Vier Institute der EURAC haben dazu drei Jahre lang geforscht und unter Einbeziehung von Südtiroler Landesämtern, Verbänden und Unternehmen recherchiert. Am heutigen Mittwoch wurde der „Klimareport Südtirol“ vorgestellt.„Zum ersten Mal haben sich Experten aus verschiedensten Bereichen gemeinsam mit den Folgen des Klimawandels in Südtirol auseinandergesetzt. Der Klimareport ist Ergebnis eines großen Gemeinschaftsprojekts und fasst den regen Austausch zwischen Südtiroler Forschung und Praxis zusammen“, unterstreicht EURAC-Präsident Werner Stuflesser.Vor rund 40 Jahren habe man von der Überbevölkerung gesprochen, erst jetzt setze man sich damit auseinander. "Gleiches darf nicht beim Klimanwandel passieren. wir müssen für die Zukunft gewappnet sein", so Stuflesser.Temperatur wird weiter steigenIn Bozen ist die Durchschnittstemperatur in den vergangenen 30 Jahren um rund 1,5 Grad Celsius gestiegen. Anhand von unterschiedlichen Klimaszenarien haben EURAC-Wissenschaftler berechnet, dass die Jahresdurchschnittstemperatur in Südtirol bis zum Jahr 2050 um 1,2 Grad Celsius bis zu 2,7 Grad Celsius ansteigen wird. Für das Klima bedeutet dies, dass es generell trockener wird und Niederschläge im Winter häufiger in Form von Regen als Schnee fallen. Der Schnee, ein wichtiger Wasserspeicher, wird also immer weniger, dasselbe gilt für die Gletscher. Trockenperioden und Hitzewellen wie im Sommer 2003 werden laut den EURAC-Wissenschaftlern häufiger. "Der Klimawandel lässt sich nicht mehr verhindern, nur mehr verlangsamen. Südtirol ist eine der trockensten Regionen in den Alpen, die Durchschnittstemperatur steigt schneller als im Rest Europas", betonte EURAC-Wissenschaftler Marc Zebisch.Extremereignisse werden häufigerGlaubt man den EURAC-Experten, so müssen die Südtiroler in Zukunft vermehrt mit extremen Ereignissen rechnen. Starkregen, Stürme und Hitzewellen können die Folge des Klimawandels sein. Exakte Vorhersagen seien allerdings schwer möglich. Durch das Auftauen von Permafrostböden wird es laut dem Klimareport beispielsweise mehr Sturzprozesse im Hochgebirge geben. Straßen, touristische Infrastrukturen wie Aufstiegsanlagen, aber auch Siedlungen seien vermehrt gefährdet.Risikomanagement, Risikokommunikation, Monitoring und Frühwarnung werden demnach künftig immer wichtiger.Wasserbedarf steigt, Wasserverfügbarkeit sinktBereits in den vergangenen Jahren hat sich die Ernte von Wein und Äpfeln zeitlich nach vorne verlagert. Ihr Anbau ist in immer größeren Höhen möglich. Experten rechnen mit einer höheren Belastung durch Schadinsekten und Problemen, die bei der Bewässerung im Rahmen der Intensivlandwirtschaft auftreten könnten.Laut dem Report werden die Wasserverfügbarkeit künftig ab- und der Wasserbedarf zunehmen. Auswirkungen hat der Klimawandel auch auf die Forstwirtschaft. Ein trockeneres Klima wird den Wald anfälliger gegenüber Schädlingen machen und die Gefahr von Waldbränden erhöhen, so die Experten. Allerdings könne aufgrund höherer Temperaturen auch von einem verstärkten Waldwachstum ausgegangen werden.Hitzestress und schlechtere LuftqualitätEine Folge des Klimawandels kann laut den EURAC-Wissenschaftlern auch eine Verschlechterung der Luftqualität sein. Daraus können sich Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen sowie Zecken- und Mückenplagen ergeben.Laut Experten ist außerdem Hitzestress die schwerwiegendste gesundheitliche Auswirkung des Klimawandels auf den Menschen. Dabei sind besonders alte und kranke Menschen gefährdet. Gefragt sei eine angepasste Raumplanung, die in den Städten genügend Grünflächen und Hitzewarnsysteme vorsehe.Mehr Hitze und Regen Wenn aufgrund des Klimawandels im Winter künftig mehr Regen als Schnee fallen wird, kann dies Auswirkungen auf den Wintertourismus haben. Beschneiungsanlagen werden mehr und mehr gefragt sein. Vor allem nieder gelegene Skigebiete werden auf Alternativen zum Skitourismus setzen müssen.Die höhere Hitze im Sommer könnte einen Aufschwung der Sommerfrische und des Nebensaison-Tourismus mit sich bringen.Entwicklung einer AnpassungsstrategieNeben Maßnahmen zum Klimaschutz müssten, so die Klimareport-Autoren, auch solche Maßnahmen getroffen werden, um die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels so weit als möglich abzuschwächen. Die Anpassung an den Klimawandel sollten mit auf die politische Agenda gesetzt und koordiniert werden.„In erster Linie möchten wir mit dem Klimareport die Südtiroler Bevölkerung über die absehbaren Auswirkungen des Klimawandels in Südtirol informieren. Doch liegt uns auch daran, mit dieser Arbeit die gemeinsame Entwicklung einer übergreifenden Anpassungsstrategie an den Klimawandel anzustoßen. Denn die Folgen sind bereits spürbar und es gilt sich rechtzeitig vorzubereiten“, so der Wissenschaftler Zebisch am Mittwoch in Bozen.stol