Der als „König der Gefängnisausbrecher“ bekannte sardische Kriminelle Graziano Mesina ist erst vor wenigen Tagen aus dem Gefängnis in Mailand entlassen worden, in dem er seit Jahren inhaftiert war. Ein Mailänder Gericht gab dem von den Anwältinnen Mesinas, Beatrice Goddi und Maria Luisa Vernier, gestellten Antrag auf Aussetzung der Strafe aus gesundheitlichen Gründen statt. <BR /><BR />Nun ist Mesina gestorben. <BR /><BR />Der 83-Jährige litt an Krebs. Sein Gesundheitszustand war schon seit einiger Zeit prekär, aber in den letzten zwei Monaten hat er sich wesentlich verschlechtert. Aufgrund der Krankheit konnte er nicht mehr gehen, sich nicht selbst ernähren, nicht sprechen und hatte Schwierigkeiten, Menschen zu erkennen. <h3> 30 Jahre Haft wegen Drogenhandels</h3> Mesina, der wegen Entführung und mehrfachen Mordes im Gefängnis sitzt, gilt als ein Held für die Autonomisten Sardiniens. Legendär waren seine erfolgreichen Fluchtversuche. 2004 war er vom damaligen italienischen Präsidenten Carlo Azeglio Ciampi begnadigt worden und freigekommen. 2013 war er jedoch wegen Drogenhandels wieder festgenommen worden. Er wurde im Juni 2019 wieder auf freien Fuß gesetzt.<BR /><BR />2021 wurde er rechtskräftig zu 30 Jahren Haft wegen internationalen Drogenhandels verurteilt, nachdem das Oberste Gericht in Rom einen Einspruch abgelehnt hatte. Seitdem saß er im Mailänder Gefängnis Oper in Haft. <h3> Lange kriminelle Laufbahn</h3> Der „ehrenhafte Bandit“, der die Mittelmeerinsel in den 1960er-und 70er-Jahren terrorisiert hatte, kam in der Hirtengemeinde Orgosolo zur Welt. Er wurde mit 14 Jahren wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen. Danach begann er eine lange kriminelle Laufbahn.<BR /><BR /> Seine Überfälle wurden international bekannt. Um ihn entstand ein Mythos, der ihn zum Volkshelden auf Sardinien machte. „König der Berge“ wurde er wegen seines Talents genannt, entführte Industrielle und Politiker im steilsten Gebirge der Insel zu verstecken.<BR /><BR /> Dem auch mit dem Spitznamen „Grazianeddu“ bekannte Mesina gelang es, aus Zügen, Kasernen und Hochsicherheitsanstalten auszubrechen. Er genoss bei seinen Landsleuten so viel Ansehen, dass er 1992 aus dem Gefängnis heraus im Entführungsfall Kassam vermittelnd eingreifen konnte. <BR /><BR />Die Entführer des siebenjährigen Faruk Kassam, der 1992 auf Sardinien verschleppt worden war, hatten dem Buben einen Teil eines Ohrs abgeschnitten und an die Eltern geschickt, um Lösegeld zu erzwingen. Das Kind, Sohn eines Hoteliers an der Costa Smeralda, wurde schließlich nach sieben Monaten Gefangenschaft befreit.