Beim Blick auf die Rechnung aus Bozen fallen vielen Stromproduzenten in diesem Jahr die Augen aus dem Kopf. Im Streit mit dem Land spielen auch die kräftig erhöhten Energiepreise eine Rolle. <BR /><BR />Feuer am Dach an der Strom-Front: 50 Millionen Euro – und damit das 5-Fache anderer Jahre – sollen Südtirols Stromproduzenten heuer als so genannten Gratisstrom ans Land abführen. Doch viele spielen nicht mit. 50 Gesellschaften von kommunalen Genossenschaften bis zur privaten Eisackwerk GmbH zogen gestern dagegen vor Gericht. „Wir werden für Einnahmen zur Kasse gebeten, die wir gar nicht hatten“, sagt Gotthard Gufler, Bürgermeister von Moos in Passeier.<BR /><BR />Seit 1972 müssen alle Inhaber einer großen und mittleren Konzession den so genannten Gratisstrom ans Land abführen. Dies erfolgt nicht in Form von Strom, sondern von Zahlungen. Im Schnitt spülten diese zwischen 11 und 13 Millionen Euro in die Kassen des Landes, im Vorjahr stieg die Summe auf 20 Millionen Euro an.<BR /><BR />Heuer allerdings fielen den Stromproduzenten die Augen aus dem Kopf. Satte 50 Millionen Euro will das Land abkassieren. Der Gratisstrom wird auf Basis des Strompreises vom Vorjahr errechnet. 2022 schoss er in die Höhe, weshalb exorbitante Summen anfallen. Beispiele sind das Kraftwerk St. Anton, das 2,4 Millionen Euro abführen müsste, während es 2021 noch 400.000 Euro waren. Oder das Kraftwerk Enerpass in Passeier, wo die Abgabe von 220.000 auf über 800.000 Euro schnellte.<h3> Erste Rate wird nicht bezahlt</h3>Gestern wäre die erste von 2 Raten fällig gewesen, doch viele zahlen nicht: „Aus dem Passeiertal haben 12 Gesellschaften Rekurs vor dem Verwaltungsgericht eingelegt, darunter 2, die aufgrund der hohen Abgabe ins Defizit rutschen“, sagt Bürgermeister Gotthard Gufler. Insgesamt zogen über 50 Gesellschaften aus allen Landesteilen vor den Richter.<BR /><BR />Denn: Man werde für Einnahmen zur Kasse gebeten, die man gar nicht hatte. 2022 schnellte der Strompreis zwar in die Höhe. Alle Einnahmen über 58 Euro pro Megawatt waren aber an den Staat abzuführen. „Und da ist es nicht richtig, dass das Land von uns 331 Euro je Megawatt verlangt“, hießt es. <h3> Rechnet das Land falsch?</h3>Zudem rechne das Lands seit Jahren falsch. Statt den Strompreis ab Börse (PUN) habe man den Strompreis für den Endkunden herangezogen. „Seit Jahren entspricht das Vorgehen des Landes nicht dem Autonomiestatut, das von einem Fixpreis spricht, der inflationsbedingt anzupassen ist“, so Rechtsanwalt Toni von Walther.<BR /><BR />Abseits steht Alperia. Obwohl die Gesellschaft von Land und Gemeinden 3 Viertel der 50 Millionen Euro berappen muss, zückt sie die Brieftasche. „Jeder Konzessionär wusste, was auf ihn zukommt“, so Direktor Luis Amort.<BR /><BR />Bei den anderen Konzessionen löst dies Kopfschütteln aus. Alperia gehört mehrheitlich den Gemeinden. Vor allem Bozen und Meran sollte es nicht egal sein, ob das Geld in die Kassen des Landes fließt oder in die eigenen. <BR />