<b>Rund 50.000 fachärztliche Leistungen pro Jahr sollen in den kommenden drei Jahren von konventionierten Privatkliniken übernommen werden. Das klingt nach ziemlich viel...</b><BR />Luca Armanaschi: Wir erhalten immer wieder Rückmeldungen, dass der Sanitätsbetrieb zu viel Geld an private Strukturen gibt. Fakt ist aber, dass wir nach dem Aostatal den geringsten Anteil konventionierter Leistungen im Staatsgebiet haben. Im vergangenen Jahr lag der Anteil bei 9,2 Prozent, der italienische Durchschnitt bei 17,5 Prozent. Das Trentino kommt auf 11,1, das Veneto auf 14 und die Lombardei auf 25 Prozent. Wir investieren rund 15 Millionen Euro für den Ankauf von fachärztlichen Leistungen pro Jahr – und das hilft uns, die Wartezeiten deutlich zu verkürzen. <BR /><BR /><b>Wie haben sich die Wartezeiten durch die Konventionierungen entwickelt? </b><BR />Armanaschi: Die Zusammenarbeit zeigt klare Ergebnisse. 2019 musste ein Patient auf eine dringende Facharztvisite in Orthopädie oder Augenheilkunde mehr als 40 Tage warten, auf eine Mammographie sogar 177 Tage. Jetzt liegen wir jeweils bei maximal zehn Tagen. Zudem ist die Nachfrage nach der Corona-Pandemie stark gestiegen, im Durchschnitt um zwölf Prozent in den letzten drei Jahren. Besonders deutlich: neurochirurgische Visiten plus 37 Prozent, Augenheilkunde plus zwölf Prozent, Orthopädie plus 21 Prozent, Magnetresonanzen plus 15 Prozent. Das könnten wir ohne die Kooperationen nicht bewältigen. Es ist also eine echte Win-win-Situation.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71164674_quote" /><BR /><BR /><b> Win-win – das scheint in manchen Bereichen zumindest für die privaten Strukturen nicht mehr zu stimmen. Denn die Angebote decken bei Dermatologie, Kardiologie, Gastroenterologie, Neurologie und Schmerztherapie nicht den Bedarf. Stimmen die Tarife nicht?</b><BR />Armanaschi: Die Kosten steigen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Deshalb hat die Landesregierung die Tarife im Reha-Bereich um zehn bis 16 Prozent erhöht – das bedeutet für uns zusätzliche Kosten von rund vier Millionen Euro. Auch bei Klinikaufenthalten für Hüft- oder Knieprothesen hat man die Tarife angepasst. Unser Spielraum ist zwar begrenzt, da die Tarife grundsätzlich von Rom vorgegeben werden, aber es wird vom Land die vorhandene Autonomie bestmöglich ausgeschöpft.<BR /><BR /><b>Wenn an den Tarifen nicht mehr zu schrauben ist, wie wollen Sie den Kliniken dann die unterversorgten Bereiche schmackhaft machen?</b><BR />Armanaschi: Diesmal haben wir bewusst früh ausgeschrieben, damit die Kliniken genügend Zeit haben, sich für die kommenden drei Jahre vorzubereiten. Wir haben außerdem noch Verhandlungsspielraum. Vorgestern gab es ein gutes Gespräch mit den konventionierten Anbietern, um gemeinsam neue Strategien für ein erweitertes Angebot zu entwickeln. In der zweiten Ausschreibung werden wir Kombi-Pakete anbieten: Leistungen, die für die Kliniken attraktiv sind, werden gemeinsam mit anderen ausgeschrieben, sodass wir insgesamt die Versorgung sicherstellen können.<BR /><BR /><b>Einige Kliniken nennen auch fehlendes Personal als Grund, bestimmte Leistungen nicht anbieten zu können.</b><BR />Armanaschi: Wir verfolgen die Strategie, komplexere Leistungen intern zu behalten und weniger komplexe auszulagern. So können wir die Ressourcen optimal einsetzen. In einigen Bereichen, wie der Dermatologie, werden wir möglicherweise auch bei der zweiten Ausschreibung nicht den gesamten Bedarf abdecken, aber wir sehen dies als Chance, innovative Lösungen zu entwickeln und die Zusammenarbeit weiter zu stärken. <BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler gefunden? Geben Sie uns bitte Bescheid.</a>