Die europäischen Grünen beanstandeten am Mittwoch, die zulässigen EU-Grenzwerte für radioaktiv belastete Lebensmittelimporte aus Japan seien höher als in Japan selbst. Die EU-Kommission wies indes Vorwürfe von Verbraucherorganisationen zurück, wonach sie die Obergrenzen für die radioaktive Belastung von Lebensmitteln angesichts der Atomkatastrophe in Japan deutlich erhöht habe.Ein Sprecher von Gesundheitskommissar John Dalli sagte am Mittwoch in Brüssel, die Kommission habe keine Grenzwerte angehoben, sondern die EU habe vergangene Woche die Durchführung zu einer Basisverordnung von 1987 – ein Jahr nach der Tschernobyl-Katastrophe – beschlossen, welche die Obergrenzen von Lebensmitteln im Fall eines „atomaren Notstands“ regelt.Die Grünen bezeichneten es als unverständlich, weshalb nun für Produkte aus Japan die höheren Grenzwerte gelten sollen. Sie seien selbst bei geringen Importmengen zu hoch. „Sie orientieren sich nicht am Ziel des besten Schutzes insbesondere nicht von Kindern“, betonte die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen, Rebecca Harms. „Die aktuell erlassenen Grenzwerte zeigen die unverantwortliche und risikofreundliche Orientierung der EU-Kommission bei Entscheidungen im Zusammenhang mit Atomenergie.“In EU-Ratskreisen hieß es, für Lebensmittelimporte aus Japan habe es vorher gar keine Grenzwerte in der EU gegeben. In der Verordnung der Kommission werden Iod-131, Caesium-134 und Caesium-137 genannt, nicht aber Plutonium und Strontium. Der Kommissionssprecher sagte, zum Zeitpunkt des Beschlusses sei noch nicht bekannt gewesen, dass auch Spuren von Plutonium aus dem AKW Fukushima entwichen sind.„Wenn es notwendig ist, den Umfang der Kontrollen zu erweitern, wird die Europäische Union das machen.“Die deutschen Verbraucherorganisation „foodwatch“ und der Verein „Umweltinstitut München“ hatten zuletzt einen kompletten Importstopp für Nahrungsmittel aus Japan gefordert. Mit der nunmehr in Kraft getretenen Eilverordnung habe die Europäische Kommission Grenzen für etliche Produkte aus den betroffenen japanischen Regionen deutlich heraufgesetzt: auf 400 Becquerel/Kilogramm für Säuglingsnahrung, auf 1.000 Becquerel/Kilogramm für Milchprodukte und auf 1.250 Becquerel/Kilogramm für andere Nahrungsmittel. Bestimmte Produkte wie Fischöl oder Gewürze dürften diesen Wert sogar um das Zehnfache übersteigen, also bis zu 12.500 Becquerel/Kilogramm belastet sein – ein 20-faches des bisherigen Limits, hatten die Organisationen kritisiert. apa/dpa