von <b>Elisa Steiner</b><BR /><BR />Seit dem Winter 2019/2020 sind in Südtirol 13 Männer und 7 Frauen aufgrund von Lawinen gestorben. In Österreich ist die Zahl noch um einiges höher: Pro Wintersaison sterben durchschnittlich 22 Personen bei Lawinenabgängen. 14-mal so viele Männer als Frauen zählen dabei zu den Todesopfern.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1109772_image" /></div> <BR /><BR /> Auch heuer, in der erst kürzlich andauernden Wintersaison, <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/nach-lawinenabgang-in-sulden-junger-eiskletterer-hat-es-nicht-geschafft" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">gab es bereits einen tödlichen Lawinenunfall in Südtirol</a>. <h3> Verletzlichkeit und Risikobereitschaft</h3>Keineswegs sind die Verunfallten aber meist unsportlich, unerfahren oder schlecht ausgerüstet. Viel eher handle es sich um eine individuelle Risikobereitschaft, eine Tour bei gefährlichen Bedingungen zu wagen oder nicht. <BR /><BR />Eine Studie des österreichischen Alpenvereins zeigt, dass fast ausschließlich Männer unter Lawinen verunglücken. Zwar sind immer noch mehr Männer als Frauen auf Skitouren, Schneeschuhwanderungen und beim Freeriden unterwegs, was die Ungleichheit jedoch nicht gänzlich erklärt.<BR /><BR />Es habe mehr mit einer gesunden Gefahrenabwägung zu tun: „Frauen entscheiden defensiver, nehmen Warnungen ernster, unterliegen weniger leicht der Illusion der Kontrolle.“ Es ist, so Michael Larcher, Bergführer und Lawinenexperte, „als wären sich Frauen ihrer Verletzlichkeit wesentlich bewusster als Männer.“<h3> Gesellschaftliche Rollenbilder</h3>Ein weiterer Grund sind die gesellschaftlichen Rollenbilder der beiden Geschlechter. Frauen neigen dazu, vorsichtiger zu sein, Gefahren eher zu erkennen und schneller auf unsichere Situationen zu reagieren. Männer hingegen sind risikofreudiger und haben – speziell in Gruppen – Angst davor, ihre Unsicherheit zu zeigen oder laut auszusprechen.<BR /><BR /> Sie verspüren oftmals einen gesellschaftlichen Druck, eine Entscheidung nicht ins Negative beeinflussen zu wollen. Es dominiert die Sorge, sich Zweifel selbst einzugestehen und darauf zu reagieren. <BR /><BR /><embed id="dtext86-67830065_quote" /><BR /><BR /> „Es sind etwa starke Emotionen wie Euphorie oder der Erwartungs- und Erfolgsdruck innerhalb einer Gruppe, die Menschen zu einem gesteigerten Risikoverhalten verleiten. Aber auch gefährliche Routine oder die Verlockung der seltenen Gelegenheit“, so Larcher. <BR /><BR />Ob diese überlegene Grundausstattung der Frauen angeboren ist oder mit Kultur und Erziehung zu tun hat, bleibt dabei eine Fragezeichen.<h3> Prävention und Expertentipps</h3>Um eine Tragödie bestmöglich zu verhindern, wird das Einhalten folgender Grundsätze dringend empfohlen.<BR /><BR /><b>Stop and Go:</b> Während einer Skitour sollte die Gruppe immer wieder anhalten und die Lage neu bewerten. Der Austausch ist hier entscheidend, es sollten alle Gruppenmitglieder zu Wort kommen und eine gemeinsame Einschätzung des Risikos vornehmen. <BR /><BR /><b>Lawinenausrüstung als Muss:</b> Auch bei noch so geringer Lawinenwarnstufe, sollte im freien Gelände immer die Notfallausrüstung, LVS-Gerät, Schaufel und Sonde sowie bestenfalls ein Lawinenrucksack, mitgeführt werden. <BR /><BR /><b>Planung und Fitness:</b> Zu einer gelungenen Skitour gehört die sorgfältige Tourenplanung sowie der Check von Wetter und Lawinenwarnstufe. Neben der Lawinenausrüstung, sollte auch Acht auf die restliche Ausrüstung wie ggf. Steigeisen, Skibrille, Gewand oder Essen und Trinken gegeben werden. Körperliche sowie mentale Fitness spielen eine große Rolle und dürfen nicht unterschätzt werden.<BR /><h3> Die relevanten Fragen: WIE - WAS - WO?</h3>Jeder, der im freien Gelände unterwegs ist, sollte sich zweimal 3 Fragen selber stellen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1108803_image" /></div> <u><b><BR />3 Fragen zu Schnee und Gelände</b></u><BR /><BR /><b>- Wie</b> gefährlich ist es heute? Welche Gefahrenstufe gibt der Lawinenlagebericht aus?<BR /><b>- Was</b> ist heute das Lawinenproblem? Ist es Triebschnee, Altschnee, oder etwas Anderes?<BR /><b>- Wo</b>, in welcher Höhenlage und Hangrichtung befinden sich die Gefahrenstellen?<BR /><BR /><BR /><u><b>3 Fragen zur mentalen und gruppendynamischen Verfassung</b></u><BR /><BR />- <b>Wie</b> geht es mir heute? Könnten Euphorie oder Leistungsdruck zu einem Risikoschub führen?<BR />- <b>Was</b> geht in unserer Gruppe vor? Ist Konkurrenz ein Thema? Ist klar, wer entscheidet?<BR />- <b>Wo</b> und wann wird über Entscheidungen offen kommuniziert?<BR /><BR />Für alle, die sich noch weiter mit dem Thema Lawinenprävention beschäftigen wollen, <a href="https://alpenverein.it/vortraege-sicher-unterwegs-i-winter/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">bietet der Alpenverein Südtirol umfassende Informationen. </a>