Seit Jahresbeginn läuft das Vergabeverfahren für die neue Konzession der Brennerautobahn für die kommenden 50 Jahre. Kritiker, darunter die Autobahngesellschaft „Autostrade per l’Italia“ sowie der Verband der Autobahnkonzessionäre „Aiscat“, sehen in der Ausschreibung mögliche Verstöße gegen Fairness und Wettbewerb. <BR /><BR />Sie argumentieren, dass die Bedingungen der Vergabe einen Vorteil für die aktuelle Betreibergesellschaft darstellen und nicht mit den allgemeinen Regeln des freien Marktes vereinbar seien. In einem Rekurs sowie einem Protestbrief an das Verkehrsministerium forderten sie eine Überarbeitung oder sogar eine Annullierung des Verfahrens. Auch in Italiens größter Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“ war die Kritik ein großes Thema.<h3> Fugatti und Kompatscher halten Kritik für unbegründet</h3>Wie die italienische Tageszeitung „L'Adige“ berichtet, halten Kompatscher und Fugatti sowie die politischen Vertreter der Provinzen Verona, Modena, Mantua und Reggio Emilia dagegen. In ihrem Schreiben an „Il Sole 24 Ore“ betonen sie, dass die Ausschreibung transparent und im Sinne des öffentlichen Interesses gestaltet sei. Besonders das geplante Tarifsystem, das eine stärkere Zweckbindung der Einnahmen vorsieht, sei ein entscheidender Punkt. <BR /><BR />Anstatt Gewinne vorrangig als Dividenden an Aktionäre auszuschütten, solle ein größerer Teil in Investitionen und Instandhaltungsmaßnahmen fließen. Dies stelle sicher, dass die Autobahn langfristig modernisiert und an die wachsenden Verkehrsanforderungen angepasst werde.„Dieses Modell garantiert die Gleichheit, weil es die Interessen der Bürger und Nutzer über die Interessen der Aktionäre stellt“, heißt es in dem Brief.<h3> Brennerautobahngesellschaft überwiegend in öffentlicher Hand</h3>Die Diskussion um die Ausschreibung dürfte noch andauern, doch die betroffenen Landeshauptleute machen klar, dass sie an dem Verfahren festhalten wollen. „Die Forderungen nach einer Annullierung der Ausschreibung können wir nicht nachvollziehen“, heißt es in ihrem Schreiben.<BR /><BR />Der Brennerautobahngesellschaft wird bei der Ausschreibung als aktuellem Betreiber eine Art Vorzugsschiene eingeräumt. Die Gesellschaft befindet sich überwiegend in öffentlicher Hand: Der größte Anteilseigner ist die Region Trentino-Südtirol mit 32 Prozent, während die Provinzen Bozen und Trient jeweils 8 Prozent halten. Weitere Anteile sind auf verschiedene Provinzen und Gemeinden verteilt, sodass insgesamt rund 85 Prozent des Unternehmens von öffentlichen Körperschaften gehalten werden.