auch die Landwirtschaft ihren Teil zur Rettung des Klimas beitragen muss, ist unbestritten. „Wir haben daher die Formulierung im Klimaplan geändert und nun ganz bewusst die Reduzierung von 30 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen als Vorgabe gesetzt“, erklärt Schuler. Weil nicht alle Gase gleich zu bewerten sind (siehe Infos unten), hat man weltweit das Prinzip der CO<sub>2</sub>-Äquivalente eingeführt. Mit diesen lassen sich Klima-Maßnahmen nun in ihrer Wirksamkeit vergleichen. Und für die Viehlandwirtschaft gibt es noch jede Menge anderer Möglichkeiten, Emissionen zu vermeiden: „Etwa indem man die Langlebigkeit der Kühe erhöht, das Boden- und Weidemanagement verbessert, den Verbrauch sämtlicher Betriebsmittel optimiert..“ Die Liste wäre lang. <BR /><BR />Bleibt ein letztes Problem: „Ein Hof“, so Prof. Gauly, „der bereits optimal arbeitet, hat kaum Einsparpotenzial. Andere Höfe dagegen jede Menge. Man müsste sich also jeden Hof einzeln anschauen...“