Vorgestellt wurden die Vorschläge zur Klinischen Reform am heutigen Dienstag von den Verantwortlichen auf einer Pressekonferenz in Bozen."Jeder Südtiroler darf und soll nun dazu Stellung nehmen", erklärte Gesundheitslandesrat Richard Theiner einleitend, „jetzt beginnt die eigentliche Diskussion zur Klinischen Reform."Denn das komplette Grundsatzpapier kann seit heute im Internet abgerufen werden. Nach Abschluss der öffenltichen Debatte sollen einige Vorschläge zur Reform in den endgültigen Entwurf der Landesregierung einfließen. Neue Organisationsformen für die Abteilungen für Pädiatrie und Gynäkologie Alles bzw. vieles neu heißt es in Sachen Onkologie: In Planung sind Schwerpunktzentren für die Tumor-Chirurgie in Bozen, Brixen und Bruneck. Ein wesentlicher Kernpunkt der Reform ist die Neuorganisation der Abteilungen für Pädiatrie und Gynäkologie in den Krankenhäusern der Grundversorgung, zu denen Innichen, Schlanders und Sterzing zählen. „Die beiden Abteilungen bauen ihre Leistungen in Zukunft vor allem in ambulanter und tagesklinischer Form aus“, erklärte Sanitätsdirektor Oswald Mayr. Sowohl die Pädiatrie, als auch die Gynäkologie werden in diesen drei Krankenhäusern nicht mehr als eigene Bettenabteilung geführt. Muss ein Patient stationär aufgenommen werden, wird er in eine andere Abteilung verlegt. Außerdem sieht die Klinische Reform vor, dass die „geburtshilflichen Abteilungen in diesen drei Krankenhäusern nur dann bestehen bleiben, wenn es mindestens 300 Geburten pro Jahr gibt“, so Mayr. Sei dies nicht der Fall, müsse die Gemeinde die Differenz der "fehlenden Geburten" bezahlen. „Zu viele, zu lange Krankenhausaufenthalte, zu viele unangemessene Leistungen“ Die Reform sei unumgänglich, stellte Sanitätsbetrieb-Generaldirektor Andreas Fabi klar, der betonte: „Stillstand ist Rückschritt“. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb beschäftige 9.000 Mitarbeiter „und wir wollen jeder dieser Arbeitsplätze erhalten. Allerdings ist dafür Flexibilität gefragt“, unterstrich Fabi. So seien einige Schwachpunkte – u.a. zu viele und zu lange Krankenhausaufenthalte, das Vormerksystem sowie zu viele unangemessene Leistungen – auszumerzen. „Nach europäischem Standard werden rund 50 Prozent der Leistungen für die Bevölkerung außerhalb des am nächsten gelegenen Krankenhauses erbracht. Wir sind noch nicht so weit“, räumte Fabi ein. Stichwort: Abgestuftes BetreuungsystemDeshalb werde es jetzt durch ein abgestuftes Betreuungssystem - ein abstraktes Wort, das die Klinische Reform aber in ihrem Kern umschreibt - eine schrittweise Anpassung geben.„Unsere Aufgabe ist es jetzt, festzulegen, welche Spezialleistungen, abgesehen von der Grundversorgung, in welchen Krankenhäusern in Zukunft erbracht werden“, unterstrich Sanitätsdirektor Mayr. In den einzelnen Krankenhäusern werde dann ausgehandelt, welche Abteilung welche spezifische Leistung erbringe. "Wir können und sollen nicht überall alles anbieten" Das heißt, das in Zukunft nicht mehr die einzelnen Primare bestimmen, welche Leistungen angeboten werden, sondern vielmehr alle Primare der Grundversorgungs- und Schwerpunktkrankenhäuser (Brixen, Meran, Bruneck) und sowie des Zentralkrankenhauses Bozen gemeinsam. "Wir können und sollen nicht überall alles anbieten", so Mayr, der die Tumorchirurgie als Beispiel nannte, für die es künftig unterschiedliche Schwerpunktsetzungen an den einzelnen Krankenhäusern geben wird, die landesweite Gültigkeit haben. Einen Komplett-Service im 24-Stunden-Takt werde es weder in Bozen, Bruneck, Meran, Brixen, Schlanders, noch in Sterzing oder in Innichen geben. Änderungen gebe es in allen sieben Krankenhäusern. Die Reform betreffe alle in gleichem Maße, so der Sanitätsdirektor. „Es handelt sich um keinen Kahlschlag, aber um eine Bündelung von bereits hohen Qualitätsstandards und um das Ausmerzen von Zwei- und Mehrgleisigkeiten“, erklärte Mayr. Im Fachjargon nenne sich dies horizontale Vernetzung gleicher Abteilungen. Keine Schließungen und kein StellenabbauNoch ist die Klinische Reform nur Papier. Der Oktober ist der Diskussionsphase gewidmet, dann will der Sanitätsbetrieb der Landesregierung einen konkreten Vorschlag vorlegen. „Sobald dies der Fall ist und sobald die Landesregierung grünes Licht gibt, können wir die Reform in Angriff nehmen“, betonte Theiner. Der Landesrat unterstrich ausdrücklich, dass keines der sieben Krankenhäuser geschlossen und dass die Grundversorgung weiterhin überall garantiert werde. Allerdings räumte er ein, dass er heute nicht mehr sieben Krankenhäuser in Südtirol bauen würde. „Sie stehen aber bereits und es war der ausdrückliche Wunsch der Landesregierung, diese fortzuführen. Daran haben wir die Klinische Reform ausgerichtet“, so Theiner abschließend . joi